Erste Hilfe für Demokratie-Retter
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In seinem Buch „Erste Hilfe für Demokratie-Retter“ schreibt Jürgen Wiebicke, galt es, „die hier in Europa völlig überraschende erste Wahl Donald Trumps zum US -Präsidenten zu verarbeiten, vor allem der sich daraufhin auch bei uns sehr rasch ausbreitenden gesellschaftlichen Grundstimmung eines lähmenden Pessimismus etwas entgegenzusetzen. Denn dieser Mangel an Zuversicht, das war schon damals meine Überzeugung wird auf Dauer die Demokratiekrise weiter verschärfen, weil darin die Gefahr einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung schlummert. Wer stets mit dem Schlimmsten rechnet, bereitet dem Schlimmsten ungewollt den Weg.“
Freiheitliche Gesellschaften sind darauf angewiesen, dass möglichst viele von dem Geist getragen sind, dass sie ihre gemeinsame Welt gestalten und nicht nur ertragen können, dass Menschen es in der Hand haben, ein besseres Morgen zu schaffen.
Über den Autor
Theo Paul ist Domkapitular und unter anderem für die Krankenhäuser, Klöster und geistlichen Orte im Bistum Osnabrück zuständig. In seinen Blogbeiträgen greift er gerne aktuelle Themen auf.
Ohne Zuversicht wäre in der Vergangenheit keiner der Kämpfe um Freiheit und Gerechtigkeit gewonnen worden, alle sozialen und politischen Bewegungen sind auf diese Ressource angewiesen. Politische Erfolge wurzeln nicht in Verzweiflung. Nur kann man niemanden Zuversicht verordnen. Sich selbst aber darin einüben kann man schon. Indem man erste Schritte geht …“ (vgl. Jürgen Wiebicke, Erste Hilfe für Demokratie-Retter, Köln, 2024, S. 24.) Für mich trifft diese Krisenbeschreibung auch für unsere Kirche zu. Der Mangel an Zuversicht und Hoffnung ist Tag für Tag anzutreffen. Traut man den Evangelien noch eine verändernde Lebensgestaltung zu? Oder verschärft sich der Mangel? Kommt es nicht zur Verschärfung dieses Mangels auch in kirchlichen Kreisen und ist auch eine sich selbst erfüllende Prophezeiung angesagt? Wer stets mit neuen Krisenzahlen an die Öffentlichkeit geht, der bereitet genau diesen errechneten Entwicklungen den Weg.
Wie können wir damit umgehen? Ganz in der Haltung des Synodentextes „Unsere Hoffnung“ aus dem Jahr 1975 geht es darum, den Weg gelebter Hoffnung weiterzugehen. Er ist auch das Gesetz aller kirchlichen Erneuerung. Und der führt uns in die heutige Antwort, die wir letztlich auf alle Zweifel und Enttäuschung, auf alle Verwerfungen und alle Indifferenz geben können. Die Welt braucht keine Verdoppelung ihrer Hoffnungslosigkeit durch Religion, sie braucht und sucht (wenn überhaupt) das Gegengewicht, die Sprungkraft gelebter Hoffnung. (vgl. Gemeinsame Synode, Freiburg, 1976, S. 101.)