Erzähl das Wunder (nicht) weiter

Scherben mit einer kleiner grüner Pflanze
Bild: unsplash.com, Clark Wilson

In jener Zeit verließ Jesus das Gebiet von Tyrus und kam über Sidon an den See von Galiläa, mitten in das Gebiet der Dekápolis. Da brachten sie zu ihm einen, der taub war und stammelte, und baten ihn, er möge ihm die Hand auflegen. Er nahm ihn beiseite, von der Menge weg, legte ihm die Finger in die Ohren und berührte dann die Zunge des Mannes mit Speichel; danach blickte er zum Himmel auf, seufzte und sagte zu ihm: Éffata!, das heißt: Öffne dich! Sogleich öffneten sich seine Ohren, seine Zunge wurde von ihrer Fessel befreit und er konnte richtig reden. Jesus verbot ihnen, jemandem davon zu erzählen. Doch je mehr er es ihnen verbot, desto mehr verkündeten sie es. Sie staunten über alle Maßen und sagten: Er hat alles gut gemacht; er macht, dass die Tauben hören und die Stummen sprechen.

Markus 7, 31-37

„Jesus verbot ihnen, jemandem davon zu erzählen. Doch je mehr er es ihnen verbot, desto mehr verkündeten sie es.“

Warum also tun sie es?

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Ich glaube, dass dieses Verhalten grundsätzlich im Menschen selbst verankert ist und der Reiz, etwas Verbotenes zu tun, aus ganz unterschiedlichen psychologischen oder sozialen Fakten resultiert. Sei es aus Neugier oder Abenteuerlust, oder weil das Verbotene das Interesse weckt und den Alltag auflockert. Außerdem können verbotene Handlungen einen Adrenalinschub erzeugen, der ein Gefühl von Aufregung und Lebendigkeit vermittelt. Purer Nervenkitzel eben. Vielleicht will man so aber auch gegen Autoritäten und gesetzte Normen rebellieren. In dieser Bibelstelle liegt für mich die Begründung für das Handeln der Menschen weniger im Nervenkitzel oder der Abenteuerlust, sondern vielmehr in der Dankbarkeit und dem Wunsch, das wunderbare Handeln Jesu für viele begreiflich zu machen.

Das ist ja nun mal wirklich ein Wunder!
Jesus ermöglicht dem Menschen so die Teilhabe am Leben und an der Gesellschaft. Er und auch die anderen Beteiligten können gar nicht anders als darüber zu sprechen. Und so ist es eine ganz menschliche Reaktion, Freude und Wunder zu teilen, besonders wenn man, so wie die Person in der Geschichte, eine tiefgreifende Veränderung im Leben erfahren hat. Diese Botschaft von Heilung, Akzeptanz und Hoffnung bleibt zeitlos und relevant. Und so hat diese Erzählung auch heute noch so eine Kraft, weil auch wir uns sicherlich immer wieder Wunder für unser Leben wünschen und ganz ehrlich:  

Ey, es wär‘ schön blöd, nicht an Wunder zu glauben!
Ey, nicht an Wunder zu glauben!

(An Wunder – Wincent Weiss)

Julia Kühling