Ewiger Lohn im Himmel, fairer Lohn auf Erden
Ich bin gespannt, wie in diesem Jahr die Spargel- und Erdbeerernte unterm Strich verläuft. Der Arbeitsmarkt wird auch da vom Ukrainekrieg mitgeprägt werden. Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kommen aus Osteuropa und damit bislang auch aus der Ukraine. Die Männer müssen nun in der Ukraine das Land verteidigen. Sie werden für die Spargel- und Erdbeerfelder nicht zur Verfügung stehen. Können Studierende, Kurzarbeiter, Schüler und Schülerinnen im Ernteeinsatz den Bedarf an Arbeitskräften zu günstigen Löhnen ausgleichen?
Das Lohngefälle ist in der europäischen Union noch erheblich. Nach wie vor ist die Anwerbung von Gastarbeiter betriebswirtschaftlich reizvoll, um edles Gemüse und Obst zu ernten. Im Blick auf die Felder werde ich an die Fremdarbeit im Alten Testament erinnert. „Du sollst den Fremdling nicht unterdrücken.“ Das Gebot erinnert das Volk Israel an die eigene Erfahrung: Denn ihr wart doch auch Fremdlinge in Ägypten. Wer selbst die Erfahrung von Ausbeutung gemacht hat, sollte wissen, was es heißt, andere zu knechten. Unterdrückung soll nicht sein. Das bleibt Aufgabe und Auftrag bis heute.
Über den Autor
Theo Paul ist Domkapitular und unter anderem für die Krankenhäuser, Klöster und geistlichen Orte im Bistum Osnabrück zuständig. In seinen Blogbeiträgen greift er gerne aktuelle Themen auf.
In den zurückliegenden Jahrzehnten haben Gewerkschafter und Arbeitgeber viel für die Verbesserung von Arbeits- und Lebenssituationen erreicht. Es wäre gut, wenn auch die Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen auf den Feldern und in der Gastronomie gesehen würden. Immerhin hat Jesus in seinen Gleichnissen über das Himmelreich die Tagelöhner besonders hervorgehoben. Fremdarbeiter und Einheimische, Mindestlöhner, Arbeitgeber und Unternehmer, alle brauchen einen gerechten Lohn. Der ewige Lohn im Himmel hat auch mit dem fairen Lohn auf Erden zu tun.
Und ist es nicht ein himmelschreiendes Unrecht, wenn es für Spargel- und Erdbeerbauern „günstiger“ ist, die nicht verkaufte Ernte zu zerstören, um eine Entschädigung dafür von der EU zu bekommen, während die günstigeren Erdbeeren eingeführt werden, damit auch hiesige Minder- und Mindestlohn-Empfänger sich dieses Obst und Gemüse leisten können?!
Es wird höchste Zeit, dass es zu massenhaften Protesten kommt und die Politik wieder ins klare Denken zurückfindet.