Bibelgarten Bad Rothenfelde
Gelber Sonnenhut, blaue Wegwarte, rote Nesseln und orangefarbene Taglilien – im Staudenbeet herrscht eine Farbenpracht, die gut symbolisiert, dass es hier um Gottes Schöpfung in Fülle geht. Das Beet ist Endpunkt des Rundgangs, wenn Gertrud Friedrichs Führungen im Bibelgarten Bad Rothenfelde anbietet. Sie holt die Gruppen am Parkplatz ab, startet den Weg an der Metallkonstruktion, die eine Tempelanlage darstellt, und geht mit den Männern und Frauen am Wasserlauf hinunter, der durch das Gelände führt.
„Andere Ehrenamtliche des Bibelgartenvereins bauen ihre Führungen sicher anders auf“, sagt Gertrud Friedrichs. Sie selbst aber liebt es, am Ende der Führung am Teich anzukommen und das benachbarte üppige Staudenbeet zu präsentieren – mit seiner Farbenpracht ist es für sie ein schönes Sinnbild für Gottes gute Schöpfung. Zu den Stauden, die hier wachsen, gehören sowohl Pflanzen, die in der Bibel vorkommen – zum Beispiel die blaue Wegwarte –, als auch Blumen, die nicht in der Bibel erwähnt werden, aber so schön blühen, dass sie einfach in das Prachtbeet gehören, darunter Phlox und Sonnenkraut.
Pflanzen seien schon immer ihre Leidenschaft gewesen, erzählt Gertrud Friedrichs. Sie freut sich, wenn daheim in ihrem Garten an unerwarteter Stelle eine Blume wächst, die sich vom vergangenen Jahr dorthin ausgesät hat. Gärtnern gehört zu ihrem Leben seit Jahren dazu, ob nun im eigenen Garten in Osnabrück-Sutthausen oder wie jetzt einmal wöchentlich beim Arbeitseinsatz auf dem Gelände des Bibelgartens in Bad Rothenfelde.
Gertrud Friedrichs kümmert sich zusammen mit anderen Ehrenamtlichen im Bibelgarten um Blumen, Sträucher und Bäume. Jetzt im Winter gibt es keine Arbeitseinsätze, aber in der Zeit von Mitte April bis Mitte Okotber treffen sich die Vereinsmitglieder regelmäßig, um den Bibelgarten zu pflegen. Große Rasenflächen gehören dazu, „die Männer sind immer zwei Stunden lang mit Rasenmähen beschäftigt“. Der Verein könne weitere helfende Hände gut gebrauchen.
Finanziert aus Spenden
Ein Teil des Geländes ist dem Verein Bibelgarten von der Kirchengemeinde und ein Teil von der Kommune zur Verfügung gestellt worden, der Eingang liegt an der Wiekstraße 4. Besucher können den Bibelgarten jederzeit unentgeltlich betreten. Nur für die begleiteten Führungen wird ein kleiner Obolus genommen, denn der Verein finanziert sich aus Spenden. Diese werden für die laufenden Kosten verwendet. So muss zum Beispiel der Strom für die Pumpe des Wasserlaufs finanziert werden und im Herbst besorgte Gertrud Friedrichs Frostschutz für die empfindlichen Pflanzen.
Bei den Planungen für das Projekt in Bad Rothenfelde war den Initiatoren bald klar, dass sie keine Kopie eines anderen Bibelgartens bauen wollten. „Ein zweites ,Werlte‘ sollte es ja nicht sein“, sagt Gertrud Friedrichs. So entstand in Zusammenarbeit mit der Diözesanbeauftragten für Biblische Bildung, Uta Zwingenberger, das Konzept des Gartens mit dem Wasserlauf. Es bezieht sich auf die biblische Textstelle bei Ezechiel 47,1 -12 (der Prophet Hesekiel), in der beschrieben wird, wie Gott einen Menschen aus einem Tempel herausführt und ihn durch Wasser gehen lässt.
Das Wasser schwillt zu einem großen Strom an. „Da war es ein Strom, so tief, dass ich nicht mehr hindurchgehen konnte“, heißt es in der Bibel. Und weiter: „Du Menschenkind, hast du das gesehen? Und er führte mich zurück am Ufer des Flusses entlang. Und als ich zurückkam, siehe, da standen sehr viele Bäume am Ufer auf beiden Seiten.“
Es geht auch um Heilung des Menschen
In dieser Bibelstelle wird dem Menschen gezeigt, wie das Wasser alles zum Gedeihen bringt, wie der Strom Bäume wachsen lässt, deren Früchte die Menschen ernähren und deren Blätter zur Arznei dienen. Und so geht es auch um Heilung des Menschen, ein Thema, das im Kurort Bad Rothenfelde viele Gäste umtreibt.
Der Bibeltext sei erst etwas befremdlich gewesen, sagt Gertrud Friedrichs. Aber in dem Kursus der Katholischen Erwachsenenbildung habe man sich eingehend damit befassen können. Gott führt den Menschen nach Osten aus dem Tempel hinaus und zeigt ihm die Herrlichkeit seiner Schöpfung. Diese Herrlichkeit finde sich im Bibelgarten in der Fülle der Pflanzen wieder. „Jede blühende Pflanze ist uns von Gott gegeben.“
Zum Kursus gehörte aber auch ein Abend mit Sabine Leclercq-Schulte von der Kurverwaltung Bad Rothenfelde. Sie vermittelte Fakten über den Kurort. Das sei sehr hilfreich, sagt Friedrichs. „Wenn ich da eine Radfahrergruppe aus dem Sauerland durch den Garten führe, wollen die auch das Wichtigste über Bad Rothenfelde wissen: was das mit den Salinen auf sich hat und wie ein Gradierwerk funktioniert.“ Auch das könne sie dann erklären. Durch den Besuch des Kurses fühlt sich Gertrud Friedrichs bei ihren Fühhrungen gut vorbereitet. Sie würde sich freuen, wenn noch mehr Ehrenamtliche die Gelegenheit wahrnähmen, sich als Begleitung für Gäste des Bibelgartens zu qualifizieren. Neulinge würden gut vorbereitet und könnten bei einer Führung anfangs einfach mal nur mitgehen oder nur einen kleinen Text vorlesen, sich schrittweise einarbeiten. „Und dann werden sie merken, wie viel Freude es macht, mit den Menschen da durchzugehen.“
Weitere Infos
Sie selbst begrenzt ihre Führungen meistens auf etwa eine Stunde. So erzählt sie den Leuten etwas zum Konzept des Gartens und beantwortet Fragen. Dann schlendern die Besucher gerne noch eigenständig über das Gelände. Manche Besucher seien sehr interessiert oder selbst bibelkundig, andere wünschen sich einfach ein nettes Ausflugsziel.