Feuer fangen
Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu schleudern, und ich wollte, es wäre schon entfacht! Mit einer Taufe aber muss ich getauft werden, und wie sehr werde ich gequält, bis sie sich erfüllt! Meint ihr, es sei mir gegeben, Frieden auf der Erde zu stiften? Nein, ich sage euch: Zwietracht. Es werden nämlich von jetzt an fünf in einem Hause sein, die werden entzweit, drei mit zweien und zwei mit dreien. Ein Vater wird mit seinem Sohn streiten und ein Sohn mit seinem Vater, eine Mutter mit ihrer Tochter und eine Tochter mit ihrer Mutter, eine Schwiegermutter mit der jungen Frau und die junge Frau mit der Schwiegermutter.«
Lukas 12,49-53 (Bibel in gerechter Sprache)
Feuer – eine mehrdeutige Metapher.
Einerseits denke ich an: Flammen, die niederbrennen und vernichten. An ein inneres Feuer, das so heiß brennt, dass es andere erstickt. Aber auch an Feuertaufe, also die Bewährungsprobe im Ernstfall. Dass das, wofür jemand brennt, zu Zwietracht führen kann, merken wir innerkirchlich an den verschiedenen Positionen zu Themen wie Stellung der Frau, Lebensformen, Macht und Beteilung. Gesellschaftlich führen Fragen nach Corona-Schutzmaßnahmen, Einwanderungspolitik, Klimawandel, Krieg in der Ukraine und andere mehr zu Spaltungen auch innerhalb von Familien.
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Andererseits denke ich an: Funken, die überspringen und mich für etwas brennen lassen, die mein inneres Feuer entfachen und Energie freisetzen, dass ich selbst Funken sprühe. „Einer hat uns angesteckt mit der Flamme der Liebe. Einer hat uns aufgeweckt und das Feuer brennt hell.“ (Simone Sommerland/Karsten Glück). Wer für Jesus und seine Botschaft brennt, trägt diese in die Welt, baut mit am Reich Gottes, bringt Licht und Wärme in die Welt.
Jesus hat so sehr für seine Botschaft gebrannt, dass seine Feuertaufe der Tod am Kreuz war. Darauf sind auch wir getauft: mit ihm zu sterben und als neue Menschen nach seinem Vorbild unser Leben und die Welt zu gestalten. Dass die Glut in uns nicht erlischt, dazu ist uns nicht nur in der Taufe das Feuer der Heiligen Geistkraft geschenkt. Wer in diesem Sinne entschieden lebt, wird anecken, wird sich nicht nur Freunde machen, riskiert Beziehungsfrieden. Das war damals so und wirkt bis heute. An der Botschaft Jesu scheiden sich die Geister, insbesondere auch daran, wie sich seine Botschaft für aktuelle Herausforderungen und gesellschaftliche Entwicklungen übersetzen lässt. Mehr Freiheit, Gerechtigkeit und Frieden für jede Einzelne/jeden Einzelnen und für die Welt – ein jesuanischer Maßstab, meine ich.
Pastoralreferentin Inga Schmitt