Fragen in der Vorweihnachtszeit

Fragen in der Vorweihnachtszeit
Bild: pixabay.com, Pitch

In jener Zeit fragten die Leute Johannes den Täufer: Was sollen wir also tun? Er antwortete ihnen: Wer zwei Gewänder hat, der gebe eines davon dem, der keines hat, und wer zu essen hat, der handle ebenso! Es kamen auch Zöllner, um sich taufen zu lassen, und fragten ihn: Meister, was sollen wir tun? Er sagte zu ihnen: Verlangt nicht mehr, als festgesetzt ist! Auch Soldaten fragten ihn: Was sollen denn wir tun? Und er sagte zu ihnen: Misshandelt niemanden, erpresst niemanden, begnügt euch mit eurem Sold!

Lukas 3,10-14

 

Die Adventszeit ist auch eine Zeit inhaltsschwerer Fragen: „Bist du es, der da kommen soll, oder müssen wir auf einen anderen warten?“ (Mt 11,3). „Was haben wir mit dir zu tun, Jesus von Nazareth?“ (Mk 1,24). „Woran soll ich das erkennen?“ (Lk 1,18). „Wie soll das geschehen?“ (Lk,134). Oder: „Was sollen wir tun?“ (Lk, 3,10.12.14). Das alles sind Fragen, die aus einer tiefen Beziehung zu dem Geheimnis aufkommen, auf das wir uns in der Vorweihnachtszeit vorbereiten. Sie sind von unterschiedlicher Tragweite.

Bei den Fragen, die die Leute, die Zöllner und Soldaten aufwerfen, kann der Täufer mit konkreten Hinweisen antworten: „den Mantel teilen“, „nicht mehr verlangen, als festgesetzt ist“, „niemanden misshandeln oder erpressen, zufrieden sein mit dem Sold“.

Die anderen Fragen gehen in eine existenzielle Tiefe, z.B. die Frage Marias an den Engel Gabriel: „Wie soll das geschehen?“. Mit dieser Frage steht das ganze Leben Marias, ihre ganze Zukunft, ihre ganze gesellschaftliche Stellung auf dem Spiel. Zugleich sind diese Fragen derartig zupackend, dass man nur Respekt vor der Person haben kann, die sie stellt und der sie gestellt werden.

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Im Angesicht dieser Fragen gilt die Weisheit: „Vor einer Frage soll man sich verneigen!“ und: „Man antwortet nicht auf eine Frage, man antwortet dem Fragenden!“ (Elazar Benyoëtz).
Diese Einsicht macht deutlich, dass der angefragte Mensch weiß, wer, welche Autorität, welche Macht ihm mit dieser Frage gegenübertritt. In diesem Wissen um den „wer“ verbeugt sich die angefragte Person. Sie weiß, dass es mit dieser Frage um mehr geht als um eine beiläufige Kommunikation. Deswegen antwortet sie aus der „heiligen Tiefe des Lebens“ (Thomáš Halík), in der sie berührt ist. In dieser Tiefe liegen Frage und Antwort in einem Raum, in dem neues Leben entsteht, in dem Respekt, Ehrerbietung, Dankbarkeit, Gehorsam, Demut, Risikobereitschaft zusammenkommen. Deswegen gebührt allen, die gute Fragen stellen, Aufmerksamkeit und Bereitschaft zum Nachdenken. Deswegen gebührt allen, die risikobereit mit ihrem Leben antworten, Respekt und Wertschätzung.

Pater Franz Richardt