Freundlicher Franziskaner

Handpuppe Pater Lustig
Bild: privat

„Pater Lustig“ steht vor seiner Küchenschublade und räumt auf. Was er da alles findet? Ein Buch, Spielzeug, zerknüddelte Wolle und seine Kopfhörer. „Da gehören die doch nicht hin“, sagt er mit einem Kopfschütteln. Und erklärt kurz darauf, dass es manchmal nicht nur reicht, Schränke und Regale zu entrümpeln: „Mach Frühjahrsputz in deinem Leben und räume bei dir selber auf. Mach Platz für Gott“, ruft „Pater Lustig“ seinen Zuschauerinnen und Zuschauern am Bildschirm zu.

Marlene Specker steckt hinter – oder besser in – der Handpuppe mit dem schönen Namen „Pater Lustig“. Sie arbeitet seit knapp neun Jahren als nebenamtliche Katechetin in der katholischen St.-Ludgerus-Gemeinde in Norden. Dort kümmert sie sich besonders um Eltern mit Kindern und begleitet sie mit vielen Aktionen quer durch das Kirchenjahr: bei Familiengottesdiensten, Krippenspielen und dem Sommerprogramm in den Ferien, bei Erntedank, St. Martin und zu Nikolaus. Ganz lang ist diese Liste. Und seit fast genau einem Jahr macht Marlene Specker mit „Pater Lustig“ auch bei der „digitalen Kirche“ der Pfarreiengemeinschaft Küste mit. „Herzens_Anker“ heißt dieses Onlineprojekt auf der Internetseite, dem YouTube- und dem Instagram Kanal der acht Kirchen und Kapellen.

Mit „Josef und Pauline“ vor die Kamera

Anfangs mehrfach in der Woche, jetzt jeden Freitag tritt dort der freundliche Franziskaner mit Kreuz und Kordel vor die Kamera. Manchmal allein, manchmal in Begleitung – von den zwei Schäfchen „Josef und Pauline“, den zwei Messdienern „Louis und Lentje“ und natürlich „Ludger“. Das ist die nach dem Norder Kirchenpatron benannte Gans. „Sie ist nicht dumm, sondern ausgesprochen schlau“, sagt Marlene Specker und drückt alle Figuren fest an sich. „Das ist meine ganze Bande.“

Mittlerweile gehören „Pater Lustig“ und Co. längst zur Familie. „Die sind bei mir eingezogen und haben mich mit viel Freude auch durch die Pandemie gebracht.“ Dabei sitzt „Pater Lustig“ nicht erst seit „Corona“ bei ihr zu Hause auf der Couch. Solche Handpuppen faszinieren die gelernte Köchin und Hotelfachfrau schon lange. Aber bisher hatte sie die Figur meist nur in der Vorbereitung auf die Erstkommunion eingesetzt – zum Spielen und Knuddeln für die Kinder. Als das pastorale Team an der Küste gleich zu Beginn des ersten Lockdowns überlegte, eine „digitale Kirche“ aufzubauen, kam der große Auftritt des „Paters“. Marlene Specker drehte mit ihm ein Testvideo, das alle begeisterte, und seitdem wächst seine Fangemeinde – nicht nur bei Kindern. Manche Zuschauer bezeichnen ihn als den heimlichen Star der Onlinekirche. Immer mit dem gleichen Spruch begrüßt er dort das Publikum: „Hallo, hier ist euer Pater Lustig.“ Der Rest der „Bande“ sagt auch mal „Moin“ oder „Grüß Gott“. Mal sitzen sie dabei in der guten Stube von Marlene Specker beim morgendlichen Tee, mal laufen sie durch den Schnee oder den Garten. Erzählen dabei knapp fünf Minuten lang von Gott und seiner Schöpfung, von Heiligen und dem Kirchenjahr, beten und singen dazu.  Jeder dieser Filme macht schon auch Arbeit, Marlene Specker schreibt stets ein kleines Drehbuch dafür. Die Ideen sammelt sie unterwegs im Auto, bei der Arbeit oder draußen in der Natur. „Es macht mir einfach Spaß, weil ich weiß, dass ich Menschen damit eine Freude bereiten kann.“

Weitere Infos

Unter dem Stichwort „HERZENS_ANKER #DIGITALEKIRCHE“ stellt die Pfarreiengemeinschaft Küste jeden Tag verschiedene Beiträge auf die Internetseite und bei Instagram ein – Videos, Texte, Gebete, Rezepte und Kreatives.

Die eigene Freude am Glauben weitergeben

Und weil sie damit ihre eigene Freude am Glauben weitergeben kann. Denn der ist von Kindesbeinen an ihr Fundament. Marlene Specker wächst im emsländischen Heede auf, „Kirche war bei uns präsent – im guten Sinne“. Diese Basis hat sie immer getragen, auch in Lebenskrisen. Nach der Ausbildung in Bad Rothenfelde arbeitet sie viele Jahre in ihrem Beruf im ostfriesischen Greetsiel, zieht dann vor zwölf Jahren aus persönlichen Gründen nach Norden. Schnell kommt sie dort in Kontakt mit der Kirchengemeinde, schon der erste Gottesdienst in St. Ludgerus „hat mich gleich gefangen.“ Als die Kirchengemeinde mit finanzieller Unterstützung des Bonifatiuswerkes eine Projektstelle für ein Jahr ausschreibt, bewirbt sich Marlene Specker und wird eingestellt. Seither ist sie nebenamtlich als Katechetin für Familienarbeit in einer 20-Stunden-Stelle tätig. Was sie antreibt? Der Wunsch, dass Jungen und Mädchen später mit schönen Erinnerungen an Kirche zurückdenken. Auch bei den „Kirchenköchen“ und den „Saitenhüpfern“, einer Gitarrengruppe, ist sie aktiv. Und weil auch dort gerade keine Präsenztreffen möglich sind, hat Marlene Specker diese in die „digitale Kirche“ verlegt. Da backt sie „Friesenbrötchen“ oder Blätterteigtaschen mit Gemüse und singt im Duett neue geistliche Lieder. Künftig hofft sie, dass „Pater Lustig“ nicht nur im Internet bleiben muss. Sondern mit Maske und Abstand auch Menschen an der Haustür oder „nach Corona“ im Altenheim besuchen kann. Dann würde seine Fangemeinde sicher noch mehr wachsen.