Glauben ohne viele Worte
„Dann sagte Jesus zu ihnen: Das sind meine Worte, die ich zu euch gesprochen habe, als ich noch bei euch war: Alles muss in Erfüllung gehen, was im Gesetz des Mose, bei den Propheten und in den Psalmen über mich geschrieben steht. Darauf öffnete er ihren Sinn für das Verständnis der Schriften. Er sagte zu ihnen: So steht es geschrieben: Der Christus wird leiden und am dritten Tag von den Toten auferstehen und in seinem Namen wird man allen Völkern Umkehr verkünden, damit ihre Sünden vergeben werden. Angefangen in Jerusalem, seid ihr Zeugen dafür.“
Neue Einheitsübersetzung, Lukas 24,44-48
„Ihr seid Zeugen dafür!“ Dieser Satz steht am Ende des Lukas Evangeliums. Auch schon am Beginn verweist Lukas auf die, die von Anfang an Augenzeugen und Diener des Wortes waren. Eine wichtige Klammer also für sein gesamtes Evangelium, mit dem er selbst Zeugnis geben will unter den Menschen.
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Wie kann Kirche heute Zeugnis geben, Zeuge sein für den Glauben? Da drängt sich geradezu eine kleine Anekdote auf. Eine wunderschöne Geschichte über einen christlichen Missionar in der Südsee. Der Ordensmann, der zum Missionieren dorthin geschickt wird, schafft es nicht, die komplizierte Sprache der Eingeborenen zu lernen. Predigt, Verkündigung des Evangeliums, Feier des Gottesdienstes, wie soll das ohne Worte gehen? Aber er gibt nicht auf. So bleibt er, lebt mit den Menschen, steht ihnen zur Seite, hilft ihnen, wo er kann, teilt mit ihnen Freude und Leid. Als sein Orden davon erfährt, wird er sofort abberufen – „Was macht der denn da?“ – und ein sprachgewandter junger Pater wird geschickt, der bald schon eifrig predigt und missioniert. Nach kurzer Zeit kommen die Stammesältesten zu ihm und sagen: „Den Jesus, von dem du uns erzählst, den kennen wir. Er hat bei uns gelebt. Er ist wie du. Aber seitdem du hier bist, ist er nicht mehr aufgetaucht.“
Die kleine und vielleicht auch etwas böse Pointe macht deutlich: Kirche muss nicht immer viele Worte machen. Zeugnis geben, das findet mitten in der Welt und der Lebenswirklichkeit der Menschen statt. Also auch in den vielfältigen caritativen und sozialen Einrichtungen der Kirche: Kindertagesstätten, Schulen, Bildungseinrichtungen, Familien-, Ehe- und Lebensberatungsstellen, Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen, Krankenhäuser, Hospizarbeit, Alten- und Pflegeheime, Sozialstationen, Behindertenwerkstätten, Ausbildungs- und Arbeitsmaßnahmen. Da sind Christen am Puls der Zeit. Dort teilen sie Leben und Sterben und geben den Menschen dabei ein Beispiel von der Freude und der Hoffnung, die sie erfüllt.
Gerrit Schulte, Diakon