Gott gibt dir die Kraft

Hantel und Gewichtheber
Bild: AdobeStock.com, Parilov

Darum rufe ich dir ins Gedächtnis: Entfache die Gnade Gottes wieder, die dir durch die Auflegung meiner Hände zuteil geworden ist! Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegeben, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und Besonnenheit. Schäme dich also nicht des Zeugnisses für unseren Herrn und auch nicht meiner, seines Gefangenen, sondern leide mit mir für das Evangelium! Gott gibt dazu die Kraft.

2. Timotheus 1, 6-8

 

An sein „geliebtes Kind“ Timotheus schreibt der Apostel Paulus diese Zeilen. Paulus sitzt im Gefängnis in Ephesus. Er rechnet mit seinem baldigen Tod. Das steigert die Dramatik seines Briefes, verleiht ihm fast den Charakter eines Vermächtnisses. Paulus sorgt sich um Timotheus, seinen engen Mitarbeiter und Begleiter auf Missionsreisen, der offenbar in Gefahr ist, sich des Glaubens zu schämen, zu resignieren. Damals wie heute sind dafür die Gründe vielfältig: Gefahren für Leib und Leben zur Zeit des Timotheus; Desinteresse, Skandale und Vertrauensverlust heute. Paulus macht Mut. Er sagt: Haltet fest am Glauben. Gott gibt dazu die Kraft!

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Diese Kraft kennt keine Verzagtheit. Sie erinnert mich vielmehr an die gärende Kraft des neuen Weins, der alte und brüchige Schläuche zum Bersten bringt. „Jungen Wein muss man in neue Schläuche füllen!“, sagt Jesus im Lukasevangelium (Lk 5, 37-38). Mir fallen da Stichworte ein wie: Aufklärung, Menschenrechte, Demokratie, Erkenntnisse der Humanwissenschaften und gleiche Rechte von Mann und Frau in Kirche und Gesellschaft.
Diese gärende Kraft des Geistes braucht unsere Kirche heute mehr denn je, wenn sie Jesus Christus und seine Frohe Botschaft in unserer Zeit und unserer Sprache verkünden will. Und eben nicht das ängstliche Festhalten an antiken und mittelalterlichen Denkmustern und überkommenen Strukturen, die sich dem Wirken des Geistes im Heute entgegen stellen. Ich erkenne darin auch einen Mangel an Mut zur Liebe. Paulus hält dagegen: „Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegeben, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und Besonnenheit.“

Gerrit Schulte, Diakon