Gott ist die Liebe

Herzen auf einer Wand
Bild: unsplash.com, Renee Fisher

Liebe [Schwestern und] Brüder, wenn Gott uns so geliebt hat, müssen auch wir einander lieben. Niemand hat Gott je geschaut; wenn wir einander lieben, bleibt Gott in uns, und seine Liebe ist in uns vollendet. Daran erkennen wir, dass wir in ihm bleiben und er in uns bleibt: Er hat uns von seinem Geist gegeben. Wir haben gesehen und bezeugen, dass der Vater den Sohn gesandt hat als den Retter der Welt. Wer bekennt, dass Jesus der Sohn Gottes ist, in dem bleibt Gott, und er bleibt in Gott. Wir haben die Liebe, die Gott zu uns hat, erkannt und gläubig angenommen. Gott ist die Liebe, und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott, und Gott bleibt in ihm.

1. Johannesf 4,11-16

 

„Gott ist die Liebe“, lateinisch „Deus Caritas Est“ – dieser Satz ist mir als Caritastheologe wohlvertraut. Zugleich tue ich mich mit Blick auf das (zu) schmerzvolle Leiden (zu) vieler Menschen auch schwer damit, und das nicht nur als Klinikseelsorger. Allzu oft zeigt sich Gott nicht als der „liebe Gott“, den wir uns vielleicht wünschen. „God is good, but not nice“, heißt es dazu im Englischen. Der himmlische Vater sei eben kein harmloser Großvater, so der christliche Autor C.S. Lewis. Liebende Großeltern sind zu ihren Enkeln vor allem nett – und das ist gut so. Wenn allerdings liebende Eltern wirklich gut zu ihren Kindern sein wollen, kann das für diese auch mal anstrengend und unangenehm werden.

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„Gott ist die Liebe“. Dieser Satz kann helfen, das Gottesbild „Vater“ vor Engführungen (je nach Vaterbild) zu bewahren: Gott ist eben nicht „der Männliche“; und er – oder sie – ist schon gar nicht unbarmherzig. Gott ist nicht egal, was wir tun und erleben. Wozu er, der die Güte in Person ist, soviel Ungutes geschehen lässt, das will mir nicht einleuchten, da akzeptiere ich auch keine göttliche Vater-Pädagogik als Antwort. Dennoch will ich glauben, dass Gott die Liebe ist – und damit Adressat für unser Klagen und zugleich Grund für unsere Hoffnung: für unsere Hoffnung darauf, dass das L(i)eben lohnt und für unsere Hoffnung auf Antwort.

Martin Splett