Gott – Leid und Trost

Sonnenuntergang
Bild: unsplash.com, Marc Olivier Jodoin

Schwestern und Brüder! Was kann uns scheiden von der Liebe Christi? Bedrängnis oder Not oder Verfolgung, Hunger oder Kälte, Gefahr oder Schwert? Doch in alldem tragen wir einen glänzenden Sieg davon durch den, der uns geliebt hat. Denn ich bin gewiss: Weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges noch Gewalten, weder Höhe oder Tiefe noch irgendeine andere Kreatur können uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn.

Römer 8,35.37-39

 

Zur Lebenserfahrung von Menschen, die sich als gläubig bezeichnen, gehört: Der Glaube an Gott bleibt erschütterbar, vor Zweifeln und Anfechtungen ist wohl niemand sicher. Nicht selten bringen Leid und Unglück solche Erschütterungen mit sich – nicht erst, aber auch „in Zeiten von Corona“. Für manche Leidende sind die Worte der Lesung („glänzender Sieg“) wohl nur schwer bis gar nicht zu ertragen; für andere wiederum sind sie ein Trost, ein Anker der Hoffnung in der Not.

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Angesichts schlimmen Leids fragen nicht wenige, ob Gott wirklich gut, ob er wirklich stärker als das Übel ist. Grundsätzlich halte ich es schon mit Paulus: wenn es Gott gibt, dann liebt er uns bedingungslos, dann überwindet er alles. Das ist meine Hoffnung. Allerdings schaut es im Leben (zu) oft nicht danach aus, fühlt es sich nicht so an. Darum muss sich Gott auch Vorwürfe gefallen lassen – gerade weil er „die Liebe ist“ (vgl. 1 Joh 4,8) und uns in seinen Händen hält. Dass Menschen aufgrund von schlimmen Erfahrungen Gott oder den Glauben an ihn ablehnen, ist nur zu verständlich, finde ich. Ich möchte ihn mir als Gegenüber für Protest und (An-)Klage erhalten – und zugleich als Grund für meine Hoffnung, dass das Gute stärker ist als das Übel, dass im Letzten die Freude siegt und nicht das Leid.

Martin Splett, Seelsorger in der Magdalenen-Klinik