Grenzen überwinden

Ein kleiner Hund liegt auf dem Boden, die Schnauze in den Pfoten versteckt.
Bild: pixabay.com, Winsker

Von dort zog sich Jesus in das Gebiet von Tyrus und Sidon zurück. Da kam eine kanaanäische Frau aus jener Gegend zu ihm und rief: Hab Erbarmen mit mir, Herr, du Sohn Davids! Meine Tochter wird von einem Dämon gequält. Jesus aber gab ihr keine Antwort. Da traten seine Jünger zu ihm und baten: Befrei sie (von ihrer Sorge), denn sie schreit hinter uns her. Er antwortete: Ich bin nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel gesandt. Doch die Frau kam, fiel vor ihm nieder und sagte: Herr, hilf mir! Er erwiderte: Es ist nicht recht, das Brot den Kindern wegzunehmen und den Hunden vorzuwerfen. Da entgegnete sie: Ja, du hast recht, Herr! Aber selbst die Hunde bekommen von den Brotresten, die vom Tisch ihrer Herren fallen. Darauf antwortete ihr Jesus: Frau, dein Glaube ist groß. Was du willst, soll geschehen. Und von dieser Stunde an war ihre Tochter geheilt.

Matthäus 15, 21-28

 

Konnte Jesus auch beleidigend, engstirnig und abweisend sein? Dieser Dialog scheint das zu belegen. Vor allem, wenn es um das Verhältnis seines Volkes Israel zu den Heiden ging. Heiden, das sind die, die anders glauben, anders leben und anders ticken. Für die Heiden steht hier die kanaanäische Frau. Ein „Kampf der Kulturen“: Erst schweigt Jesus auf den Hilferuf der Frau, ignoriert sie einfach; dann versuchen die Jünger die Frau loszuwerden, welch ein ungewohntes Bild einer unfreundlichen Schar; und zuletzt folgt dieser entwürdigende, schlimme Vergleich mit den Hunden.

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Was dann geschieht, ist unglaublich: Die Kanaanäierin erweist sich als taffe Frau, die sich nicht die Butter vom Brot nehmen lässt, und als starke Mutter, die um ihre Tochter kämpft. Im übertragenen Sinne könnte ihre Antwort lauten: „Ok, Herr, dann bin ich eine Hündin, aber auch unsere Haushunde werden satt vom Brot, das vom Tisch des Herrn fällt.“ Sie kehrt in geschickter Weise die Beleidigung um zum Widerspruch. Und jetzt geht Jesus endlich auf sie ein. Und wieder geschieht Unglaubliches: Er lässt sich vom Glauben der Frau bewegen. Der Mauerfall des Glaubens: Jesus öffnet die Grenzen Israels und lässt sein Heil auch den Heiden zukommen. Jeder mag selbst überlegen, welche Grenzen heute überschritten werden müssen, um Gottes Heil neuen Raum zu geben …

Gerrit Schulte, Diakon