Gutes zusagen
Selten bekommt man so viele gute Wünsche wie in den Tagen um und nach Weihnachten. Das „Fröhliche“ oder „Gesegnete Weihnachten!“ vor den Feiertagen geht übergangslos in „Alles Gute zum Neuen Jahr!“ oder „Guten Rutsch!“ über – und ich bewundere die Kassiererin an der Supermarktkasse, die das auch nach einem langen Arbeitstag jedem Kunden noch freundlich lächelnd zusagt.
Ja, mag sein, dass manche das als Floskel empfinden … und doch ist es ausgesprochen. Und gesprochene Worte haben Wirkung. Und wenn derjenige mich dabei sogar noch freundlich anschaut, dann glaube ich, dass er es in diesem Moment wirklich so meint – auch wenn er fünf Sekunden später vielleicht mein Gesicht schon wieder vergessen haben mag.
Gutes zusagen – auf lateinisch heißt das „benedicere“ – und das übersetzen wir mit „segnen“. Für uns Christen ist es Gott, der uns „Gutes zusagt“ – und deshalb können wir auch getrost den Übergang ins Neue Jahr angehen. In alten Kassenbüchern, in denen früher Einnahmen und Ausgaben verzeichnet wurden, also die ganz profanen Geschäftsvorgänge, findet man auf der ersten Seite oft mit großen Buchstaben geschrieben „Mit Gott“. Wenn er mit uns geht, dann können wir das Neue wagen. Wenn er uns Gutes zusagt, uns segnet, dann können wir uns getrost und getröstet auf den Weg machen. Deshalb ist es ein guter Brauch, gerade zum Jahresende Gott um seinen Segen zu bitten.
Stephan Wahl, katholischer Priester und ehemaliger Sprecher bei „Das Wort zum Sonntag“ in der ARD, hat diese Bitte so formuliert:
Segensbitte für das kommende Jahr
In Gottes Namen gehen wir in das neue Jahr.
Er selbst sei uns Rückenwind und langer Atem,
schenke uns Phantasie und Toleranz,
sei mit uns bei allen Plänen und Ideen.Gott, der Allmächtige, lasse uns nie vergessen,
wer der Herr der Welt und des Universums ist,
und schütze uns vor selbsternannten
Götzen und Göttern.
Er gebe uns Kraft,
wenn wir uns selbst überfordern
und außer Puste kommen.
Er schenke uns Geduld mit uns selbst
und die Größe,
auch die kleinen Schritte zu achten.Gott, der Barmherzige, kräftige alle,
die mit Krankheiten kämpfen, und richte alle auf,
die leiden an Leib oder Seele oder an sich selbst.
Er befreie uns von allem,
was uns vom Leben zurückhält.
Er gebe uns ein empfindliches Gewissen,
dass wir hellwach bleiben für das,
was neben uns geschieht.Gott, der Ewig-Treue, schütze alle,
die zu uns gehören, und sei mit allen,
die uns zugemutet werden, wie wir auch ihnen.
Er gebe uns öfter Humor und Leichtigkeit
und sei mit allen,
die sich in diesem Jahr verlieben werden.
Gott sei bei uns in allem, was schön und was
schwer sein wird.Er selbst behüte uns
auf unseren Wegen und Umwegen.
aus: Stephan Wahl, „… reiß die Himmel auf – Meditationen zu Advent und Weihnachten“, Echter Verlag 2013 – mit freundlicher Genehmigung des Verlages
Über die Autorin
Andrea Schwarz ist Schriftstellerin und pastorale Mitarbeiterin im Bistum Osnabrück. Sie ist eine genaue und sensible Beobachterin ihrer Umwelt und der Menschen, denen sie begegnet. In ihren Texten versucht sie, Gott mitten im Alltag zu entdecken und Lust aufs Leben zu machen – nun erstmals auch in Form von Blogbeiträgen!
Das wünsche ich Ihnen und uns allen für das kommende Jahr … dass Gott mitgehen möge. Damit wir dann wie Teresa von Avila, Heilige und Kirchenlehrerin des 16. Jahrhunderts, sagen können: „Gott und ich sind immer in der Mehrheit!“
Kommen Sie gut ins Neue Jahr!
Möge Gott immer mitgehen mit Ihnen, mit mir und allen, die ihm vertrauen.
Vielen Dank für diesen schönen Wunsch! Dann machen wir uns doch einfach auf den Weg…
Mit lieben Grüßen, Andrea Schwarz