Heilige Strand-Sand-Wüste

Juist
Bild: pixabay.com, Schylien

Jetzt, im Hochsommer auf Juist, hält man sich meistens an unserem kilometerlangen Sandstrand auf. Der Sand hier ist unfassbar fein und in der Sonne strahlt er auch noch so hell, dass man geblendet wird.

Natürlich wandert man dann barfuß durch die Dünen oder am Meer entlang. Allein das Empfinden der Füße mit diesem Untergrund verändert irgendwie den ganzen Menschen. Mal ist er trocken und weich und es wird sogar etwas mühselig, voranzukommen und dann wieder kann der Sandboden richtig hart und fest sein und es fällt leicht, zu laufen. Ich war dabei, als zwei kleine Kinder das allererste Mal den Strand betraten: Sie waren komplett außer Rand und Band und euphorisch vor Begeisterung über diesen Untergrund.

Da, wo du stehst, ist heiliger Boden – das war der Satz, den Mose in der Wüste hörte. So eine Wüste scheint mir manchmal der endlose Sandstrand auf Juist. Heiliger Boden kann fest sein und einem Halt geben, heiliger Boden kann einem allerdings auch Anstrengung abverlangen, wenn er eben nicht so haltgebend ist, sondern herausfordernd für das Gleichgewicht.

Über die Autorin

Sr. Michaela Wachendorfer ist Exerzitienbegleiterin und lebt seit mehr als 14 Jahren auf der Insel Juist. Dort bietet sie u.a. Auszeiten an und versucht, Kirche als Gottesort lebendig und ansprechend zu gestalten. Im Bistumsblog gibt sie spirituelle Impulse, erzählt vom Leben und Arbeiten auf der Insel und von Begegnungen mit ständig wechselnden Menschen, die hier spontan Gemeinde bilden.

In heutiger Zeit findet man leider nicht so oft festen Halt unter den Füßen, weil alles so unübersichtlich und vielschichtig ist. Deswegen scheint es wichtig, wenn es Menschen gibt, die sich mit dem Schwankenden auskennen, denen das nicht besonders viel Angst macht, die mutig mal das sichere Boot verlassen, wie Petrus im Seesturm. Dann kann plötzlich sogar der See, das Dunkle und Unheimliche, heiliger Boden werden, weil da ganz andere Erfahrungen von Gott oder mit Gott gemacht werden können. Zum Beispiel, im Sturm noch Halt suchen und gefunden werden, von einem größeren, der mehr Bescheid weiß um die Zusammenhänge, auch um mich und meine Ängste und Sorgen, die oft so gar nicht heilig sind.

Deswegen laufe ich so gerne hier im Sand, spüre mit meinen Füßen den Untergrund, schaue einfach auf die Spuren von so vielen verschiedenen Füßen. Große, kleine, tiefe und flache, nebeneinander, kreuz und quer, manchmal ganz allein eine Spur, manchmal viele …

Unsere Strand-Sand-Wüste ist auch ein bisschen heiliger Boden, wenn man tiefer sieht.

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