Höre auf eine Eingebung
Nachdem Johannes der Täufer ausgeliefert worden war, ging Jesus nach Galiläa; er verkündete das Evangelium Gottes und sprach: Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um und glaubt an das Evangelium! Als Jesus am See von Galiläa entlangging, sah er Simon und Andreas, den Bruder des Simon,
Markus 1,14-20
die auf dem See ihre Netze auswarfen; sie waren nämlich Fischer. Da sagte er zu ihnen: Kommt her, mir nach! Ich werde euch zu Menschenfischern machen. Und sogleich ließen sie ihre Netze liegen und folgten ihm nach. Als er ein Stück weiterging, sah er Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und seinen Bruder Johannes; sie waren im Boot und richteten ihre Netze her. Sogleich rief er sie und sie ließen ihren Vater Zebedäus mit seinen Tagelöhnern im Boot zurück und folgten Jesus nach.
Vorige Woche gab es bei einem kleinen Neujahrsempfang neben dem obligatorischen Sekt auch für jeden einen Glückskeks. Der Spruch, der mich nach diesem Brauch im neuen Jahr zum Glück führen soll, lautet: „Höre auf eine Eingebung.“ Eine Ermutigung also, am Anfang des neuen Jahres auf meine Intuition, auf mein Bauchgefühl zu hören und ihm zu folgen.
Ob Simon und Andreas, Jakobus und Johannes auch einer Eingebung gefolgt sind, als sie auf Jesus Rufen hin – in dieser Erzählung wirkt es spontan, intuitiv und ohne jeden Zweifel – mit ihm losgezogen sind, weiß ich nicht. Vielleicht haben sie das auch vorher schon reiflich überlegt, abgewogen und letztlich nur auf seinen Ruf gewartet.
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So oder so: Jesus und seine Botschaft hatten offenbar eine solche Anziehungskraft auf die jungen Menschen, dass sie alles stehen und liegen ließen. Die Person Jesu, seine Predigten und seine Aufforderung zur Umkehr faszinierten die vier jungen Männer so sehr, dass sie auf sein „Mir nach“ ihre Arbeit liegen ließen, ihren Besitz und ihre Familie zurückließen und Jesus folgten. Die Hoffnung auf das Reich Gottes brachte sie in Bewegung – ohne zu wissen, was sie genau erwartet, wohl aber mit einer Ahnung, dass es sich lohnen würde.
Es muss ein starker Impuls gewesen sein, der die vier so mutig und entschlossen aufbrechen ließ!
So kann am Anfang dieses neuen Jahres die Berufung der ersten Jünger auch ein Impuls für mein Leben sein: Welche Rufe höre ich? Welchem Ruf will ich folgen? Welche Hoffnung hat eine solche Kraft, dass sie mich in Bewegung bringt?
Ich glaube, es ist gut und wichtig, sich diese Fragen immer mal wieder ganz bewusst zu stellen und sich Zeit zum Hören zu nehmen. Oft – so zumindest meine Erfahrung – spüren wir im Bauch diese Rufe schneller und es braucht ein wenig Zeit, dass die Rufe auch im Kopf ankommen.
So ist für mich die Glückskeks-Weisheit der letzten Woche die Quintessenz der biblischen Erzählung von der Berufung der ersten Jünger: Eine Ermutigung zu hören und diesem Ruf zu folgen.
Bernd Overhoff