Immer noch bin ich sehr bewegt von dem, was ich am vergangenen Samstag miterleben durfte. 1700 Menschen erhielten im Forum am Dom eine Impfung.
Die Bilder gehen mir nicht aus dem Kopf. Eine alte gebeugte Frau schleppt sich mühsam zum Eingang, sichtlich froh, dass sie in ihrer Nähe ein Impfangebot erhält. Familien mit Kindern reihen sich geduldig in die Schlange ein. Junge Leute haben es im Internet erfahren und bringen gleich noch Freundinnen und Freunde mit. Ein alter Mann wird vom Arzt gestützt und in die Impfkabine begleitet. Passanten kommen vom Markt und entscheiden sich spontan, auch noch die Impfung mitzunehmen. Schaustellerinnen vom Weihnachtsmarkt nutzen die nahe gelegene Chance und unzählige andere ebenso.
Die Menschenschlange am Dom reißt nicht ab, alles ohne Gerangel und Gemurre und der Kreuzgang bietet Schutz vor dem einsetzenden Regen. Auch innen bewegt sich die Impfprozession mit den vielen Menschen reibungslos. Für Orientierung und Unterstützung sorgen zahlreiche ehrenamtliche Helferinnen und Helfer. Mittendrin sind Weihbischof Wübbe und Philip Hergt zusammen mit mehreren Fachkräften unermüdlich am impfen. Möglich wurde diese Aktion durch einen gemeinsamen Einsatz des Schmerzzentrums Brau-Michel, des Caritasverbandes und des Bistums.
Zwischen den vielen Telefonanrufen schießt mir ein Gedanke durch den Kopf. Wie gut ist es, so bei den Menschen sein zu können mit dem, was die meisten jetzt am dringendsten brauchen: eine Erst-, Zweit- oder Drittimpfung. Papst Franziskus hat die Kirche einmal mit einem Feldlazarett verglichen. Dieses Bild kommt Generalvikar Ulrich Beckwermert, der sich boostern lässt, und mir in den Sinn. Christinnen und Christen sollen dort im Einsatz sein, wo die Not groß ist. Franziskus wünscht sich die Kirche als einen Ort, an dem Menschen etwas erhalten für ihre seelische und körperliche Gesundheit.
Über die Autorin
Daniela Engelhard ist Leiterin des Forums am Dom in Osnabrück. Bei der Arbeit in dieser Einrichtung der Citypastoral kommt sie mit vielen unterschiedlichen Menschen in Kontakt. Von Erlebnissen und Themen, die sie bewegen, berichtet sie in ihren Blogbeiträgen.
Diesem Anspruch wird die Kirche nicht immer gerecht. Und die Impfstation am Dom ist kein Lazarett, aber ähnlich provisorisch, ähnlich mobil, ähnlich lebensnotwendig. Unkonventionelle Wege sind wichtig. Und es kommt darauf an, jetzt das Notwendige zu tun. Das ist mir am vergangenen Samstag neu bewusst geworden.
Ich bin sehr dankbar für diesen unglaublich beeindruckenden Tag und das Engagement aller, die im Einsatz waren.