In Beziehung mit Gott
Schwestern und Brüder! Keiner von uns lebt sich selber und keiner stirbt sich selber: Leben wir, so leben wir dem Herrn, sterben wir, so sterben wir dem Herrn. Ob wir leben oder ob wir sterben, wir gehören dem Herrn. Denn Christus ist gestorben und lebendig geworden, um Herr zu sein über Tote und Lebende.
Römer 14,7-9
Wenn ich insbesondere zu Beginn von Besinnungstagen und Exerzitien oder auch in Gesprächen die bevorstehende Zeit als eine Gelegenheit beschreibe, die Beziehung mit Gott zu pflegen, nehme ich in den letzten Jahren als Resonanz öfter eine Irritation wahr. Als ob so eine Beziehung heutzutage gar nicht selbstverständlich ist. Ja, man versucht als Christ zu leben, sich vom Vorbild Jesu inspirieren zu lassen, oder sogar die eigenen Entscheidungen als Anpassung an die christliche Werte und Anschauung zu verstehen, aber bitte: Was hat das mit „Gott“ zu tun, was hat das mit einer „persönlichen Beziehung“ zu tun?!? Gott ist eh kein Mensch, mit dem ich auf Augenhöhe reden und so „in Beziehung“ sein kann.
Die Perspektive von Paulus in diesem Abschnitt aus dem Römerbrief ist aus dieser Perspektive noch irritierender: „Wir gehören dem Herrn“ – „ob wir leben oder ob wir sterben“!
Paulus geht sogar davon aus, dass jede Christin und jeder Christ sich nie als eine Insel verstehen kann, die/der „sich selber“ lebt oder stirbt – man kann auch ein „für“ ergänzen: ChristInnen können nicht „für sich selbst“ leben oder sterben. Als Christen gehören wir Gott und Jesus Christus. Mit anderen Worten, „wir sind auch nie allein“ – auch in dem (aus menschlicher Perspektive) tiefsten Abgrund, dem Tod, wird die Beziehung mit Gott nicht unterbrochen. Eine Verbindung bleibt immer bestehen.
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Was für ein herausfordernder Blick für unsere postmoderne Wahrnehmung, bei der die Individualität und die Freiheit die höchste Stelle beziehen.
Wie geht es mir, wenn ich an meine persönliche Beziehung mit Gott denke? Was spricht mich an in diesen Versen, was löst Widerstand aus? Alles kann ich in das persönliche Gespräch mit Gott einfließen lassen.
Roberto Piani