Interview mit Schwester Ulrike Diekmann cps

Interview mit Schwester Ulrike Diekmann cps
Bild: Privat

Schwester Ulrike Diekmann cps leitet seit vielen Jahren die „geistliche Oase“, die vier Mal im Jahr im Ludwig-Windthorst-Haus in Lingen stattfindet. Wer Schwester Ulrike ist und was sie bei den geistlichen Oasen so macht, verrät sie in diesem Interview. Das Interview führte Elisabeth Lis.

Schwester Ulrike, diese Anrede und die drei Buchstaben deuten darauf hin, dass du eine Ordensschwester bist. Kannst du deinen Orden etwas näher beschreiben?

Sr. Ulrike: Wie bei jeder Ordensgemeinschaft gibt es ein „Es war einmal…“. Von daher wäre es sehr, sehr spannend, die Geschichte unserer Kongregation der Missionsschwestern vom Kostbaren Blut (auch Mariannhiller Missionsschwestern) vorzustellen. Aber keine Sorge. Ich versuche es mal mit einer Kurzversion.

Wir sind eine internationale Gemeinschaft mit südafrikanischen Wurzeln. Ja, 1885 wurden wir in Mariannhill in der Nähe von Durban/Südafrika gegründet und sind von dort im Laufe unserer Geschichte „in das Königreich Gottes, das keine Grenzen kennt“ (Aussage unseres Gründers Abt Franz Pfanner) hinausgezogen. So findet „man“ uns auf dem afrikanischen Kontinent, aber auch in Asien, Europa und Amerika.

Es gibt keine spezifischen apostolischen Schwerpunkte, die uns auszeichnen. Alle Talente waren von je her willkommen. Was uns eint, ist die Einladung, so etwas wie eine „Geh-hin-Kirche“ zu sein. Der Auftrag unseres Gründers „in die Hütten der Menschen zu gehen“ prägt auch heute unser Tun: Dort, wo die Menschen leben, stehen wir an ihrer Seite, vor allem in ihren leidvollen Erfahrungen, um so etwas von der „Erlöserliebe Christi“ dort an den Rändern und in den Sümpfen unserer Gesellschaft erfahrbar zu machen. Für mich eine begeisternde Vision, der ich mich gerne täglich neu verschreibe. 

…und dann warst du auch in Kanada und Südafrika, was hast du da gemacht?

Sr. Ulrike: Auf Deine Frage melden sich gleich zwei Fragen in mir: Wie fasst man fast 25 Jahre eines Lebens in wenigen Worten zusammen? – und – Wäre es vielleicht nicht besser zu fragen, was diese Jahre in anderen Kulturen mit mir gemacht haben? Aber first things first – das erste zuerst.

Im kanadischen Toronto habe ich mein Grundstudium mit anschließender Lehramtsausbildung absolviert, wobei mir die Arbeit in alternativen Schulprogrammen sowie der Schulseelsorge in einer Schule mit franziskanischem Geist besonders gefiel.

In Südafrika landete ich in unserer ordenseigenen Schule in der Nähe von Mariannhill, wo ich schnell zur Allrounderin in Sachen Lehrfächer werden musste. Besonders spannend waren für mich als Naturliebhaberin die Klassenfahrten in die Wildschutzgebiete um St. Lucia sowie in die Drakensberge, aber auch die Aufgabe, unsere Schule bis zur Klasse 12 und somit dem „Matric“ (vergleichbar mit dem deutschen Abitur) aufzubauen.

Und doch: Die vielfältigen Nöte von jungen Menschen und Familien in ärmeren Nachbarschaften bewegten mich sehr, und so studierte ich nebenbei Psychologie und durchlief dabei herausfordernde Stationen: ein einjähriger Einsatz in der Psychiatrie und danach in einem riesigen Provinzkrankenhaus, Arbeit in einem Kinder- und Familienberatungszentrum, aktive Mitwirkung in einem Krisenzentrum mit notfallseelsorglichen Aufgaben, Mitarbeit im Phelophepa-Zug, der über Bahnschienen medizinische Versorgung in ländliche Gegenden brachte… Die Begleitung von traumatisierten und verletzten Menschen, Jung und Alt, wurde der Fokus meines Apostolats. Endlich angekommen – Beruf und Berufung als eines erleben und leben zu dürfen. Daraus entstand ein neues Arbeitsfeld: das Halten von Vorträgen – südafrikaweit – zu Themen, die mit Spiritualität, Psychologie und Bildung zu tun hatten, etwas, was mich später motivierte, in Deutschland eine Ausbildung zur geistlichen Begleiterin zu machen.

Du arbeitest zurzeit mit 50% auch in Meppen bei „KIM“ (Kirche in Meppen), wie sieht das Arbeiten dort aus und was macht dir besonders Freude?

Sr. Ulrike: KIM (Kirche in Meppen) möchte ein Ort der Begegnung sein – ob nun im Ladenlokal in der Nähe vom Rathaus, auf dem Markt und auf den Straßen der Stadt. Hier dürfen Menschen mit all ihren Fragen und Zweifeln, mit ihren Sorgen und Enttäuschungen bei uns anklopfen und – hoffentlich – erfahren, dass wir ihnen einen sicheren Raum zum Sprechen anbieten und ihnen so die Erfahrung vermitteln, dass sie gehört werden und dass ihre Wahrnehmungen und Empfindungen bedeutsam sind. Oft kommt es zu intensiven Gesprächen – da kann es um konkrete Leiderfahrungen gehen, aber auch um frohmachende Erinnerungen und kunterbunte Lebenswege. Dazu gehören aber ebenso kritische Anmerkungen an Kirche sowie der Austausch über aktuelle weltpolitische Themen.

Bei KIM schätze ich vor allem den Teamgeist, mit dem wir als Ehren- und Hauptamtliche so manches gemeinsam stemmen. Vor allem interaktive Marktaktionen wie Before I die oder Was ist für mich unbezahlbar? sind wertvolle Momente, die uns erlauben, mit Menschen verschiedenster Couleur direkt und unvermittelt ins Gespräch zu kommen. Und da ist nicht immer klar für mich, wer hier wen „beschenkt“. Unsere Hoffnung ist, dass wir, wenn gefragt, Zeugnis von der Hoffnung geben können, die uns trägt und bewegt (1 Petr 3,15). Und ich glaube, dass uns das durchaus hier und da gelingt.

Seit vielen Jahren fährst du zusammen mit der Schulabteilung nach Norderney und bietest Tage für Religionslehrkräfte und Schulseelsorger*innen an. Die nächste Fahrt ist vom 07. Bis 11. Oktober 2024 geplant. Wie sehen diese Tage aus?

Sr. Ulrike: Ich gestehe: Norderney als Arbeitsplatz ist einfach nur fantastisch!!! Und nicht, weil ich dann mal wieder „mehr am Meer“ sein darf, sondern weil das Insel-Ambiente bereits eine gute Grundlage für ganzheitlich heilsame Tage mit frischen Brisen und belebendem Geist ist.

Alle zwei Jahre geht es also für fünf Tage mit der Fähre rüber zur „Inseloasen-Zeit“ – so auch wieder in 2024. Noch haben wir uns nicht auf die thematische Spur der nächsten Insel-Tage geeinigt, aber was grundsätzlich im Angebot ist, das ist kein Geheimnis. Wichtig ist uns, dass die Teilnehmenden täglich Raum und Zeit für ihren eigenen spirituellen Weg haben, ob beim Wandern am Strand, bei einer Radtour gen Leuchtturm… oder durch ein geistliches Begleitungsgespräch, so erwünscht.

Ansonsten versuchen wir jedes Mal neue kreative Ideen in unserem Seesack mit auf die Insel zu schleppen: Achtsamkeit- und Körperübungen (auch morgendliches Walking), geistliche Impulse und Gebetszeiten, das Eintauchen in biblische Geschichten, aber auch in konkrete Lebensgeschichten interessanter Menschen, gestalterisch-kreatives Tun… Das Motto der Tage weist die Richtung. Das Stricken des Programms ist dann Vergnügen pur. Daher: Ahoi – auf nach Norderney!

Und nun kommen wir zu den geistlichen Oasen, die du vier Mal im Jahr anbietest. Was müssen wir uns darunter vorstellen?

Sr. Ulrike: Als ich diese spirituellen Auszeiten vor einigen Jahren übernahm, war mir wichtig, dass diese Nachmittage Zeit des Kraftschöpfens für Lehrer*innen sein sollten.

So haben die vier Treffen im Jahr mit Rückzug, Durchatmen und Neuaufbruch zu tun – und das immer zu einem bestimmten Themenzyklus. Stille, Wahrnehmungsübungen, ein Spaziergang in der Natur, kreative Momente, Austausch zu unterschiedlichsten Texten, aber auch zur eigenen Lebenssituation, tänzerische Bewegungen… die Angebote variieren und dürfen in aller Freiheit mitgemacht werden – oder eben auch nicht. Für einige hat sich die geistliche Oase als eine „Muss Sein“-Zeit einmal im Vierteljahr etabliert. Und so sind wir immer bis zu 9 Teilnehmende aus verschiedensten Schulen und mit sehr unterschiedlichem Hintergrund, was das geistliche Unterwegssein angeht. Die Gruppe ist offen und die Einladung steht: Kommt und seht! Am 10. März treffen wir uns, wie immer von 14:30 bis 18:00 Uhr, im LWH Lingen. Alles beginnt… mit Kaffee und Kuchen. Danach ziehen wir uns ein wenig in die „Wüste, dem unentdeckten Land ohne Wegmarkierungen und Routen“ zurück, so das Thema der nächsten Oase. Also: Wer mag – Herzlich willkommen!

…und wer Interesse hat, kann sich einfach bis zu einer Woche vor der geistlichen Oase anmelden unter schulabteilung@bistum-os.de. Danke für das Interview, Schwester Ulrike!

Bildung

Medienstellen Lingen, Osnabrück und Papenburg

Im Bistum Osnabrück gibt es an drei Standorten Medienstellen/Religionspädagogische Arbeitsstellen: In Lingen, Osnabrück und Papenburg. Diese stellen Interessierten Medien, Materialien und Literatur für die Arbeit in der Gemeinde, im Religionsunterricht und im Kindergarten zur Verfügung. Weiter Infos und Öffnungszeiten gibt es auf der Internetseite: www.medienstelle-osnabrueck.de

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