Sagen Sie: Ja! Es lohnt sich …

zwei Kinder spielen auf der Bühne Improvisationstheaer
Bild: canva.com

Ihr alle seid durch den Glauben Söhne Gottes in Christus Jesus. Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus angezogen. Es gibt nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht männlich und weiblich; denn ihr alle seid einer in Christus Jesus. Wenn ihr aber Christus gehört, dann seid ihr Abrahams Nachkommen, Erben gemäß der Verheißung.

Galaterbrief 3,26-29

„Ja sagen“, lautet eine Regel beziehungsweise es ist eine Haltung im Improvisationstheater, die wesentlich dazu beiträgt, dass das gemeinsame Spiel in einen Fluss kommt. Wenn die Spieler*innen zu dem, was eine andere Person im Spiel ihnen anbietet, „Ja“ sagen, sagen sie Ja zum „Wir“, aus dem das Spiel entstehen kann. Sie nehmen sich und ihre eigenen Interessen zurück, kämpfen nicht um den eigenen Status, stoßen das Gegenüber nicht vor den Kopf.
Eine Technik bzw. Haltung, die Einübung erfordert. Unser natürlicher Reflex lässt uns leichter „Nein“ oder „Ja, aber“ sagen. Von mir selbst kenne ich das gut. Ich gehöre zu den Menschen, die eher sogenannte Bedenkenträger*innen sind. Mit dieser Haltung Improtheater zu versuchen, führt über kurz oder lang zu Langeweile und Frust. 

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Nein, im Leben kann es nicht darum gehen, zu allem „Ja“ zu sagen, schon gar nicht „Ja und Amen“. Es braucht auch „Nein“ und „Ja, aber“ oder „Vielleicht“. Mich fasziniert allerdings an dem Ja-Sagen aus dem Improtheater, dass ich diese Haltung in unserer biblischen Überlieferung wiederfinde. Gott sagt Ja zu seiner*ihrer Schöpfung und damit grundsätzlich zu jedem Menschen, der geboren wird. Für mich immer wieder ein erstaunliches Fundament, auf das ich bauen kann. Da ist eine*r, die*der unbedingt Ja zu mir (und auch zu jede*r anderen) sagt. Darin liegt so viel grundlegende Wertschätzung. Dieses Ja höre ich auch in den paulinischen Worten: „Ihr alle seid durch den Glauben Söhne [und Töchter] Gottes in Christus Jesus. […] Es gibt nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht männlich und weiblich“ (Gal 3,26.28a). 

Wie oft verschwende ich meine Energie damit, dass ich mich an Gegebenheiten und Personen, die ich nicht ändern kann, die nicht so sind, wie ich das gern hätte, abarbeite – ich also innerlich Nein sage? Also übe ich im Moment, öfter „Ja“ zu sagen oder zumindest, mein reflexives „Nein“ bzw. „Ja, aber“ zu überdenken. Ich mache die Erfahrung, dass ich ein bisschen gelassener werde und Energie spare. Ich entdecke, dass im Ja mehr Veränderungskraft steckt als erwartet. Und es öffnet mir den Blick für andere Lösungen nach dem Prinzip „Ja, dann …“. Ich bin der Ansicht, dass ein Ja-Sagen in diesem Sinne in vielen Bereichen hilfreich wäre für ein gelingend(er)es Miteinander.

Inga Schmitt