Ja zum Leben

Hände halten Lichterkette
Bild: unsplash.com, Josh Boot

Viktor Emil Frankl, Arzt und Psychotherapeut in Wien, hat als Jude das Grauen der Konzentrationslager erlebt und überlebt. Einer seiner Schlüsselsätze lautet: „Wer ein Warum zu leben hat, erträgt fast jedes Wie.“

Im Angesicht von Folter, Hunger, Gewalt, Hinrichtung und Tod JA zum Leben zu sagen – mich beeindruckt dieses Wort aus einer extremen Lebenssituation. Vor dem Hintergrund der augenblicklichen Covid-Pandemie stelle ich mir die Frage: Haben wir unser „Warum“ genügend im Blick? Ist unsere Aufmerksamkeit ausreichend auf die „Warum“-Frage konzentriert?

Mir kommt immer wieder die Begleitung von schwer Kranken in den Sinn. Menschen, die nicht mehr sehen können, die keine Kraft zum Lesen und Sprechen haben. In solchen Situationen sind sie auf das auswendig Gelernte angewiesen. Dass Kinder Gebete auswendig lernen, wird von Eltern und Lehrern oft kritisch gesehen. Für mich sind auswendig gelernte Gebete eine Hilfe, das Warum in schweren Situationen zu ertragen.

Über den Autor

Theo Paul ist Domkapitular und unter anderem für die Krankenhäuser, Klöster und geistlichen Orte im Bistum Osnabrück zuständig. In seinen Blogbeiträgen greift er gerne aktuelle Themen auf.

Ich habe das Rosenkranzgebet in der Begleitung eines jung sterbenden Familienvaters neu entdeckt. Es kann Halt und Trost sein in Situationen, wo es nichts mehr zu diskutieren und erklären gibt. Im Rhythmus des Gebets drücke ich meine Sprachlosigkeit und Hoffnung aus.

In dieser Hoffnung stelle ich mir vor, in meinem Sterben vor Gottes Angesicht zu treten und ihm die drängenden Fragen zu stellen, die mein Leben und das vieler Mitmenschen bestimmt haben. Ich gehe erst, wenn ich eine Antwort bekommen habe. Mit dem Einüben der Fragen kann ich heute schon beginnen.

 

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