Keine leichte Frage

Fragezeichen
Bild: unsplash.com, Jon Tyson

In jener Zeit, als Jesus in das Gebiet von Cäsaréa Philíppi kam, fragte er seine Jünger und sprach: Für wen halten die Menschen den Menschensohn? Sie sagten: Die einen für Johannes den Täufer, andere für Elíja, wieder andere für Jeremía oder sonst einen Propheten. Da sagte er zu ihnen: Ihr aber, für wen haltet ihr mich? Simon Petrus antwortete und sprach: Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes! Jesus antwortete und sagte zu ihm: Selig bist du, Simon Barjóna; denn nicht Fleisch und Blut haben dir das offenbart, sondern mein Vater im Himmel. Ich aber sage dir: Du bist Petrus – der Fels – und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen und die Pforten der Unterwelt werden sie nicht überwältigen. Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreichs geben; was du auf Erden binden wirst, das wird im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, das wird im Himmel gelöst sein. Dann befahl er den Jüngern, niemandem zu sagen, dass er der Christus sei.

Matthäus 16,13-20

Bei Quizzen mache ich sehr gern mit, vor dem Fernseher oder bei Spielen wie in meiner Jugendzeit beim Zeltlager. Endlich nützt mir mein Wissen über Hauptstädte oder Fußballspieler. Im oben stehenden Evangelium scheint es anfangs auch ein wenig in Richtung Quiz zu gehen: „Für wen halten die Menschen den Menschensohn?“ Also, was denken die Leute über Jesus? Die Antworten könnten sich auch heutzutage in den gleichen Bereichen bewegen: ein Prophet, ein bedeutsamer Mensch der Vergangenheit oder, in anderen Worten, ein wichtiges Vorbild, eine faszinierende Persönlichkeit.

Richtig oder falsch?

Jesus belässt es aber nicht bei dieser Ebene der Auseinandersetzung, der Frage nach Definitionen oder Assoziationen. Es geht für ihn nicht um „richtig“ oder „falsch“. Er fragt tiefer nach: „Ihr aber, für wen haltet ihr mich?“ – salopp gefragt:

„Wer bin ich für dich?“

Wie hört sich diese Frage in Ihren Ohren an? Ich merke, wie Jesus damit mich und jeden von uns in der Tiefe berühren möchte. Gefragt ist nicht mein Wissen, erwartet ist nicht eine korrekte Antwort, wie nach dem Katechismus von Petrus Canisius:
Frage: „Wer ist Jesus Christus?“
Antwort: „Gottes einziger Sohn, die zweite Person in der Gottheit, unser Herr und gesalbter Heiland“.

Viel mehr fragt Jesus mich und jeden von uns: „Welche Rolle spielt die Beziehung mit mir in deinem Leben? Und wie kann man dies in deinem Leben, in deinem Alltag erkennen?“

Das Bibelfenster

Hier kommentieren jede Woche Menschen aus dem Bistum Osnabrück eine Bibelstelle aus einer der aktuellen Sonntagslesungen – pointiert, modern und vor allem ganz persönlich.

Haben Sie eine Frage? Oder eine ganz andere Idee zum Thema?

Dann schreiben Sie uns!
An bibelfenster@bistum-os.de

Im Evangelium wird uns schon eine konkrete Antwort angeboten, die von Petrus. Er, einer der Jünger, die schon seit einer längeren Zeitstrecke mit ihm unterwegs sind, gibt seine persönliche Antwort: „Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes!“ Jesus ist für ihn der Gesalbte, der Messias, der vom ganzen Volk Israel erwartet wird, die Verwirklichung der Verheißungen Gottes. Und nicht nur das: Jesus ist eins mit Gott, ist Sohn des Vaters. Wer Jesus sieht, sieht Gott. Man spürt in seiner Antwort etwas von der Unmittelbarkeit, der Dichte seiner Beziehung zu Jesus und auch seine Reflexion darüber. In der Passionsgeschichte wird seine Antwort überprüft. Wir wissen, dass er diese Beziehung verleugnen wird, um sein Leben zu retten, aber wir wissen auch, wie er danach die Erfahrung machen wird, dass Gott ihm trotz seiner Verleumdung treu bleibt und ihm die Chance zu einem neuen Start gibt (siehe Johannes 21,15-19). Wir können uns von seiner Antwort inspirieren lassen und wir können auf unser eigenes Leben blicken: Welche wäre Ihre Antwort auf die Frage Jesu: „Wer bin ich für Dich“?

Roberto Piani