Mit der Kraft des Heiligen Geistes

Sturm
Windfahne Bild: AdobeStock.com, by-studio

Ich rufe dir ins Gedächtnis: Entfache die Gnade Gottes wieder, die dir durch die Auflegung meiner Hände zuteilgeworden ist! Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegeben, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit. Schäme dich also nicht des Zeugnisses für unseren Herrn und auch nicht meiner, seines Gefangenen, sondern leide mit mir für das Evangelium! Gott gibt dazu die Kraft: Als Vorbild gesunder Worte halte fest, was du von mir gehört hast in Glaube und Liebe in Christus Jesus! Bewahre das dir anvertraute kostbare Gut durch die Kraft des Heiligen Geistes, der in uns wohnt!

2 Timotheus 1,6-8.13-14

 

Ereignisse auf der Synodalversammlung vor einigen Wochen, Ergebnisse einer Untersuchung über den Umgang mit Missbrauch im Bistum Osnabrück: Manch „Hausgemachtes“ steht krisenhaft im Raum, im Kirchenraum – als gäbe es gerade nicht schon genug Not und Sorge in der Welt. Unausweichlich verdunkeln viele Schatten das Licht, das es ja auch gibt – auch auf dem Synodalen Weg und im Umgang mit sexualisierter Gewalt. Viele Menschen, die in ihrer Würde bzw. an Leib und Seele verletzt worden sind, vermissen schmerzlich Empathie und Einsatz für ihre Rechte.

Das Bibelfenster

Hier kommentieren jede Woche Menschen aus dem Bistum Osnabrück eine Bibelstelle aus einer der aktuellen Sonntagslesungen – pointiert, modern und vor allem ganz persönlich.

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In diese Krise(n) hinein ruft uns, ruft mir, die oben stehende Lesung Gottes „Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit“ ins Gedächtnis. Ich gebe zu, ich kenne schon auch den „Geist der Verzagtheit“ angesichts so manchen Versagens. Tatkräftige Liebe, Besonnenheit und „die Kraft des Heiligen Geistes, der in uns wohnt“, erbitte ich für alle von Diskriminierung und Gewalt Betroffenen – und ich fordere sie ein von allen, die in der Kirche Verantwortung tragen und Einfluss haben, auf meine Weise auch von mir selbst!

Erst wenn dieser Geist für Erschütterung und Empörung mit spürbaren Folgen sorgt, erst wenn sich persönlich und systemisch spürbar mehr tut für Leidende und gegen Missbrauch von Macht und Gewalt, erst dann legen Christen ein „Zeugnis für unseren Herrn“ ab, dessen sie sich nicht zu schämen brauchen.

Martin Splett, Seelsorger in der Magdalenen-Klinik bei Osnabrück