„Das A und O ist mein eigener Glaube!“
Der Arbeitstag von Hanne Büker beginnt so, wie es vielleicht auch andere kennen: ins Büro fahren, den PC starten und den Anrufbeantworter abhören.
Dann schaut sie sich den Patientenbestand an: Wer ist schon länger in der Klinik? Wer ist neu eingeliefert worden? Doch Hanne Büker ist keine Ärztin oder Krankenpflegerin – sie ist Pastoralreferentin in der Krankenhausseelsorge. Bereits seit 5 Jahren ist Hanne Büker im Bonifatiushospital in Lingen tätig. Sie besucht die Patienten auf den verschiedenen Stationen, freut sich mit denen, die ein Kind bekommen haben, begleitet Sterbende und ihre trauernden Angehörigen. „Ich begegne den Menschen, denen ich begegnen soll“, sagt Büker und lächelt.
Doch nicht nur Besuchsdienste gehören zu den täglichen Aufgaben einer Krankenhaus-Seelsorgerin: Die 46-Jährige nimmt an Sitzungen des Ethikkomitees teil, ist in Rufbereitschaft, tauscht sich in Dienstgesprächen mit ihren Kollegen aus. Sechs sind es im Team: neben Hanne Büker noch ein Pater, zwei Ordensschwestern, ein Pastoralreferent und eine evangelische Pastorin.
Als Pastoralreferentin war Hanne Büker 13 Jahre in der Frauenseelsorge des Bistums Osnabrück und auch in Kirchengemeinden in Lingen und Nordhorn tätig. Wie kam sie dann zur Krankenhausseelsorge? „Ich hatte irgendwann das Gefühl, dass ich mal etwas anderes machen möchte“, erinnert sich Büker, „aber Krankenhaus war mir immer eine Nummer zu groß. Zu den Kollegen in der Krankenhaus-Seelsorge habe ich immer aufgeschaut.“
„Ich bin nicht alleine unterwegs“
Und dennoch: Irgendwann war in Lingen eine Stelle frei, Büker fand Gefallen an der Ausschreibung und hat ihre Bewerbung abgeschickt – mit Erfolg. Ein 6-wöchiger KSA-Kurs (Klinische Seelsorge Ausbildung) bereitet Krankenhaus-Seelsorger auf ihre Aufgaben vor. Hier beschäftigen sie sich mit ihren Stärken und Schwächen, mit Aspekten der Selbst- und Fremdwahrnehmung, üben sich in Gesprächsführung.
Trost spenden in schwierigen Situationen, begleiten, zuhören. Ist das möglich, ohne selbst tief traurig und schmerzbeladen durch den Tag zu gehen? „Ja! Das A und O ist mein eigener Glaube“, sagt Büker. „Ich bin nicht alleine unterwegs, Gott ist sowieso schon da.“ Das mache sie sich immer wieder bewusst, wenn sie vor der Zimmertür eines Patienten und vor schwierigen Situationen stehe. „Dann bete ich zu Gott: Du musst mit mir rein …!“
Das große Vertrauen in ihre Person
Büker beschreibt ihre Tätigkeiten im Krankenhaus als eine sehr sinnvolle Arbeit. „Mich ermutigt vor allem das Vorschussvertrauen, das mir entgegen gebracht wird“, sagt sie. Auch wenn Patienten kein Interesse an einem Gespräch oder Besuch haben, werde das Angebot doch immer gewürdigt, weiß Büker. „Schön, dass Sie das machen – das höre ich häufig. Unfreundlich raus geworfen wurde ich noch nie.“
Über ihrem Schreibtisch hat Hanne Büker ein Gebet des franziskanischen Feuerwehrseelsorgers Pater Mychal Judge aufgehängt. „Das spreche ich oft“, sagt sie. Der damalige Kaplan der New Yorker Feuerwehr ist in den offiziellen Dokumenten das erste Opfer der Anschläge von 9/11. Sein Gebet macht deutlich, wie Büker ihren Beruf – ihre Berufung – versteht:
„Herr, nimm mich dahin, wohin ich gehen soll,
lass mich die treffen, die ich treffen soll,
sage mir, was ich sagen soll,
und lass mich dir nicht im Wege stehen.“