Grüßt einander mit dem heiligen Kuss
Heute schon geküsst? Nein? Na dann mal los! Denn Knutschen macht schließlich nicht nur am 6. Juli Spaß, dem Internationalen Tag des Kusses. Seit einigen Jahren werden am Weltkusstag jedoch immer wieder neue verrückte Rekorde aufgestellt: Den Titel für den längsten Kuss hält ein Pärchen aus Thailand – sie küssten sich laut Guinness Buch der Rekorde 58 Stunden, 35 Minuten und 58 Sekunden lang. Den Rekord im Schnellküssen stellte Showmaster Florian Silbereisen auf: 117 Frauen busselte er 2011 in nur einer Minute. Noch beeindruckender ist dieser Rekord: Am Valentinstag 2009 küssten sich auf dem Plaza de la Constitución in Mexiko Stadt knapp 40.000 Menschen gleichzeitig.
Schön und gut, aber was hat das mit meinem Glauben zu tun? So Einiges! Denn auch in der Bibel und in der Kirche haben Küsse eine wichtige Bedeutung. Angefangen beim Kuss Jacobs für seinen Vater Isaak, über den Fußkuss, den Jesus als das höchste Zeichen der Ehrerbietung schätze bis hin zum Judaskuss, durch den Jesus verraten wurde gibt es in Buch der Bücher viele Geschichten, in denen der Kuss eine zentrale Rolle spielt.
Liturgische Küsse gehören zur Messe dazu
Und auch in der heutigen Kirche ist Küssen erlaubt, sogar erwünscht, und das nicht nur bei einer Trauung, sondern bei jeder Eucharistiefeier. Denn liturgische Küsse gehören zur Messe dazu:
Der erste Kuss in der Eucharistiefeier ist ein Begrüßungskuss. Wenn der Priester sich zu Beginn der Feier dem Altar zuwendet, verneigt er sich und küsst diesen. Das mag auf den ersten Blick seltsam erscheinen, aber jeder, der schon einmal gesehen hat, wie eine Mannschaft beim Fußball einen gerade gewonnenen Pokal mit Küssen überhäuft, der kann am Altarkuss eigentlich nichts Absonderliches mehr finden. Denn der Altar ist nicht einfach nur ein steinerner Tisch, sondern immer ein Zeichen für Jesus Christus selbst, für den Auferstandenen, der den Tod besiegt hat und zum Grundstein unseres Glaubens geworden ist. Der Altarkuss ist somit ein Begrüßungskuss für Jesus Christus der in der feiernden Gemeinde mitten unter uns ist. Ein so verstandener Kuss versinnlicht ein Element der Zuneigung, der geschwisterlichen Gemeinschaft der Getauften, die dem Aufruf Paulus folgt: „Grüßt einander mit dem heiligen Kuss!“ (Römer 16,16)
Der zweite liturgische Kuss folgt nach der Verkündigung des Evangeliums. Nachdem der Priester oder der Diakon das Evangelium vorgetragen hat, küsst er die heilige Schrift. Der Evangelienkuss bezeugt die Liebe zu Gott. Denn immer wenn wir sein Wort verkünden, ist er unter uns gegenwärtig. Dieser Kuss ist ein Zeichen der Ehrerbietung, verbunden mit der Hoffnung, dass sich die Buchstaben und Worte des Evangeliums in gelebten und bezeugten Glauben verwandeln lassen.
Der dritte und letzte Kuss am Schluss der Eucharistiefeier ist wieder ein Altarkuss, hier als Geste des Danks gegenüber dem Geschenk des Glaubens, das die Gemeinde gefeiert hat, aber auch als Zeichen des Abschieds. Es ist ein Abschiedskuss, der mit der Gewissheit verbunden ist, dass ihm immer wieder ein Begrüßungskuss folgt, solange die Gemeinschaft der Kirche aus dem Wort Gottes und dem Sakrament der Eucharistie genährt wird und daraus Kraft für ihren Auftrag in der Welt erhält.
Küssen ist gesund
Aber Küssen ist nicht nur ein Zeichen des Glaubens und der Nächstenliebe, sondern auch gesund: Der Herzschlag steigt, Stoffwechsel, Sauerstoffaufnahme und Blutzirkulation werden angekurbelt, Glückshormone lassen uns Stress und Schmerzen vergessen und das Immunsystem läuft auf Hochtouren. Küssen macht sogar schlank: Ein intensiver 5-minütiger Kuss verbraucht zwischen 50 und 80 Kilokalorien. Und weil dabei bis zu 26 Gesichtsmuskeln bewegt werden, beugt küssen sogar der Faltenbildung vor!
Immer noch nicht überzeugt, jetzt sofort jemanden zu küssen? Dann nehmt euch doch abschließend noch diese Stelle aus dem Hohelied der Liebe zu Herzen und lasst euch inspirieren: „Mit Küssen seines Mundes bedecke er mich. Süßer als Wein ist deine Liebe.“ (Hohelied 1,2)