Lasst uns träumen!

Heißluftballons
Bild: AdobeStock.com, franz12

Der Herr der Heerscharen wird auf diesem Berg für alle Völker ein Festmahl geben mit den feinsten Speisen, ein Gelage mit erlesenen Weinen, mit den feinsten, fetten Speisen, mit erlesenen, reinen Weinen. Er verschlingt auf diesem Berg die Hülle, die alle Völker verhüllt, und die Decke, die alle Nationen bedeckt. Er hat den Tod für immer verschlungen und Gott, der Herr, wird die Tränen von jedem Gesicht abwischen und die Schande seines Volkes entfernt er von der ganzen Erde, denn der Herr hat gesprochen. An jenem Tag wird man sagen: Siehe, das ist unser Gott, auf ihn haben wir gehofft, dass er uns rettet. Das ist der Herr, auf ihn haben wir gehofft. Wir wollen jubeln und uns freuen über seine rettende Tat. Denn die Hand des Herrn ruht auf diesem Berg.

Jesaja 25,6-10a

 

Hört, hört! Die Vision einer geschwisterlichen Menschheit ist keine Erfindung der Moderne oder von Papst Franziskus. Bereits im Buch Jesaja wird ein herrliches Bild gemalt: Alle Nationen sitzen friedlich bei einem königlichen Festmahl zusammen und feiern. Edelste Weine und Speisen bedecken die Tische im Übermaß. Unterschiede zwischen Geschlechtern, Religionen, Kulturen, Ethnien spielen überhaupt keine Rolle. Ehemalige Feinde werden sogar zu Tischgenossen. Alles Trennende und Unheil Stiftende ist von Gott verschlungen, inklusive Tod und Tränen.

Was für ein kraft- und hoffnungsvolles Bild gerade in dieser Zeit!

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Die hier geschilderte Verheißung an das Volk Israel hat sich bisher nicht erfüllt. Gott hat so noch nicht eingegriffen, die paradiesischen Zustände noch nicht hergestellt. Aus meiner Sicht ist das kein Grund, zu resignieren oder die Hände in den Schoß zu legen. Ganz im Gegenteil: Unsere biblischen Visionen und Verheißungen sind mir Motivation und Antriebsfeder gegen allen Skeptizismus und Pessimismus und dafür, dass Veränderung auch im Großen und Ganzen möglich ist. Damit Visionen real werden, ist es notwendig, dass die damit verbunden Bilder immer neu ausgemalt werden. Damit unsere Sehnsucht nach ihrer Realisierung wächst, ganz im Sinne von Antoine de Saint-Exupéry: „Wenn du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre sie die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer.“

Papst Franziskus macht genau das und lädt in seiner Enzyklika „Fratelli tutti“ („alle Geschwister“) alle ein:

„Träumen wir als eine einzige Menschheit, als Weggefährten vom gleichen menschlichen Fleisch, als Kinder der gleichen Erde, die uns alle beherbergt, jeder mit dem Reichtum seines Glaubens oder seiner Überzeugungen, jeder mit seiner eigenen Stimme, alles Geschwister.“ (Fratelli tutti, Absatz 8)

So vieles hat seinen Anfang mit einem Traum genommen. Lasst uns also träumen!

Inga Schmitt (Pastoralreferentin)