Leben wie eine Seifenblase

Seifenblase
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Jesus aber antwortete ihnen: Die Stunde ist gekommen, dass der Menschensohn verherrlicht wird. Amen, amen, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht. Wer sein Leben liebt, verliert es; wer aber sein Leben in dieser Welt gering achtet, wird es bewahren bis ins ewige Leben. Wenn einer mir dienen will, folge er mir nach; und wo ich bin, dort wird auch mein Diener sein. Wenn einer mir dient, wird der Vater ihn ehren.

Johannes 12, 23-26

 

Leben im Angesicht des eigenen Todes – puh, das ist hart. Glücklicherweise war ich selbst nie in einer solchen Situation, kannte aber Menschen, die es waren. Der Umgang mit einer solchen Situation ist dabei so unterschiedlich wie die Menschen unterschiedlich sind. Und gemäß der bekannten Sterbeforscherin Elisabeth Kübler-Ross kann sich der Umgang mit dem eigenen nahenden Tod auch ändern. Sie hat fünf Phasen für den Prozess des Sterbens und der Trauer erkannt: Leugnen, Wut, Feilschen und Verhandeln, Depression und Annahme. Und meine Erfahrung mit Menschen, die den eigenen Tod vor Augen hatten, ist, dass einige bis zum Ende leugneten und andere sehr früh gut annehmen konnten.

Jesus hat vielleicht eine Art Vorteil im Angesicht seines eigenen bevorstehenden Todes: Er weiß, dass sein Tod notwendig ist, um Höherem zu dienen – dass sein Tod also einen tieferen Sinn hat. Jesus sagt im heutigen Evangelium: „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht.“ Und tatsächlich würde ich hier wohl kaum ein Bibelfenster für ein Bistum einer katholischen Kirche schreiben, wenn Jesus nicht am Kreuz gestorben und auferstanden wäre … Dieser Sinn seines Todes rettet Jesus allerdings auch nicht vor Angst und seiner Bitte an den Vater „Nimm diesen Kelch von mir!“ (Mk 14,36).

Das Bibelfenster

Hier kommentieren jede Woche Menschen aus dem Bistum Osnabrück eine Bibelstelle aus einer der aktuellen Sonntagslesungen – pointiert, modern und vor allem ganz persönlich.

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Mir als „normalem“ Menschen bringt es auch wenig, dass Jesu Tod einen Sinn hatte. Denn es ist zwar totsicher, dass ich irgendwann sterbe, aber bei mir ist es wohl eher logisch und natürlich, als dass es einen Sinn hätte. Das, was für Jesus Christus zählt, hilft mir also in der Form nicht.
Aber Jesus scheint das durchaus klar gewesen zu sein, denn er sagt im Evangelium weiter: „Wer sein Leben liebt, verliert es; wer aber sein Leben in dieser Welt gering achtet, wird es bewahren bis ins ewige Leben. Wenn einer mir dienen will, folge er mir nach; und wo ich bin, dort wird auch mein Diener sein. Wenn einer mir dient, wird der Vater ihn ehren.“

Ich deute das so: Nicht unser TOD gibt unserem Leben Sinn, sondern wir müssen unser LEBEN so gestalten, dass es sinnvoll ist. Klar soll ich mein Leben lieben und es genießen und ein gutes Leben haben, aber ich darf nicht ausschließlich auf mein Leben fokussiert sein und nicht nur für mich leben, sondern sollte mein Leben auch für andere einsetzen – oder aus dem Glauben gesprochen: Nachfolger und Diener sein. Wenn ich es schaffe, meinem Leben so einen Sinn zu geben, der über mein eigenes Dasein hinausgeht, dann kann ich, mit der christlichen Auferstehungshoffnung im Gepäck, irgendwann hoffentlich gut annehmen, dass mein Leben endlich ist.

Ein schönes Vorbild dafür ist für mich die Seifenblase: In dem Moment, in dem sie entsteht, ist sie „dem Tod geweiht“, und ihre Zeit ist äußerst begrenzt. Eigentlich doch total frustrierend … Aber in der Zeit, in der sie existiert, also quasi lebt, schimmert sie in den allerschönsten Farben, um Menschen zu erfreuen und Kinderaugen zum Leuchten zu bringen …

Pastoralreferentin Eva Schumacher