Maschinell oder von Hand
Im Geschäft von Karl Esch und seinem Sohn Oliver herrscht jetzt großer Andrang. Im Untergeschoss haben sie eine umfangreiche Krippensammlung aufgebaut. Hier gibt es was für jeden Geschmack – aber keinen Kitsch.
„Bitte nichts berühren.“ Das Schild mit dem freundlich gemeinten Hinweis ist notwendig. Denn bei Karl Esch und seinem Sohn Oliver stehen echte Werte in den Regalen. Seit fast 40 Jahren gibt es hier jede Menge Krippen – von der maschinell gefertigten Ware bis zur in Blattgold gefassten Handarbeit. Der Seniorchef ist stolz auf seine Auswahl. „So etwas werden Sie in Norddeutschland wohl kein zweites Mal finden“, sagt er. Und fügt hinzu: „Ich sage das nicht ohne ein gewisses Selbstbewusstsein.“
Ein Quereinsteiger erobert die Krippenwelt
Dabei ist Karl Esch eigentlich ein Quereinsteiger, wie er selbst sagt. Denn von Haus aus ist er Diplom-Pädagoge, musste aber Anfang der 80er Jahre feststellen, dass man davon nur schwer eine Familie ernähren kann. Also stieg er erst ins väterliche Geschäft ein und machte sich später selbstständig. Mit der Zeit wuchs die Verkaufsfläche. Jetzt kann man bei Esch gegenüber dem Osnabrücker Dom auch im Sommer Krippenfiguren kaufen. Aber natürlich ist die Hauptsaison wie immer in den Wochen vor Weih-nachten.
Eine Krippe in seinem Laden hat es ihm besonders angetan: „Schauen Sie, wie andächtig Maria und Josef dargestellt sind“, sagt er und nimmt die Figur der Gottesmutter in die Hand. Dann greift er zu einem Hirten und einem Esel: „Da hat man doch das Empfinden, sie wollten gleich loslaufen, so lebendig sind sie gestaltet.“ Die Krippe ist handgeschnitzt und stammt aus der Schweiz, ein Exemplar steht bei Karl Esch zu Hause. „Weil sie handgemacht sind, sehen die Figuren immer ein wenig unterschiedlich aus“, sagt er und erwähnt noch, dass dafür vor allem weiches Lindenholz verwendet wird. Während es bei den maschinell gefertigten Stücken härter – Ahorn oder Esche – sein muss.
Vor 40 Jahren gab es in Deutschland noch mehr einheimische Werkstätten, dann hatten die Firmen immer weniger Nachwuchs, an den die ältere Generation das Wissen weitergeben konnte. Bei der Kunststoffkrippe sorgten hohe Umweltauflagen dafür, dass die Produktion nach Asien ausgegliedert wurde. „Aber irgendwann konnte keiner mehr die hohen Transportkosten bezahlen, zudem drängten die Chinesen mit eigenen Produkten auf den Markt“, sagt der 73-Jährige.
Weitere Infos
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Heute bezieht er hochwertige Produkte aus Oberammergau, Südtirol, der Schweiz, auch aus Norddeutschland – je nach Art und Stil der Krippe. Da gibt es das handgemachte Modell, bei dem jede Figur im dreistelligen Euro-Bereich liegt, da gibt es die bunt bemalten Exemplare, denen Kinderhände nicht gefährlich werden können, weil es keine filigrane Arbeit ist. Da steht aber auch der komplette Krippensatz für 99,90 Euro im praktischen Karton im Regal. „Alles ist möglich“, sagt Karl Esch. „Nur Kitsch bekommt man bei uns nicht.“
Dafür gibt es gratis eine Beratung, wenn man unschlüssig ist, womit man seine Krippe beginnen soll. Esch freut sich, dass viele junge Familien zu seinen Kunden zählen, spürt aber auch, dass das Wissen um das Brauchtum immer mehr schwindet. „Zum Tannenbaum soll es eine Krippe sein, aber warum man gerade mit der Heiligen Familie starten sollte, ist vielen neu – sie lassen sich aber auch schnell überzeugen.“
Beleuchtung per Trafo – aber mit LED
Mancher komme immer wie-der, um seine Krippe zu vervollständigen. „Die Heilige Familie lässt sich natürlich nicht erweitern, und Könige sind es auch nur drei“, sagt Esch und lächelt. „Aber dann kommt eben noch ein Hirte dazu oder noch ein Schaf.“ Hühner, Katzen, Hunde werden ebenfalls gewünscht, inzwischen gibt es sogar Schweine – ob-wohl die bei den jüdischen Hirten kaum gelebt haben dürften. Stalllaternen, Lagerfeuer, Brunnen sind dazugekommen – dass die Beleuchtung per Trafo und Lampe möglich ist, sei am Rande erwähnt. Mit den LEDs kann sich Karl Esch allerdings nur schwer anfreunden. Und noch etwas: In diesem Jahr sind kleine Toilettenhäuschen der Renner. „Ich habe mich lange dagegen gesträubt“, sagt Karl Esch, zuckt mit den Schultern und lässt den Satz in der Luft hängen.
Mitten im Kellergeschoss steht der Verkaufstresen, und wer um ihn herumgeht, kann noch eine Kleinigkeit entdecken: Klei-ne Tücher mit bunten Mustern. Sie symbolisieren Orientalische Teppiche für die Weisen aus dem Morgenland. „Handgeknüpft“, sagt Karl Esch. Aber dann zwinkert er doch mit einem Auge.