Mentorin für katholische Theologiestudierende in Osnabrück mit dem Berufsziel Religionslehrer:in

Mein Name ist Christa Prior, ich bin im Mentorat für Studierende im Bistum Osnabrück mit dem Berufswunsch Religion auf Lehramt als Mentorin tätig.
Gebürtig komme ich vom Niederrhein, habe in Münster Theologie und Germanistik auf Lehramt studiert, mein Referendariat in Meppen absolviert, 15 Jahre an einem Gymnasium in Trägerschaft der Herz-Jesu-Priester im Emsland gearbeitet und bin seit 2012 Lehrerin für kath. Religion und Deutsch am Gymnasium Ursulaschule in Osnabrück, einer Schule der Schulstiftung im Bistum Osnabrück, zusätzlich arbeite ich dort in der Schulpastoral.
Seit 2008 arbeite ich nun bereits mit einer halben Stelle im Mentorat. Hier begleite ich, zusammen mit meiner Kollegin Natalie Giesen, die Studierenden auf ihrem Glaubensweg und bereite sie auf ihre Rolle als Religionslehrer:in vor. Dabei geht es darum, mit den Studierenden ins Gespräch über ihre Spiritualität zu kommen und ihnen Angebote zur Vertiefung des Glaubens und zu einem kritischen und reflektierten Austausch über Glauben und Kirche zu machen. Neben Orientierungsgesprächen zur eigenen Glaubensbiografie und zur Rolle der Religionslehrer:in, zur Suche nach der je eigenen Spiritualität und zur Reflexion der eigenen Erfahrungen mit Kirche, biete ich auch Besinnungstage an. Hier erfahre ich es immer wieder als Bereicherung für alle Teilnehmenden, Orte gelebten Glaubens aufzusuchen. So verbringen wir die Tage beispielsweise in einem Kloster, pilgern oder fahren auf eine Insel und suchen dort die Verbindung zwischen Gebet, Stille, gemeinsamem Austausch und der Natur. Es sind jeweils Orte, die dazu einladen, sich dem eigenen Glauben zu stellen, miteinander über den Glauben ins Gespräch zu kommen und den Glauben zu vertiefen, um dann gestärkt – und vielleicht auch etwas innerlich sortierter – wieder in den Alltag und ins Studium zu gehen. Ich begleite die Studierenden in ihren Erfahrungen mit und in der Kirche. Nachdem sie ein Praktikum in einer kirchlichen Einrichtung gemacht haben, reflektieren wir diese Zeit oder auch ihr kirchliches Engagement, wenn sie sich bereits zuvor in Gemeinden o.a. eingebracht haben. Ich finde es wichtig für die angehenden Religionslehrer:innen, dass sie sich kritisch mit der Institution Kirche beschäftigen, gleichzeitig aber auch einen Blick dafür bekommen, welche vielfältigen Aufgabenfelder zur Kirche gehören und wahrzunehmen, wo sich Kirche für die Menschen einsetzt. Hier geht es oft um die Frage, welche Aufgabe Kirche heute in der Gesellschaft hat, wo sie sich (stärker) einbringen müsste, wo sie „Dienst“ am Nächsten lebt. Hier zu prüfen, was ist gelungen, wo fehlt es und was ist auch enttäuschend, gehört mit dazu, die Studierenden als authentische und glaubwürdige Glaubenszeugen in die Schulen zu schicken. Auch die Frage, nach dem eigenen Platz in der Kirche spielt hier eine Rolle. In den Liturgiemodulen geht es darum, verschiedene Formen von Liturgie kennenzulernen und auch gemeinsam Liturge zu feiern. Hier ist es immer wieder zu erleben, dass liturgische Feiern guttun können, dass sie neu ausrichten und auch aufrichten – gerade ein Erlebnis, das für viele Studierende zunächst neu und auch ungewohnt ist. Dabei sowohl traditionelle als auch moderne Formen kennenzulernen, ist wichtig. Es geht auch darum, eigene Kompetenzen in der Gestaltung von Gottesdiensten zu entwickeln, die dann im späteren Schulleben notwendig sind.
Schulen sind immer mehr der Ort, an dem Schüler:innen in Kontakt mit dem Glauben kommen können. Umso wichtiger ist es, die jungen Menschen gut darauf vorzubereiten, damit sie auch in ein Gespräch auf Augenhöhe mit den Schüler:innen über den Glauben kommen können und die Relevanz der christlichen Botschaft für unsere Gesellschaft sowie die Notwendigkeit des Austausches mit anderen Religionen lebendig erfahrbar werden lassen. Dazu brauchen die Religionslehrer:innen einen Zugang zu ihrem eigenen Glauben, ihrem eigenen Verhältnis zur Kirche und auch zu den strittigen Themen und Herausforderungen der Kirche in der Zukunft. Sie dabei zu begleiten, hier eine Position zu finden und sich einzubringen, das ist die Aufgabe von uns im Mentorat.
Ich empfinde die Arbeit im Mentorat als sehr lebendig. Mir macht es Freude, mit jungen Menschen über ihren Glauben, ihr Leben und ihre Vorstellungen von Kirche und Glauben, von ihrer Rolle als Religionslehrer:in in Schule und in Gesellschaft ins Gespräch zu kommen und auch dabei zu erfahren, wie viele junge Menschen sich – so verschieden sie auch sind – auf jeweils ihre Weise für den Glauben und die Botschaft Jesu einsetzen und den Mut haben, sich in dieser wirklich herausfordernden (und oft zermürbenden) kirchenpolitischen Zeit für Glauben und Kirche einzusetzen. Das ist nicht selbstverständlich.
Es ist bereichernd, den jungen Menschen so persönlich begegnen zu dürfen, und mit ihnen über die Tiefen des Lebens und des Glaubens ins Gespräch zu kommen. Bei jedem Gespräch lerne ich etwas mehr vom Menschsein und von der Vielfalt des Glaubens. Das ist eine schöne Aufgabe!