Mit Gott zu Hause

Mit Gott zu Hause
Bild: Adobe Stock, Drazen

„Mama, können wir auch mal zusammen beten?“ Manchmal möchten Kinder, die eine katholische Kindertagesstätte besuchen, auch daheim mit Jesus sprechen, so wie sie es aus der Kita gewohnt sind. Dort wird oft zum Ende der Gesprächsrunde im Morgenkreis gebetet und auch vor dem Essen.

„Wir laden dann alle Kinder zum Beten ein“, erklärt Daniela Grothaus, Erzieherin in der Kindertagesstätte St. Nikolaus in Ankum, „und wer mitmachen möchte, kann dies tun.“ Einige Kinder sollen auf Wunsch der Eltern nicht mitbeten, aber da sie den Raum nicht verlassen, bekommen sie mit, was die anderen Kinder tun. Und die sind oft begeistert bei der Sache, denn sie sprechen gern mit Jesus, den sie in der Kita durch verschiedene Bibelgeschichten kennengelernt haben. Für manche Kinder ist er wie ein guter Freund.

Personal der Kita St. Nikolaus Ankum
Religionspädagogischen Fachkräfte in der Kita St. Nikolaus Ankum: Christin Listing und Daniela Grothaus

Deshalb wollen sie auch zu Hause mit ihm sprechen, doch das überfordert Eltern, die der Kirche nicht nahe sind oder denken, sie wüssten zu wenig für Glaubensvermittlung in der Familie. Doch solche Bedenken können Daniela Grothaus und ihre Ankumer Kollegin Christin Listing ausräumen. Die beiden Erzieherinnen haben eine Fortbildung zur religionspädagogischen Fachkraft absolviert. Sie können Bibelgeschichten kindgerecht vermitteln und ermuntern die Kinder, gemeinsam darüber zu sprechen. Und sie sagen: Das können Eltern auch zu Hause. „Hören Sie auf ihr Bauchgefühl und legen Sie los“, sagt Listing. „Mit Kindern philosophieren ist toll!“

Erster Schritt: Eine Bibel kaufen

Kaufen Sie eine Bibel, aus der Sie vorlesen möchten. Bestellen Sie diese nicht im Internet, gehen Sie in einen Buchladen und nehmen Sie Ihr Kind mit. Blättern Sie durch verschiedene Exemplare und wählen Sie eine Bibel aus, die Ihnen beiden gefällt, deren Aufmachung und Bilder Sie beide ansprechen. Es ist sinnlos, eine Kinderbibel zu kaufen, die Ihnen nicht gefällt. So können Sie abends aus der Bibel vorlesen und gemeinsam mit Ihrem Kind Gott kennenlernen. Dazu müssen Sie keine Theologen sein.

Gebete für Kinder und Familien
Heftchen mit Impulsen für Gebete, Segen und Rituale

„Es gibt kein richtig und kein falsch“, sagt Christin Listing. Allein die Barthimäus-Geschichte von dem Blinden, der von Jesus geheilt wurde, und die Sehkraft wieder erlangte, lasse viele Deutungen zu, als Geschichte, die sagt: Gib nie auf, bleib dran. Als Geschichte darüber, dass jemand an das Unmögliche glaubt. Und als Geschichte die sagt: Verurteile andere nicht, sondern prüfe erst, was sie bewegt. Die biblischen Geschichten laden auch dazu ein, sein Kind zu fragen: Was glaubst du, was will Gott uns damit sagen.

Weitere Infos

  • Textvorschläge für kurze Gebete zu verschiedenen Anlässen, für Segen und andere Rituale gibt es von der Initiative Elternbriefe du + wir und der Arbeitsgemeinschaft für katholische Familienbildung AKF. Die kleinen Heftchen können in der Abteilung Seelsorge des Bistums Osnabrück gratis bestellt werden. Dafür einfach eine E-Mail mit der benötigten Anzahl an Annette Kurmann schicken: a.kurmann@bistum-os.de

Zweiter Schritt: Eine Beziehung aufbauen

Indem Sie das Beten in den Alltag integrieren, können Sie zu Gott eine Beziehung aufbauen. Die Kinder kennen das oft schon aus der Kindertagesstätte. Aber auch zu Hause kann man Gebete im Verlauf des Tages einbauen. Sie können zum Beispiel morgens nach dem Aufstehen für eine gute Nacht danken und einfach frei formulieren: Gott ich stehe hier. Du hast die Welt gemacht, Danke!“ Sie können beim Abendbrot ein Tischgebet sprechen oder abends mit dem Kind einen Tagesrückblick halten und für alles danken, was schön war, was symbolisch in die rosa Tüte mit den guten Erlebnissen kommt.

  • Auch im Gotteslob, dem Gesangbuch in der Kirchen, finden sich Gebet und Impulse für Familien. Hier finden Sie eine Übersicht der entsprechenden Stellen.
  • Mehr Informationen und persönliche Erfahrungen zum Beten mit Kindern gibt es hier im Artikel.

Dritter Schritt: Rituale einführen

Kinder mögen Wiederholungen, Rituale geben ihnen Sicherheit. So können Sie ein Kind segnen, bevor es aus dem Haus geht, und kurz mit dem Daumen ein kleines Kreuzzeichen auf seine Stirn zeichnen; in manchen Familien segnen sich die Familienmitglieder gegenseitig. „Das Kind zu segnen ist eine wunderschöne Art, mit Gott Glück zu wünschen. Man sagt damit: Du bist mir wichtig“, sagt Christin Listing.

Ein weiteres Ritual ist das Aufstellen einer Kerze. Sie können mit dem Kind eine Familienkerze basteln, einen Rohling mit Motiven aus Wachsstreifen selbst bekleben, und als Familienkerze einführen. Wann man sie aufstellt, bleibt den Eltern überlasen. Auch hier gibt es kein richtig und kein falsch. „Die Kerze wird aufgestellt und entzündet, wenn ich einem Gebet eine besondere Bedeutung verleihen will, wenn ich unterstreichen will, dass es um eine wichtige Sache geht, wenn jemand traurig ist oder wenn es dunkel ist“, sagt Listing. Die Kerze tröstet mit ihrem Licht. „Sie kann aber auch angezündet werden, wenn ich glücklich bin!“ Damit sie sicher steht, am besten in einem hohen stabilen Glas entzünden, rät Daniela Grothaus. 

Autorenzeile Kirchenbote

Viele Kinder kennen aus dem Kindergarten auch das Vaterunser. Sie verbinden es mit Jesus, weil es das Gebet ist, welches er seinen Jüngern beigebracht hat. Wenn die Kinder im Gottesdienst das Vaterunser hören, freuen sie sich, dass sie es auch sprechen können. Sie können mit dem Kind auch einmal einen Familiengottesdienst besuchen oder die Kirche betreten, wenn kein Gottesdienst ist und sie als Ort der Stille erfahren. Manchmal liegt im Schriftenstand ein Kirchenführer, mit dem sie die Gegenstände in der Kirche entdecken können. Sie können mit dem Kind zusammen ein Kerzenopfer aufstellen. Das Kind darf sagen, für wen das Licht bestimmt ist. „Kinder sind großzügig“, sagt Listing, „sie zünden nie für sich selbst eine Kerze an.“