Beten mit Kindern

Kind mit Seifenblasen

Beten ist Gespräch mit Gott. Kindern schon früh den Zugang dazu zu ermöglichen, kann sie fürs Leben stark machen. Aber wie funktioniert Beten mit Kindern? Wie finden Eltern mit ihren Kindern ein persönliches Gebetsritual und kann man beim Beten eigentlich etwas falsch machen? Birgit Bertelsmann, Fachkraft für Religionspädagogik in der Kita Heilig Kreuz in Osnabrück und Ines Wallenhorst, Mutter und Referentin im Bereich „Geistliches Leben“ des Seelsorgeamtes, geben wertvolle Tipps für Eltern.

Spätestens zur Taufe zieht der erste Gebetswürfel oder das erste Gebetsbuch für Kinder ins Haus. Vielleicht können Sie damit überhaupt nichts anfangen oder Sie fragen sich, wann Sie am besten mit Ihrem Kind beten. Vor dem Essen, direkt am Morgen oder vor dem Schlafengehen? Vielleicht betet Ihr Kind auch regelmäßig in der Kita und Sie möchten zuhause gern ein ähnliches Gebetsritual einführen? Die große Frage aber lautet: Wie und wann bete ich am besten mit meinem Kind?

„Ich glaube, dass Kinder ein ziemlich gutes Gespür dafür entwickeln, was Eltern tun, nur weil sie glauben, dass es für die Kinder gut ist, oder was sie aus Überzeugung machen. Mit dem Beten verhält es sich ähnlich wie mit anderen Erziehungsfragen: Bleib ich dran? Mache ich es konsequent?“, sagt Ines Wallenhorst, Mutter von zwei Kindern. Sie selbst hat zur Geburt ihres ersten Kindes viele christliche Gebetsbücher für Kinder geschenkt bekommen – benutzt hat sie kein einziges, da sie einen wiederkehrenden einfachen Text suchte, anstatt mit vielen verschiedenen Texten ins Gebet zu kommen.

Ines Wallenhorst
Ines Wallenhorst ist Mutter und Referentin im Bereich „Geistliches Leben“ des Seelsorgeamtes.

Die eigene Beziehung zu Gott weitergeben

Beten ist – wie so vieles im Leben – eine sehr individuelle Angelegenheit. Deshalb versucht Ines Wallenhorst, ihre eigene Beziehung zu Gott weiterzugeben: „Praktisch sieht es bei uns so aus, dass wir abends das Vaterunser beten. Das ist mit seinen Formulierungen vielleicht nicht ganz kindgerecht, aber ich finde dieses Gebet faszinierend, weil es für mich einen beruhigenden Charakter hat und ich in meinem Leben die Erfahrung gemacht habe, dass es ein wirklich allumfassendes Gebet ist, das man miteinander und füreinander beten kann.“

Geformt hat sich dieses Ritual bereits früh: Als ihr ältestes Kind ein Säugling und sehr unruhig war, hatte ihr eine Verwandte dazu geraten, einfach mal das Vaterunser zu beten. „Das hat zwar nicht das Kind beruhigt, aber mich“, schmunzelt die Gemeindereferentin. Seither wird es in der Familie abends vor dem Zubettgehen gemeinsam gesprochen und die Kinder dürfen sagen, an wen speziell dabei gedacht wird – wenn es jemandem beispielsweise schlecht geht oder auch, wenn jemand Geburtstag hat. „Wird das aus Versehen vergessen, sagt unsere Tochter direkt: ,Wir haben gar nicht richtig gebetet, wir haben an niemanden gedacht!‘ – Ich glaube, das trifft den Kern: Es geht gar nicht darum, welche Worte ich finde, sondern wo ich mit meinen Gedanken bin und was will ich damit?“

Beten kann stark und resilient machen

Dass Beten für Kinder grundsätzlich etwas sehr Gutes ist, findet auch Birgit Bertelsmann, Fachkraft für Religionspädagogik. „Ich bin der festen Überzeugung, dass ich den Kindern damit den Zugang zu etwas ermögliche, das wertvoll ist und das durchs Leben trägt, was stark und resilient machen, vielleicht sogar zu einem gelingenden Leben beitragen kann. Was die Kinder dann daraus machen, liegt natürlich in deren Hand. Diese Art von Transzendenz ist ein Grundbedürfnis des Menschen und ich finde es schwierig, den Kindern den Zugang zu so etwas zu verwehren.“ In der Kindertagesstätte Heilig Kreuz im Osnabrücker Stadtteil Schinkel ist Beten fester Tagesbestandteil. „Es kam schon vor, dass Eltern mich nach Gebetstexten aus der Kita gefragt haben, weil ihr Kind zuhause ebenfalls beten wollte und sie selber unsicher waren. Ich finde es völlig legitim, sich erstmal Hilfe zu holen“, sagt Birgit Bertelsmann.

Wenn Eltern auch zu Hause mit ihren Kindern beten möchten, aber nicht so genau wissen wie, können sie sich an die Fachkräfte in den Kitas wenden oder an die Hauptamtlichen in der Gemeinde. Dort können Eltern sich in der Regel auch Literatur ausleihen. Fündig werden sie auch in entsprechenden Buchläden wie der Dombuchhandlung in Osnabrück, in den Büchereien oder in den Medienstellen des Bistums.

Kind schaut aufs Meer
Beten kann Kinder stark und resilient machen.

In den Bildungshäusern gibt es auch entsprechende Angebote für Familien. „Oder man besucht einfach einen Kleinkindergottesdienst in der Gemeinde und kommt dort ins Gespräch“, rät Birgit Bertelsmann und hat noch einen weiteren Tipp: „Wenn einem etwas fremd ist, ist es sicherlich gut, wenn man sich anfangs an irgendeinem Text festhalten kann. Dann findet man im Laufe der Zeit vielleicht auch eine freiere Form für sich. Ich würde jedoch nicht gedankenlos jeden Text übernehmen, sondern schauen, ob er für mich passend ist.“

Feste Rituale erleichtern den Einstieg

Beten kann man überall und zu jeder Zeit – im Alltag oder auch zu besonderen Anlässen. Für den Einstieg rät Birgit Bertelsmann, sich ein Ritual zu schaffen: Man könne einen bestimmten Ort zum Beten auswählen oder einen festen Zeitpunkt am Tag, man könne eine Kerze anzünden oder einen Stein oder eine Blume irgendwo hinlegen – das, was für einen selber beziehungsweise das Kind gut passt. „Ich finde es wichtig, dass man in einem Gebet ein ,Du‘ anspricht, dass man nicht über Gott spricht, sondern mit ihm. Für mich persönlich fühlt es sich richtig an, ein Gebet mit ,Guter Gott‘ zu beginnen.“

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Kinder ernst nehmen

Zum Beten gezwungen werden sollte natürlich grundsätzlich niemand – und schon gar keine Kinder. Aber gibt es denn eigentlich etwas, das man beim Beten falsch machen kann? „Wichtig finde ich, dass man Kinder beim Beten ernst nimmt. Wenn man ein freies Gebet spricht und ein Kind etwas sagt, das vielleicht aus einem Erwachsenenblick eine gewisse Komik hat, finde ich es grenzwertig, darüber zu lachen. Ich finde es wichtig, Kinder im Gebet sprachfähig zu machen und ihnen ihre persönlichen Gefühle zuzugestehen“, erklärt die religionspädagogische Fachkraft.

Und auch Ines Wallenhorst hat dazu eine klare Meinung: „Für mich ist Beten Gespräch mit Gott. Was soll ich da falsch machen können? Ich glaube nicht, dass Gott auf unsere Worte angewiesen ist, sondern dass er sowieso viel mehr weiß und ein viel größeres Herz hat, als wir Formeln oder Wörter. Es mag sich jetzt sehr hoch anhören, aber ich würde fast sagen, dass das Leben ein Gebet ist.“

Letztendlich sind die Arten zu beten ganz individuell und was für einen stimmig ist, muss jede und jeder selbst herausfinden. „Der Spielraum ist unendlich, genauso wie wir Menschen unterschiedlich sind in unserer Vielfältigkeit. Ich lebe meinen Kindern vor, wie ich bete und ich hoffe, dass sie irgendwann ihre eigene Art zu beten finden“, schließt Ines Wallenhorst.