Mit Sehnsucht im Herzen

brennendes herz
Bild: pixabay.com, geralt

Am gleichen Tag waren zwei von den Jüngern auf dem Weg in ein Dorf namens Emmaus, das sechzig Stadien von Jerusalem entfernt ist. Sie sprachen miteinander über all das, was sich ereignet hatte. Während sie redeten und ihre Gedanken austauschten, kam Jesus hinzu und ging mit ihnen. Doch sie waren wie mit Blindheit geschlagen, sodass sie ihn nicht erkannten. Er fragte sie: Was sind das für Dinge, über die ihr auf eurem Weg miteinander redet? Da blieben sie traurig stehen, und der eine von ihnen – er hieß Kleopas – antwortete ihm: Bist du so fremd in Jerusalem, dass du als einziger nicht weißt, was in diesen Tagen dort geschehen ist? Er fragte sie: Was denn? Sie antworteten ihm: Das mit Jesus aus Nazaret. Er war ein Prophet, mächtig in Wort und Tat vor Gott und dem ganzen Volk. Doch unsere Hohenpriester und Führer haben ihn zum Tod verurteilen und ans Kreuz schlagen lassen. Wir aber hatten gehofft, dass er der sei, der Israel erlösen werde. Und dazu ist heute schon der dritte Tag, seitdem das alles geschehen ist. Aber nicht nur das: Auch einige Frauen aus unserem Kreis haben uns in große Aufregung versetzt. Sie waren in der Frühe beim Grab, fanden aber seinen Leichnam nicht. Als sie zurückkamen, erzählten sie, es seien ihnen Engel erschienen und hätten gesagt, er lebe. Einige von uns gingen dann zum Grab und fanden alles so, wie die Frauen gesagt hatten; ihn selbst aber sahen sie nicht. Da sagte er zu ihnen: Begreift ihr denn nicht? Wie schwer fällt es euch, alles zu glauben, was die Propheten gesagt haben. Musste nicht der Messias all das erleiden, um so in seine Herrlichkeit zu gelangen? Und er legte ihnen dar, ausgehend von Mose und allen Propheten, was in der gesamten Schrift über ihn geschrieben steht. So erreichten sie das Dorf, zu dem sie unterwegs waren. Jesus tat, als wolle er weitergehen, aber sie drängten ihn und sagten: Bleib doch bei uns; denn es wird bald Abend, der Tag hat sich schon geneigt. Da ging er mit hinein, um bei ihnen zu bleiben. Und als er mit ihnen bei Tisch war, nahm er das Brot, sprach den Lobpreis, brach das Brot und gab es ihnen. Da gingen ihnen die Augen auf und sie erkannten ihn; dann sahen sie ihn nicht mehr. Und sie sagten zueinander: Brannte uns nicht das Herz in der Brust, als er unterwegs mit uns redete und uns den Sinn der Schrift erschloss? Noch in derselben Stunde brachen sie auf und kehrten nach Jerusalem zurück und sie fanden die Elf und die anderen Jünger versammelt. Diese sagten: Der Herr ist wirklich auferstanden und ist dem Simon erschienen. Da erzählten auch sie, was sie unterwegs erlebt und wie sie ihn erkannt hatten, als er das Brot brach.

Lukas, 24,13-35 (Einheitsübersetzung)

 

Am Ostermontag war die selbe Bibelstelle in der Messe dran, wie an diesem Sonntag: die berühmte Geschichte vom Gang der Jünger nach Emmaus. Aus dieser großartigen, vielschichtigen Geschichte sei hier ein Satz herausgegriffen: „Brannte uns nicht das Herz in der Brust?“ Noch bevor den Jüngern die Augen aufgingen, war ihnen das Herz aufgegangen. Ihre Herzen hatten etwas gemerkt, doch sie bemerkten es nicht. Sie waren mit ihren Gedanken und Gefühlen woanders. Ob der Kopf voll war oder leer: hätten sie mal lieber auf ihr Herz geachtet! Doch das ist leicht gesagt, wenn dieses Herz zugleich voll ist von Enttäuschung, Trauer oder sogar Verzweiflung.

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Wer kennt nicht solche Blindheit aus eigenem Erleben? „Brennendes Herz“ – meint das nicht unsere Sehnsucht? Wann und wo brennt mein Herz – und wofür? Wonach sehne ich mich, wenn ich ehrlich bin? Nach Aufbruch und Neuland, nach Bleiben und Heimat, nach Sinn und nach Liebe, nach Freude und nach „echtem“ Leben?

Meine Sehnsucht spüren heißt, mich spüren – und es heißt, mit Gott in Berührung kommen, von ihm berührt werden. Die Sehnsucht ist Gottes Stimme, vielleicht seine deutlichste.

Mit der Auferstehung Jesu ist der Kampf für das Leben gewonnen, im Großen und Ganzen. Das gibt meinem Leben Hoffnung, im Kleinen und Konkreten. Schon vor der Auferstehung kann ich immer wieder aufstehen und neu losgehen. Mit dieser Hoffnung kann ich meine Sehnsucht zulassen, ihr nachspüren und nachgehen. Zumal es neben Enttäuschungen auch Erfüllung gibt, selbst wenn das Leben in Fülle noch aussteht. Und ich darf darauf setzen, auf dem Weg durch das Leben – gemeinsam mit anderen – begleitet zu werden von IHM. Auch dann, wenn ich es nicht oder erst im Nachhinein merke.

Eine frohe Osterzeit wünscht Martin Splett