Miteinander in Staat und Kirche
„Ich trete in die Kirche ein oder in eine aufgeklärte Glaubensgemeinschaft anderer Religionen: auch als Agnostiker. Diese Gemeinschaften halten die Gesellschaft zusammen, sie lehren die Tugenden des Umgangs: Höflichkeit, Freundlichkeit, Herzlichkeit. Sie bewahren mich vor dem Irrweg, alles besser zu wissen.“
Diese Positionierung ist bemerkenswert. In der säkularen Öffentlichkeit wirbt eine Journalistin für den Kircheneintritt. Sie macht sich stark für die institutionelle Dimension von Religion. Bei manchen innerkirchlichen Diskussionen frage ich mich, ob die Wertschätzung der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen von den haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Kirche ausreichend gesehen wird.
Wie schnell ist man dabei, Kirchensteuer, Religionsunterricht, kirchliche Schulen, Krankenhäuser, Bildungshäuser, Altenheime in Frage zu stellen. Nur bei verlässlichen Rahmenbedingungen kann die Kirche ein verlässlicher Arbeitgeber sein. Nur bei einer Verankerung des Religionsunterrichts in öffentlichen Schulen kann die Theologie auf Dauer diskursfähig bleiben. Nur wenn die Kirche sich in ihren eigenen Krankenhäusern den Spannungen von Finanzen und ethischen Leitlinien stellt, wird sie in den ethischen Fragen gesellschaftliche Relevanz behalten. Nur wenn sie die Herausforderung einer Glaubensvermittlung in den eigenen Bildungseinrichtungen kennt, wird sie sprach- und dialogfähig bleiben.
In manchen Ländern der Erde ist das Verhältnis von Staat und Religion eine Ursache für Krieg und Gewalt. In unserem gesellschaftlichen Miteinander von Staat und Religion, Staat und Kirche, können wir aufzeigen, wie ein konstruktives friedliches Miteinander möglich ist. Unser Miteinander von Kirche, Politik und Gesellschaft könnte auch ein Exportschlager unseres Landes sein.