Musik meines Lebens

Gitarre lehnt an einem Baumstamm
Bild: AdobeStock.com, Alik Mulikov

Musik ist Teil unseres Alltags: Klassik oder Pop, Folk oder Jazz – je nach Lebenssituation ist Musik Freude, Antrieb, Entspannung oder manchmal auch einfach nur nervig. Für Maria Anna Leenen, Diözesaneremitin im Bistum Osnabrück, gab es im Laufe ihres Lebens immer wieder Musikstücke, die ihr einen starken geistlichen Impuls gegeben haben. Die Bandbreite reicht von der Jupitersinfonie Mozarts über Adele und Gloria Gaynor bis hin zu aktuellen Popsongs. Über diese Stücke hat sie jetzt ein Buch geschrieben. Im Interview erzählt sie davon, wie sich Gott in der Musik finden lässt:

Was bedeutet Ihnen Musik in Ihrem Leben?

Ich bin Einsiedlerin, das heißt, wenn nicht gerade ein Trecker vorbeifährt oder meine Ziegen meckern, ist es hier in der Regel still. Wenn ich Musik höre, dann nicht nebenbei als Gedudel aus dem Radio, sondern dann höre ich wirklich ganz gezielt und bewusst. Musik kann dann für mich eine Hilfe sein, meine Stille und Einsamkeit bewusster wahrzunehmen, um mich selber besser zu erkennen, mir selber sozusagen auf die Spur zu kommen.

Termin

Am 8. Oktober 2020 findet in der Kleinen Kirche neben dem Osnabrücker Dom einen musikalische Lesung mit Maria Anna Leenen statt. Infos und Anmeldung auf der Internetseite des Forums am Dom.

In der Einleitung zu ihrem Buch heißt es: „Musik hilft Glaubenswahrheiten zu begreifen“ – welche sind das?

Die Verbindung von Text und Musik zum Beispiel bei einer Bachkantate hilft, der Gestalt Jesu näher zu kommen. Und bei modernen Popsongs wird manchmal deutlich, dass in den Texten tiefe Wahrheiten von Liebe und Vergebung, von Sehnsucht und Lebensfreude zu finden sind. Und der Grund aller Liebe, Vergebung, aller Lebensfreude und der Sehnsucht danach ist Gott. Ich muss nur zulassen, dass ich durch die Musik offen werde für den einen Ursprung von allem, der Gott ist.

Wenn ich Gott in der Musik finden will – wie kann ich anfangen?

Zunächst muss ich überlegen: Wann ist es wirklich mal ruhig bei mir? Wenn ich den ganzen Tag Geräusche, Lärm, Gespräche, Gedudel habe, dann bin ich nicht mehr sensibel, weil ich völlig reizüberflutet bin. Das ist alles nur noch ein Klangbrei. Aber dass ich wirklich höre, dass etwas wirklich in mich eindringt, das kommt eigentlich gar nicht mehr vor. Deswegen erst mal Stille schaffen und dann Lieblingsmusik nicht nur hören, sondern dabei gezielt auf mich achten, auf meine Stimmungen beim Hören, auf das, was da laut werden will in mir. Es braucht ein bisschen Übung, um klar zu erkennen, was da wachgerufen wird. Und ich sollte es mit Gebet verbinden – also das, was ich in mir spüre, in einem Gebet vor Gott aussprechen.

Buchcover Musik meines Lebens Maria Anna LeenenWie fühlt es sich an, wenn der göttliche Funke überspringt?

Das kann ich schwer beschreiben, weil das sehr persönlich ist. Ein tiefes Glücksgefühl vielleicht, aber es ist sehr individuell, wie Gott wahrgenommen werden. Gott guckt ja auch auf den Charakter des Menschen und er wird mich anders anstupsen oder vors Schienbein treten, als andere. Wichtig ist, dass ich für Gottes Anrufe sensibel bin. Gott ist leise und deswegen muss ich als Mensch auch erst einmal leise werden – wenn ich keinen Raum für seine Stimme habe, dann kann ich ihn auch nicht hören.

Gregorianischer Choral, Jazz, Pop- und klassische Musik – Sie haben Gott in unterschiedlichsten Musikstücken gefunden. Welche Musik eignet sich besonders, um Impulse für ein Leben mit Gott zu bekommen?

Weitere Infos

Maria Anna Leenen ist 63 Jahre alt und lebt seit 25 Jahren als Diözesaneremitin zurückgezogen im Bistum Osnabrück. Sie hat ihr Leben Gott geweiht und sich mit einem feierlichen Gelübde zu Armut, eheloser Keuschheit, Gehorsam und Zurückgezogenheit auf Lebenszeit verpflichtet. Was sie und ihre Ziegen zum Leben brauchen, verdient sie als Autorin mit ihren Büchern und mit Vorträgen. Weitere Informationen zu ihr und ihren Bücher gibt es auf der Internetseite: https://www.maria-anna-leenen.de

Das ist so unterschiedlich und persönlich wie die Menschen sind. Punk ist nichts meins, aber wenn jemand das gezielt hört, mit Stille vorher und Stille nachher, dann kann man auch da wahrscheinlich Gott finden. Genau so kann es aber auch eine Schlagerschnulze sein, die mich berührt und mir zeigt, was in mir an tiefer Sehnsucht ist und dann kann ich schauen, wonach habe ich denn wirklich Sehnsucht? Die Fragen bei der Musikauswahl sind: Was mag ich, was bereitet mir Freude, was sagen mir die Texte, ziehen sie mich zum Guten hin? Töne, Rhythmus und Klang können dann eine außerordentliche Verstärkung sein: Durch sie wird eine andere Ebene erreicht, als wenn ich nur einen Text lese. Musik öffnet tiefere Schichten im Menschen.