Nach-Ostern
Am Abend dieses ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden bei verschlossenen Türen beisammen waren, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch.
Acht Tage darauf waren seine Jünger wieder drinnen versammelt – da kam Jesus bei verschlossenen Türen, trat in ihre Mitte und sagte: Friede sei mit euch!
Joh 20,19.28
Ein bekannter Text … wie oft schon gehört! So oft, dass man fast schon „weg-hört“. Ein Text „nach Ostern“, der oft nur daraufhin gelesen wird, was Thomas macht und tut.
Aber der Text bekommt eine ganz neue Dynamik, wenn man auf die Jünger schaut. Ja, verständlich – sie haben Angst. Es könnte ihnen ja gegebenenfalls ebenso an den Kragen gehen wie Jesus. Deshalb verkriechen sie sich, schließen sich ein.
Über die Autorin
Andrea Schwarz ist Schriftstellerin und pastorale Mitarbeiterin im Bistum Osnabrück. Sie ist eine genaue und sensible Beobachterin ihrer Umwelt und der Menschen, denen sie begegnet. In ihren Texten versucht sie, Gott mitten im Alltag zu entdecken und Lust aufs Leben zu machen – nun erstmals auch in Form von Blogbeiträgen!
Aber verschlossene Türen waren und sind für Gott noch nie ein Hindernis gewesen. Der Auferstandene tritt in ihre Mitte, schenkt ihnen seinen Frieden – und er sendet sie.
Jetzt könnte es doch eigentlich losgehen!
Aber es passiert – nichts.
Acht Tage später sitzen sie immer noch bei verschlossenen Türen beieinander. Die Erscheinung des Auferstandenen hat nichts verändert, berührt, bewegt.
Der erste Sendungsauftrag scheint verpufft zu sein. Ostern hat für sie nicht stattgefunden. Der Stein ist nicht weggerollt, die Tür nicht geöffnet.
Jesus ist auferstanden – aber sie sind noch im Tod. Thomas scheint da fast noch der Lebendigste zu sein – er traut sich, raus zu gehen, traut sich zu fragen. Die Jünger – irgendwie erstarrt.
Kirche heute? Jesus ist auferstanden – und wir hocken beieinander hinter verschlossenen Türen. Er sendet uns – und wir haben Angst, nach draußen zu gehen. Er zeigt sich uns – und wir glauben nicht. Die Aufforderung Jesu aber ist eindeutig und gilt eben nicht nur Thomas:
Sei nicht ungläubig, sondern gläubig!
Sonst kann und wird Ostern nicht geschehen …
Viel Ostern!