Ostern braucht Zeit …

Kreuz im Sonnenaufgang
Bild: unsplash.com, Hugo Fergusson

Es waren und sind seltsame Tage, die wir gerade erleben … Alles ist irgendwie anders. Keine feierlichen Gottesdienste an Ostern und kein „Frohe Ostern!“ auf dem Kirchenvorplatz. Keine Erstkommunion. Keine Besuche bei Verwandten und Freunden, kein Kurzausflug an die Küste, kein Spargelessen im Restaurant. Stattdessen: (noch) halbleere Schulen und Kita’s, home-office, Kontaktsperre, Besuchsverbote, geschlossene Biergärten, … Angst, Sorgen, Einsamkeit, Leiden – und ein banges Fragen, was werden die nächsten Wochen noch bringen? Wird es überhaupt eine Rückkehr zu einem Leben geben, an das wir uns so selbstverständlich gewöhnt hatten?

Vielleicht aber sind wir damit viel näher an dem, wie die Jünger damals Ostern erlebt haben. Auch da gab es keine Festgottesdienste mit Halleluja, gefärbten Ostereiern und Kurzurlaub. Der Tod Jesu hat ihr Leben durchkreuzt. Mit einem Mal war nichts mehr selbstverständlich. Sie waren ratlos, durcheinander – so wie wir jetzt. Und sie haben sich zurückgezogen, haben die Türen hinter sich zugemacht. Sie klammern sich an das, was ihnen in der Situation Halt gibt – das Vertraute, Bekannte, Gewohnte. Auch ihr Leben wird nie mehr so sein, wie es einmal war. Aber um das zu verstehen, um dem eine neue Form zu geben, brauchen sie Zeit. Und Zeichen. Und Begegnungen mit dem Auferstandenen.

Erst an Pfingsten schaffen sie die Wende, kann der Geist Gottes Neues bewirken, öffnen sie die Türen – gehen hinaus und verkünden das Leben.

Ostern braucht Zeit. Deshalb „üben“ wir es 50 Tage lang – bis Pfingsten. In diesem Jahr wird uns das vielleicht ganz besonders bewusst. Auferstehung ist nicht nur ein Moment, ein Tag – sondern ein Prozess. Um diesen Weg zu gehen, brauchen wir Begegnungen mit dem Auferstandenen. Und auch die sehen heute möglicherweise anders aus als vor zweitausend Jahren: Das Video mit dem Lied des Kinderchores, in zwanzig verschiedenen Wohnzimmern aufgenommen, die Schoko-Osterhasen für die Kinder beim Circus Montana, der in Lathen gestrandet ist, der Anruf bei  jemandem, der alleine zuhause sitzt, der selbstgenähte Mundschutz – per Post verschickt.

Über die Autorin

Andrea Schwarz ist Schriftstellerin und pastorale Mitarbeiterin im Bistum Osnabrück. Sie ist eine genaue und sensible Beobachterin ihrer Umwelt und der Menschen, denen sie begegnet. In ihren Texten versucht sie, Gott mitten im Alltag zu entdecken und Lust aufs Leben zu machen – nun erstmals auch in Form von Blogbeiträgen!

Ostern war nicht, sondern es wird erst … dadurch, wie wir mit diesen Tagen und mit dieser Situation umgehen. Ostern wird erst sein, wenn wir es werden lassen – und nicht allein an Jesus delegieren. Er geht uns voraus – aber wenn wir nicht mitgehen, bleibt er allein.

Wie das gehen kann? Für mich drückt es sehr schön ein kleiner Comic aus, der im Moment im Internet kursiert: Grinsend sagt der Teufel zu Gott, dass er es geschafft hat, mit Covid 19 alle Kirchen zu schließen. Gott aber antwortet nur, dass er jetzt gerade in jedem Haus eine Kirche neu eröffnet hat.

Auch Ostern findet nicht in unseren Kirchen statt, sondern in uns.

In dem Sinn „Frohe Ostern!“  – auch wenn es eventuell bis Pfingsten dauert!