Rituale zum Erinnern
Eine Kerze am Grab anzuzünden – das ist für viele Menschen ein tröstliches Ritual, um sich an eine verstorbene Person zu erinnern. Doch manchmal ist das Grab weit entfernt und der Wunsch nach einem anderen Zeichen der Verbundenheit bleibt. Dann gibt es auch andere Wege, Erinnerungen lebendig zu halten und den eigenen Gefühlen Raum zu geben. Tipps dazu gibt es hier von Rebecca Lögers da Silva, Referentin für christliche Rituale im Bistum Osnabrück.
Manchmal gewinnt ein Gegenstand erst im Trauerprozess an Bedeutung – er kann dann zu etwas ganz besonderem werden. Sie könnten eine Schatzkiste befüllen, mit einigen Gegenständen der Person, um die Sie trauern und an die Sie sich erinnern möchten. „Oder Sie können einen Ring an einer Kette um den Hals tragen. In die Schatzkiste können Sie auch Fotos oder Postkarten von der Person legen. Sie können sogar E-Mails oder Messenger-Nachrichten ausdrucken und mit hineinlegen“, schlägt Rebecca Lögers da Silva vor. Beim Befüllen dieser Kiste könnten neue Erinnerungen entstehen, während Vergangenes festgehalten wird.
Kontakt
Rebecca Lögers da Silva
Referentin für Christliche Rituale
Domhof 12
49074 Osnabrück
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Auch Kleidung kann zu einem besonderen Erinnerungsstück werden. Das Projekt „Trost zum Anfassen“ von Claudia Plociennik verwandelt Kleidungsstücke Verstorbener in liebevoll genähte Kuscheltiere oder kleine Stoffherzen. Die Idee dahinter ist, etwas zu bewahren und zeigt, dass Trost manchmal tatsächlich etwas ist, das man in den Händen halten kann.
Wenn Sie lieber allein sein möchten, kann es gut tun, die Gedanken aufzuschreiben. Ein „Was ich noch sagen wollte“-Tagebuch hilft, Worte zu finden für alles, was ungesagt blieb oder was Sie jetzt gerne teilen würden. Beim Schreiben dürfen alle Gefühle Raum haben – auch Schmerz oder Wut.
Weitere Infos
- Hier gibt es mehr Information zum Projekt „Trost zum Anfassen“.
- Inspiration für eine Playlist zum Erinnern bietet z. B. die Spotify-Playlist „Ich bin hier und du bist tot. Songs über Trauer“.
- Ideen fürs gemeinschaftliches Erinnern bietet das Segensbüro Berlin, das Anregungen für persönliche Rituale gesammelt hat. Hier geht’s zur Internetseite.
- Sollten Sie weitere Hilfe und Unterstützung zum Umgang mit Trauer benötigen, finden Sie hier weitere Infos und Angebote.
Auch Musik kann ein guter Zugang zu den persönlichen Erinnerungen sein. Vielleicht stellen Sie eine Playlist zusammen mit Liedern, die Sie an den verstorbenen Menschen erinnern oder die dieser besonders mochte.
Besonders schwer sind oft Tage, die eng mit der verstorbenen Person verbunden sind – Geburtstage, Todestage oder auch Feste wie Weihnachten und Ostern. Gestalten Sie diese Tage so, wie es sich für Sie richtig anfühlt. Vielleicht kochen Sie das Lieblingsessen der Person, gehen gemeinsam an einen vertrauten Ort oder erzählen sich Erinnerungen. Rebecca Lögers da Silva meint auch, dass es hilfreich sein kann, gemeinsam mit anderen an Orte zu gehen, die mit der verstorbenen Person in Verbindung stehen. „Auch Aktivitäten nachgehen, die die Person gerne gemacht hat, kann gut tun. Oder Erinnerungen mit den Menschen um sie herum teilen. Sprechen Sie über die Person, die fehlt!“, empfiehlt die Seelsorgerin. Gemeinschaft kann Trost spenden, aber auch gemeinsam Erinnerungen ermöglichen.
Rituale des Erinnerns schenken die Möglichkeit, die Verbindung zu einem geliebten Menschen zu bewahren – auf ganz persönliche Weise. Ob in Stille, im Austausch oder mit einem kleinen Symbol: In jedem bewussten Erinnerungsmoment wird spürbar, dass Liebe und Dankbarkeit weiterleben.