Rut – eine Frau mit Mut zur Treue

Pilgerin der Hoffnung

Bei der Suche nach einer weiteren Pilgerin der Hoffnung bin ich in diesem Monat weit in die Geschichte unseres Glaubens zurückgegangen. Zu den Büchern des Alten Testamentes gehört das kleine Buch Rut, in dem uns die Geschichte der Rut erzählt wird.

Die Nichtisraelitin Rut ist die Hauptfigur im gleichnamigen Buch und eine der Stammmütter Jesu. Sie heiratet in eine jüdische Familie ein, die wegen einer Hungersnot nach Moab ausgewandert war. Nach dem Tod ihres Mannes, ihres Schwiegervaters und des Schwagers bleiben nur noch Rut, ihre moabitische Schwägerin Orpa und die jüdische Schwiegermutter Noomi übrig. Diese will nach Bethlehem zurück. Rut besteht darauf, mitzukommen, während Orpa sich von Noomi zur Umkehr überreden lässt. Rut hingegen antwortet Noomi mit einem Satz, der heute als Trauspruch beliebt ist: „Wohin du gehst, dahin gehe auch ich, und wo du bleibst, da bleibe auch ich.“ (Rut 1,16b).

Über den Autor

Bischof Dominicus Meier OSB ist Mitglied des Benediktinerordens und leitet das Bistum Osnabrück seit September 2024. Im Heiligen Jahr 2025 stellt er als Blog-Autor regelmäßig Pilgerinnen und Pilger der Hoffnung vor.

In Juda sorgt Rut für sich und ihre Schwiegermutter, indem sie zur Nachlese der Ähren auf das Feld des reichen Boas geht. Die beiden Frauen schaffen es, sich in die Gesellschaft zu (re)integrieren und Boas heiratet Rut. Ihr gemeinsamer Sohn Obed ist der Großvater von König David.

Rut – eine Pilgerin der Hoffnung?

Eine Frau mit Mut zur Treue. Ihre Schwiegermutter will sie nicht allein lassen. Lebt als Fremde und Heidin in Betlehem. Ganz am Rande. Doch sie wird aktiv. Sorgt für die Nahrung ihrer Schwiegermutter. Und erfährt dabei selbst Unterstützung und neues Leben. Sie findet Aufnahme. Sie findet Gemeinschaft und schließt eine neue Ehe. Sie gebiert ihren Sohn, schafft damit auch Zukunft für Noomi. 

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Menschen mit Mut und oft voller Verzweiflung erleben wir heute in den Flüchtlingen und Migranten, die an unsere Türen klopfen und um Heimat und Sicherheit bitten. Oft sind vor allem Kinder, unbegleitete Jugendliche und Frauen die am meisten Leid-Tragenden. Finden sie bei uns Aufnahme wie Rut in Betlehem? Finden sie bei uns Menschen wie Boas, die sich für sie einsetzen? Finden sie bei uns mit ihrer so verschiedenen Kultur Gemeinschaft und Zusammenhalt?

Als Kirche von Osnabrück sollten wir ihre Not sehen und gleichzeitig unsere Möglichkeiten, ihnen Würde und Ansehen, Halt und Gemeinschaft zu geben. „Wie habe ich verdient, dass du mich so sehr beachtest, da ich doch eine Fremde bin“, fragt Rut den Boas. 

Als Kirche von Osnabrück könnten wir mit Worten aus dem Buch Levitikus antworten: „Der Fremde, der sich bei euch aufhält, soll euch wie ein Einheimischer gelten und du sollst ihn lieben wie dich selbst; denn ihr seid selbst Fremde in Ägypten gewesen. Ich bin der Herr, euer Gott.“ (Lev 19,34). 

Ein Kommentar zu “Rut – eine Frau mit Mut zur Treue

  1. Sehr geehrter Bischof Dominicus,

    ich bin dankbar, dass Sie Ihren Blog dem Thema „Treue“ widmen.
    Es ist ein wichtiges Thema in unserer unsteten und von schnellen Veränderungen bestimmten Gegenwart.

    Mir kommt bei „Treue“ immer Psalm 85 in den Sinn:

    Es begegnen einander Huld und Treue/ Gerechtigkeit und Friede küssen sich. Treue sprosst aus der Erde hervor / Gerechtigkeit blickt vom Himmel hernieder (Ps 85,11-12).

    Die Verse stehen im Kontext einer Bitte an den Gott Israels um Vergebung für die Abkehr von seinen Geboten und den damit verbundenen Treuebruch des Volkes Israel sowie der weiteren Bite um neues Leben und Heil.

    Der Psalmenbetende erinnert Gott dabei an seine Heils-Verheißung und stellt in diesem Zusammenhang viele, herausfordernde Fragen. Es gehört wohl der „Mut der Verzweiflung“ dazu, jemanden an die Einhaltung eines Versprechens zu erinnern, wenn man selbst vorher wenig Treue gezeigt hat.

    Aber gerade im Bewusstsein um das eigene Versagen vertraut der Beter auf die Treue Gottes, und so lautet der letzte Vers:

    Gerechtigkeit geht vor ihm her / und Heil folgt der Spur seiner Schritte.

    Aus diesen Worten spricht – so zumindest nach meinem Verständnis – die sowohl tröstliche als auch ermutigende Verheißung, dass die gelebte Treue zu Gott ein Weg der Gerechtigkeit, des Friedens und des Heils ist – allem menschlichen Versagen zum Trotz!

    Mehr Hoffnung geht nicht – oder?

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