Schnee-spuren

Herzen im Schnee
Bild: Andrea Schwarz

Das Foto stammt aus dem Februar 2020 – ich war eingeladen zu einem Vortrag im Siegerland. Als ich am Abend dort ankam, fing es an zu schneien. Und ich ahnte schon: Da werden wohl nicht allzu viele Teilnehmer*innen den Weg ins Pfarrheim finden.

So stand ich dann vor der großen Eingangstür und harrte der Menschen, die da kommen sollten – oder eben auch nicht. Der Schnee fiel sacht, ein Auto fuhr vor, entlud irgendetwas und fuhr wieder weg …

Und dann waren da auf einmal zwei Herzen im Schnee …

Ich holte mein Handy hervor und versuchte, das Bild trotz der schlechten Lichtverhältnisse irgendwie festzuhalten – und das war gut so. Denn zehn Minuten später waren die Herzen fort, andere Autos waren vorgefahren, Menschen hatten ihre Spuren hinterlassen.

Valentinstag, der Tag der Liebenden – am 14. Februar. Und das Foto von dem Abend im Siegerland bekommt fast Symbolcharakter.

Über die Autorin

Andrea Schwarz ist Schriftstellerin, war lange Jahre pastorale Mitarbeiterin im Bistum Osnabrück und lebt im Emsland. Sie ist eine genaue und sensible Beobachterin ihrer Umwelt und der Menschen, denen sie begegnet. In ihren Texten versucht sie, Gott mitten im Alltag zu entdecken und Lust aufs Leben zu machen – nun erstmals auch in Form von Blogbeiträgen!

Da bewegt sich etwas – und hinterlässt Spuren. Manchmal fast unbewusst, unbemerkt. Ganz sanft, ganz zart. Und sehr verletzlich. Liebe …

Und dann bricht der Alltag ein – Verpflichtungen, zu Erledigendes, Termine. Und die zarten Spuren im Schnee werden zertreten, überfahren, verschwinden.

Manchmal kann Liebe am Alltag sterben. Wenn sich die Kostbarkeit des Beginns verliert. Wenn die Kraft des Zaubers nachlässt. Wenn zu viel Anderes ungefragt umher stiefelt und das Zarte und Leise zertritt.

Vielleicht könnte es dann wichtig sein, sich daran zu erinnern, wie es mal war. Aber eventuell könnte es genauso wichtig sein, damit zu rechnen, dass der Alltag den Zauber des Anfangs irgendwie beeinflussen wird. Dass zarte Spuren zertreten und überfahren werden können. Und klar zu haben, dass unter all den Fußeindrücken und Reifenspuren trotzdem zwei Herzen sind, die sich nahe sind. Dass es einen Grund gibt, der trägt – auch wenn man ihn manchmal nicht sieht.

 

4 Kommentare zu “Schnee-spuren

  1. Liebe Andrea,
    Danke genau die Worte kann ich heute gut gebrauchen!
    Bleib behütet und gesegnet in der Fastenzeit
    Dorothea aus Flensburg( im Siegerland Geboren:) )

    1. Dann sollten sie Dich vielleicht gerade heute erreichen! Liebe Grüße aus dem Emsland zurück, guten Start auf dem Weg zu Ostern hin – und auch gesund bleiben!
      Andrea

  2. Schön wie sie Andrea die Zeit des Wartens noch einen Blick für Zeichen
    und Tiefgang hatten… Dem Moment mit positiven Gedanken gefüllt!
    Das ist ein Dankeschön für den Moment!
    Danke und gesegnete Zeiten…

    1. Danke für die guten Worte! Darüber habe ich mich sehr gefreut! Und ich wünsche noch viele schöne, dichte Momente – trotz Corona!
      Herzliche Grüße,
      Andrea Schwarz

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