Stille

Verschneite Landschaft
Bild: Bistum Osnabrück, Madita Korbanka

Wohin man schaut: Schnee, Schnee, Schnee. Der Schnee stört und ist lästig. Aber er fasziniert mich auch. In manchen Momenten birgt er eine geheimnisvolle Ruhe in sich.

Der Norweger Erling Kagge war wochenlang durch den Schnee der Antarktis unterwegs zum Südpol, allein in einer weißen Wüste ohne jeglichen menschlichen Kontakt. In seinem Buch „Stille“ erzählt er davon. Darin beschreibt er seinen täglichen Kampf mit der Kälte und den Kilometern. Aber auch, wie er in der grenzenlosen Stille immer aufmerksamer gegenüber der Welt wurde. Je stiller es war, desto mehr konnte er hören. „Allein auf dem Eis, tief in dem großen weißen Nichts, konnte ich die Stille hören und fühlen.“ Es gab keine Möglichkeit, sich zu verstecken, keine Geräusche, die ablenken. Ausgesetzt und konfrontiert mit sich selbst, habe er mit der Stille eine große innere Ruhe und einen tiefen Frieden gefunden.

Über die Autorin

Daniela Engelhard ist Leiterin des Forums am Dom in Osnabrück. Bei der Arbeit in dieser Einrichtung der Citypastoral kommt sie mit vielen unterschiedlichen Menschen in Kontakt. Von Erlebnissen und Themen, die sie bewegen, berichtet sie in ihren Blogbeiträgen.

Dafür brauche es aber nicht eine Expedition zum Südpol. Er hätte weit gehen müssen, um herauszufinden, dass man die Stille überall in sich finden kann. „Du kannst deinen eigenen Südpol finden.“ Mittlerweile finde er diese Stille auch mitten im Stadtlärm von Oslo auf dem Weg zum Büro. Stille kann auch bedrohlich sein. Nicht alle mögen sie. Kagge dagegen empfindet Stille in einer lauten Welt als Luxus, der kostbarer als jeder andere Luxus sei.

Menschen, die gerne meditieren, berichten ähnliches. Sie folgen einer Sehnsucht: der Sehnsucht nach einer tiefen Stille. Mit regelmäßiger Übung finden sie in eine innere Ruhe und Stille. Der Jesuit Michael Bordt bringt es so zum Ausdruck: „Sie richten sich aus auf die große Stille in und hinter allem. Eine Stille, ein Frieden, die immer für uns verfügbar sind.“

„Die große Stille in und hinter allem.“ Diese Stille ist für mich ein Wegweiser zu Gott. Wie gut, dass sie überall zu finden ist.

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