Schnell noch in zwei Tagen die Welt verändern …

To-Do-Liste
Bild: unsplash.com, Glenn Carstens-Peters

Irgendwie, wenn man drei Tage vor dem ersehnten Urlaubsbeginn nicht schon urlaubsreif ist – spätestens dann wird man es! Mir jedenfalls geht es so. Je näher der erste Urlaubstag rückt, umso mehr füllt sich die „zu-erledigen-Liste“.

Einige Mails müssen noch beantwortet werden, der Lieblingspullover, der mit in den Urlaub soll, muss gewaschen werden, ich sollte der Nachbarin den Schlüssel geben, damit sie die Blumen gießen kann, die Impfbescheinigung muss ich digitalisieren lassen, … Es ist unglaublich, was einem in den Tagen vorher alles einfällt, was man unbedingt erledigen und was noch besorgt werden muss. Und so sehr man sich auch anstrengt – wenn man einen Punkt auf der Liste abhakt, sind einem zwischenzeitlich schon wieder zwei neue Punkte eingefallen.

Ich bin jedes Mal froh, wenn die Fähre um 15:30 Uhr in Norddeich schon gebucht ist, denn sonst wäre die Versuchung groß, doch noch einen Tag zu Hause dranzuhängen, um das Unerledigte erledigen zu können.

Über die Autorin

Andrea Schwarz ist Schriftstellerin, war lange Jahre pastorale Mitarbeiterin im Bistum Osnabrück und lebt im Emsland. Sie ist eine genaue und sensible Beobachterin ihrer Umwelt und der Menschen, denen sie begegnet. In ihren Texten versucht sie, Gott mitten im Alltag zu entdecken und Lust aufs Leben zu machen – nun erstmals auch in Form von Blogbeiträgen!

Als ich vor einiger Zeit eine E-Mail von einem Freund erhielt, musste ich doch lachen. Er muss für vier Wochen zu dem Generalkapitel seines Ordens und schien unter ähnlichen Symptomen zu leiden wie ich vor dem Urlaub. Er schrieb: „Ich weiß gar nicht mehr, wo ich anfangen und aufhören soll. Und natürlich will ich, wie immer, bevor ich wegfahre, noch in zwei Tagen die Welt verändern!“. Na schön – es scheint also nicht nur mir alleine so zu gehen!

Und dann fiel mir ein, dass ich vor einigen Jahren mal einen „Merkzettel für Urlaube“ geschrieben habe – einmal täglich zu lesen in den letzten zehn Tagen, bevor ich wegfahre:

    1. Ich werde etwas vergessen. Und ich bin neugierig darauf, was es diesmal sein wird.
    2. Es wird etwas unerledigt bleiben. Es ist bisher jedes Mal etwas unerledigt geblieben. Und die Welt hat sich trotzdem weitergedreht.
    3. Ich kann in diesen Tagen nicht das tun, was ich in 345 Tagen nicht geschafft habe.
    4. Ich war noch nirgendwo im Urlaub, wo man nicht Sonnencreme oder ein T-Shirt kaufen konnte.
    5. Im Büro sind kompetente Kollegen und Kolleginnen. Sollte ich etwas Entscheidendes vergessen haben, sind sie durchaus in der Lage zu improvisieren.
    6. Es gibt für alles eine Zeit. Es darf eine Zeit für meinen Urlaub geben. Wenn ich wieder in der Pfarrei bin, wird es eine Zeit für die Pfarrei geben.
    7. Und wenn etwas wirklich wichtig ist, dann wird es mich schon erreichen.

Mir jedenfalls hilft ein solches „Umdenken“, mir nicht mit meinem eigenen Perfektheitsanspruch auf die Nerven zu gehen. Mut zur Lücke haben, zum Nicht-Perfekt-sein, damit rechnen, dass ich etwas vergesse, dass etwas unerledigt bleibt … vielleicht könnte das eine gute Voraussetzung sein, um in aller Ruhe Urlaub machen zu können – oder zu einem Generalkapitel zu fahren.

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