„Das Entscheidende: Offen auf die neue Schule zuzugehen“
Wenn Mitte August die Sommerferien in Niedersachsen und Bremen zu Ende gehen, beginnt in den Schulen der Schulstiftung im Bistum Osnabrück wieder der Unterricht. Für diejenigen Schülerinnen und Schüler, die neu an die Grundschulen oder an eine der weiterführenden Schulen der Stiftung kommen, wird es dann besonders spannend. Stiftungsvorstand Thomas Weßler sagt im Interview, wie sich die Schulen auf den Start ins neue Schuljahr vorbereiten und gibt Eltern, Schülerinnen und Schülern Tipps, damit der Einstieg in die neue Umgebung gut gelingt.
Wie bereiten sich die Schulen der Schulstiftung im Bistum Osnabrück auf das neue Schuljahr vor?
Die Vorbereitung für das neue Schuljahr beginnt schon zu Beginn des vorhergehenden Schuljahres. Unter anderem geht es um die Aufnahme von Schülerinnen und Schülern für die neuen Jahrgänge oder wir suchen Ersatz für das Personal, das am Schuljahresende ausscheidet. Ansonsten starten die Schulen in den Ferien in der sogenannten Vorbereitungswoche, also in der letzten Ferienwoche. Dann kommen die Kolleginnen und Kollegen zusammen und nehmen das neue Schuljahr konkret in den Blick: Welche Termine stehen an, welche Arbeitsschwerpunkte gibt es, welche Veränderungen gilt es umzusetzen, welche Klassen sind in welchen Räumen untergebracht. So treffen die Schülerinnen und Schüler, wenn sie am ersten Schultag ankommen, auf eine vorbereitete Umgebung.
Weitere Infos
Die Schulstiftung im Bistum Osnabrück ist Träger von derzeit 21 Stiftungsschulen. Dazu gehören Grund- Fach- und Oberschulen, Gymnasien und Berufsbildende Schulen mit insgesamt mehr als 13.000 Schülerinnen und Schülern und 1.400 Beschäftigten. Stiftungszweck ist „die Bildung und Erziehung von Kindern und Jugendlichen zu mündiger religiöser Lebensgestaltung und Weltverantwortung auf der Grundlage des katholischen Glaubens“. Weitere Infos auf der Internetseite der Schulstiftung
Hatte die Schulstiftung eigentlich Probleme, ihre Plätze zu füllen?
Wir sind in der glücklichen Situation, dass wir eine deutlich höhere Nachfrage nach Schulplätzen haben, als wir sie tatsächlich erfüllen können. Das schafft uns Probleme der anderen Art, nämlich dass wir eine kriteriengestützte Auswahl treffen müssen. Mit diesen Problemen können wir leben. Schwieriger wäre es natürlich, wenn wir uns Sorgen machen müssten, die Plätze besetzt zu bekommen.
Wie erklären sich die Attraktivität der Schulstiftung?
Ich glaube, dass das Profil, das wir mit den Stiftungsschulen bieten, überzeugt. Ich sage immer, wir haben „Schulen mit Mehrwert“. Neben den üblichen Bildungsangeboten einer Schule spielen auch die Persönlichkeitsentwicklung und die Auseinandersetzung mit Fragen zu Sinn und Orientierung im Leben eine Rolle. Für Eltern, denen es wichtig ist, dass ihre Kinder auch um die religiöse Dimension der Wirklichkeit wissen, sind unsere Schule sicher der richtige Bildungsort. Hinzu kommt natürlich, dass die Schulen durch ihre Qualität überzeugen.
Aber nicht nur die Schulen starten ins neue Schuljahr, auch die Schülerinnen und Schüler. Manche davon kommen in eine neue Schule. Was raten sie Kindern und Eltern in dieser Situation?
Ich rate Kindern und Eltern mit Zuversicht auf die neue Schule und die neue Situation zuzugehen und erstmal zu schauen, wie es anläuft. Der Übergang in die neue Schule ist für Kinder und Jugendliche sicher mit Aufregung und Unsicherheit verbunden. Ich glaube, dass eine vertrauende Grundhaltung besonders wichtig ist. Die Schule wird das ihrige dazu beitragen, dass alle Neulinge gut ankommen. Deshalb rate ich Eltern dazu, dieses Grundvertrauen ihren Kindern zu vermitteln und nicht die Unsicherheiten noch zu verstärken.
Was können Eltern tun, wenn das Kind dann mit den Herausforderungen der neuen Schule nicht zurechtkommt und es ein wenig Zeit braucht, bis es angekommen ist?
Sinnvoll ist, die ersten Elternsprechtage zu nutzen, um mit den Klassenleitungen und den Fachlehrkräften in Kontakt zu kommen und nach den ersten Eindrücken zu fragen. Dieser erste Austausch kann auch zum Ergebnis haben, dass Lehrkraft und Eltern eine unterschiedliche Wahrnehmung von den ersten Wochen an der Schule haben. Wichtig ist dann, dass Lehrkraft und Eltern im Gespräch bleiben, wie das Kind in der Anfangszeit von beiden Seiten gestärkt werden kann. Es hilft den Kindern am meisten, wenn Schule und Elternhaus gut kooperieren.
Welche Hilfen bieten die Schulen der Schulstiftung den Kindern, die jetzt in der fünften Klasse neu beginnen?
Jede Schule hat für sich überlegt, wie sie diesen Startprozess gestaltet. Es gibt Orientierungsrallyes in der Schule, bei denen man verschiedene Orte und Räume mit deren Funktionen kennenlernt. Oder ältere Schülerinnen und Schüler übernehmen Patenschaften für die jüngeren und fungieren als Mentor*innen. Daneben überlegen sich die Lehrkräfte auch, wie das Kennenlernen in der Klasse gestaltet werden kann. Auch außerunterrichtliche Unternehmungen wie Klassengemeinschaftstage oder Wandertage sollen den Einstieg in die Schulgemeinschaft erleichtern.
Was kann Schulseelsorge in dieser Situation bewirken?
Die Schulseelsorge sorgt in der Anfangszeit für ein besonderes Vorzeichen. Ich denke zum Beispiel an den Einschulungsgottesdienst. Da werde ich nicht nur in meiner Funktion als Schülerin oder Schüler gesehen, sondern mir wird ganz klar auch ein Zuspruch als Mensch gegeben. Ich als Person bin willkommen. Ich muss nicht perfekt sein, sondern bin erstmal als Mensch an dieser Schule angenommen. Den Kindern und Jugendlichen diesen Zuspruch zu geben, ist sicherlich ein Schwerpunkt der Schulseelsorge, der besonders zu Anfang wichtig ist. So wird zum Beispiel deutlich, dass ich auch dann als Mensch weiterhin wertgeschätzt bin, wenn ich mal nicht „funktioniere“ oder auch phasenweise nicht die mögliche Leistung erbringe.
Was wünschen Sie sich für die Schulen der Schulstiftung zum neuen Schuljahr?
Ich wünsche natürlich zuerst einmal allen Schülerinnen und Schülern, Lehrkräften und unserem weiteren Personal, dass sie gut ins neue Schuljahr starten. Darüber hinaus wünsche ich mir aus der Sicht des Schulträgers, dass unsere Schulen als Schulen in freier Trägerschaft mehr finanzielle Unterstützung erfahren. Die Finanzhilfesysteme in Bremen und Niedersachsen sind dringend überarbeitungsbedürftig. Ich hoffe, dass in diesem Schuljahr die Arbeit hieran abgeschlossen werden kann und wir zu guten Regelungen für eine transparente an den Ausgaben staatlicher Schulen orientierte Finanzhilfe kommen. Wir möchten weiterhin, dass nicht der Geldbeutel der Eltern über gute Bildung entscheidet.