Spätsommer

Sonnenaufgane mit Nebel
Bild: unsplash.com, Dawid Zawila

„Herr, es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß. Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren und auf den Fluren lass die Winde los“ – so schreibt der Dichter Rainer Maria Rilke.

Irgendwann, wenn es September wird, fallen mir immer diese Zeilen ein. Ich denke – ein bisschen wehmütig – an die vielen Momente, die meinen Sommer groß gemacht haben: der erste Capuccino im Freien, Frühstücken mit meinen Liebsten in der Morgensonne, nie enden wollendes Abendlicht, herrlicher Müßiggang in den Ferien, Barfußlaufen am Meer … Sommer, das ist einfach immer was Besonderes. Und es ist nicht ganz leicht, ihn wieder los zu lassen.

Über die Autorin

Martina Kreidler-Kos ist zuständig für die Ehe- und Familienseelsorge. Natürlich liegen ihr diese Themen besonders am Herzen – aber nicht nur. Sie hat im Alltag ein wachsames Auge. Denn dort trifft sie auf große Dinge oder nur scheinbar kleine Nebensächlichkeiten.

Der Dichter tut es: „Herr, es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß. Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren …“ Er erkennt Gott als den Gebieter über die Zeit. Auch die Bibel sagt ausdrücklich: „Sein ist die Zeit.“ Moderner ausgedrückt: Die Zeit gehört Gott. Das ist ein hilfreicher Gedanke für alle großen und kleinen Abschiede, die wir im Leben bewältigen müssen. Ob es nun der Sommer ist, der sich dem Ende neigt, ob ein lieber Mensch wieder abreist oder ein langes Leben zu Ende geht. Der Gedanke, dass Gott die Zeit in seinen Händen hält, ist tröstlich. Und so darf es auch gerne Herbst werden.

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