Starke Familien = glückliche Kinder
Eine starke Familie ist das Allerwichtigste für Kinder, weiß Katja Möllerhaus. Sie ist Leiterin der Kita St. Hermann-Josef im emsländischen Twist und betreut hier gemeinsam mit ihrem Team rund 115 Kinder zwischen einem und sechs Jahren. „Familie ist im besten Fall eine sichere Umgebung, in der Kinder sein können, wie sie sind. Das ist nicht ersetzbar, zu wissen: So wie du bist, bist du gut und wir gehören zusammen.“
Um zu zeigen, wie wichtig ihnen die Familien „ihrer“ Kinder sind, haben Katja Möllerhaus und ihr Team die Kindertagesstätte bereits 2010 als eine der ersten Einrichtungen im Bistum Osnabrück als „Haus für Kinder und Familien“ zertifizieren lassen. „Die Familie ist das wichtigste Lebensfeld unserer Kinder, deswegen wollen wir unbedingt nah an der Familie sein“, sagt Möllerhaus und führt aus: „Die Eltern sind Experten für ihre Kinder und wir wollen ergänzend Hilfestellung geben, wo sie Hilfe brauchen.“
Was die Familien sich wünschen, das erfahren die Erzieherinnen in der Kita durch regelmäßige Elternbefragungen, aber auch im kontinuierlichen Gespräch mit den Familien: „Wir fragen uns und die Eltern immer wieder: Sind wir auf dem richtigen Weg? Was wird gebraucht?“ Das können erweiterte Betreuungszeiten sein, aber auch Elternabende mit besonderen thematischen Schwerpunkten, zum Beispiel ein Erste-Hilfe-Kurs oder ein Vortrag zur Frage, wie man mit Kindern über den Tod sprechen kann. Mehrere Erzieherinnen haben eine Fortbildung zur Elternberaterin gemacht, um Familien auch über den Kita-Alltag hinaus begleiten zu können. „Wir haben hier ein sehr vertrauensvolles Verhältnis zueinander, die Eltern suchen ganz offen Hilfe, wenn sie an ihre Grenzen geraten – sei es in Erziehungsfragen oder auch bei allgemeinen Problemen in der Familie, in Trennungsphasen oder bei finanziellen Schwierigkeiten“, berichtet Möllerhaus.
Kita als Teil der Familie
Fragen von Eltern geben auch Tina Asbrock immer neue Impulse für ihre Arbeit. Sie leitet die Kita St. Ursula in Wellingholzhausen im südlichen Osnabrücker Land, die rund 120 Kinder zwischen einem und sechs Jahren besuchen. Neben den Krippen- und Regelgruppen gibt es auch eine Integrationsgruppe für Kinder mit erhöhtem Förderbedarf.
Asbrock erzählt: „Familien haben sich verändert und auch unsere Beziehung zu den Familien. Als ich vor über 25 Jahren angefangen habe, als Erzieherin zu arbeiten, wurde nicht viel mehr erwartet, als dass wir von 8 bis 12 Uhr auf die Kinder aufpassen. Mittlerweile sind wir für viele ein wichtiger Teil des Familienlebens – wir verbringen gerade in der Ganztagsbetreuung sehr viel Zeit miteinander, sind näher zusammengewachsen.“
Familie bedeutet für Asbrock Zusammenhalt – in der Kernfamilie, „aber auch für uns als große Familie hier in der Kita.“ Das Leben in Familien sei bestimmt von stetigen Veränderungen, erläutert sie: Kinder würden größer und hätten andere Bedürfnisse, Geschwister kämen dazu, Eltern würden älter, Großeltern sowieso – und mit all dem müsse man umgehen, mit schönen, aber auch schwierigen Phasen. „Das geht nur, wenn man zusammenhält“, ist sich Asbrock sicher. „Das bedeutet: füreinander da sein, miteinander sprechen, einander zuhören, Verständnis füreinander haben, Zeit gemeinsam verbringen.“
5 Dinge, die Familien stark machen
Familienleben ist bunt und bereichernd – aber manchmal auch ganz schön anstrengend … Zum Glück gibt es einige Faktoren, die Familien für schwierige Situationen stärken. Welche genau das sind und welche Hilfen es im Bistum Osnabrück gibt, wenn’s mit dem Familienleben mal nicht so gut klappt, das lesen Sie hier!
Das seien eigentlich keine besonderen Sachen, fügt Asbrock hinzu, aber sie und merke zunehmend, dass das in Familien nicht mehr automatisch funktioniere: „Früher konnten das viele intuitiv, heute machen sich Eltern mehr Sorgen, müssen wir mit ihnen mehr sortieren, sie beraten und beruhigen.“ Sie und ihr Team würden außerdem oft bei Themen angefragt, die über ihren Betreuungs- und Bildungsauftrag hinaus gehen: Entwicklungs- und Verhaltensprobleme bei Kindern, spezielle Bedarfe wie Frühförderung und Heilpädagogik. Natürlich könnten sie nicht alle Probleme in Familien lösen. „Aber wie lassen keinen im Regen stehen und versuchen immer, Alternativen anzubieten.“
Netzwerke und Rituale
Individuell auf Kinder und Eltern einzugehen, das wird auch in der Kita St. Hermann-Josef immer wieder versucht: „Natürlich können nicht immer alle Wünsche erfüllt werden, aber ich merke, wie wichtig es Eltern ist, dass ihr Kind gesehen wird und dass auch sie selbst und ihr Bedarf gesehen werden und darauf reagiert wird“, berichtet Katja Möllerhaus.
Dass das am besten mit Kooperationspartnern und Netzwerken funktioniert, hat sich für Tina Asbrock in den vergangenen Jahren oft bestätigt. Ein Netzwerk sei die Familie mit Geschwistern, Großeltern, Verwandten, die man im Blick haben müsse. Netzwerke entstünden aber auch in der Kita, z. B. wenn Eltern sich mit Gleichgesinnten zum Austausch treffen oder wenn am Nachmittag und Abend Krabbelgruppen und Yoga-Kurse in der Sporthalle der Kindertagesstätte stattfinden. Außerdem würden Netzwerke über die Kita hinaus gepflegt: in Kooperationen mit Grundschule und Seniorenheim, mit Beratungsstellen und mit der Kirchengemeinde.
Letzteres ist auch für Katja Möllerhaus ein wichtiger Punkt: „Die religionspädagogische Arbeit war uns in der Kita schon immer wichtig, aber durch den Weg zum „Haus für Kinder und Familien“ haben wir viele weitere Schnittpunkte mit der Kirchengemeinde entdeckt, auf die wir auch unsere Eltern hinweisen. Die Zusammenarbeit mit der Kirchengemeinde ist intensiver geworden – wir sind jetzt eine richtige Gemeinschaft“, erzählt sie.
Weitere Infos
Rund 100 Krippen und Kindertagesstätten im Bistum Osnabrück wurden bislang als „Haus für Kinder und Familien“ ausgezeichnet. Das Qualitätssiegel belegt zum Beispiel, dass sie einen besonders partnerschaftlichen Umgang mit Kindern und Eltern pflegen, dass sie ein bedarfsorientiertes Betreuungsangebot haben und dass sie neben der Kinderbetreuung auch Begegnungs-, Beratungs- und Bildungsangebote für Eltern anbieten. Außerdem kooperieren sie eng mit der Kirchengemeinde vor Ort und laden Familien zum Mitfeiern des Glaubens ein. Detaillierte Informationen zu den Häusern für Kinder und Familien gibt es hier.
Tina Asbrock freut sich über den Kontakt zur Kirchengemeinde auch deshalb, weil sie in der Kindertagesstätte eine Zunahme existentieller Fragen bemerk: „Rituale werden bei uns wieder verstärkt angefragt. Ob das der Laternenumzug an St. Martin ist oder die Übernachtungsaktion der Vorschulkinder – ich habe das Gefühl, dass die Sehnsucht nach wiederkehrenden Dingen groß ist; nach einem höheren Sinn, nach Ritualen, auf die sich Familien verlassen können.“
Diese Sicherheit möchte Asbrock Familien gerne vermitteln. Im Mai 2022 wurde auch die Kita St. Ursula offiziell als „Haus für Kinder und Familien“ zertifiziert. Asbrock und ihr Team sind froh, dass sie jetzt die Auszeichnung für etwas tragen dürfen, was sie schon seit vielen Jahren im Kita-Alltag leben: ein Haus mit offenen Türen, offenen Ohren und offenen Armen zu sein, das Kinder und Familien stark macht.