Suppe kochen und Gutes tun
In der Küche des Osnabrücker Sharehaus Friedenskirche treffen sich Menschen, die zweierlei wollen: kochen und Gutes tun. Beides verbindet das Projekt „Suppe für Dich“ der Caritas in Osnabrück.
Das Rezept verlangt kleine Stücke vom Kürbis. Doch das Messer ist stumpf. Macht nichts – Laura greift zum nächsten. Die junge Frau mit den lockigen Haaren zerlegt den Hokkaido im Handumdrehen mundgerecht. Das orange Gemüse wandert an diesem Abend in die Suppe. „Italienischer Herbsteintopf“ steht auf dem Plan. So bunt wie die Zutaten ist die Runde am Herd: Die mehr als ein Dutzend Männer und Frauen sind von etwa 18 bis über 60 Jahre alt, Muslime und Christen, Deutsche, Ukrainer, Kurden und weitere Nationen. Alle stehen um die Kochinsel, schnippeln Gemüse, rühren in den Töpfen.
Sie tun es für den guten Zweck. Die 20 Liter Suppe in zwei großen Töpfen, bringt die Gruppe am nächsten Tag zur Bahnhofsmission. Dort bekommen Menschen ohne Obdach umsonst eine warme Schüssel. Das ist der Kern von „Suppe für Dich“: koche und tue Gutes damit.
Laura findet das stark. Sie ist mittlerweile zum zweiten Mal dabei. Beim ersten Mal hatte sie noch einen Freund mit. „Aber der kann heute nicht kommen, er hat Spätschicht. “Auf die Idee, sich hier zu engagieren, kam sie über die Instagramseite der Caritas in Osnabrück, in deren Rahmen das Projekt läuft. Sie mag, dass man Menschen begegnet, denen man sonst kaum begegnen würde, dass das Kochen Spaß macht – und dass man damit anderen hilft.

Die Idee entstand vor mehr als zwei Jahren aus einem „Volunteer Day“, also einem Tag für Freiwillige, den die Caritas regelmäßig organisiert. Damals war Finja Peppmeier schon dabei. Die angehende Sozialarbeiterin begleitet das Projekt inzwischen im Rahmen ihres Anerkennungsjahres beim Verband. „Ich bin ansonsten in der Beratung, sitze also viel am Schreibtisch. Da ist ‚Suppe für Dich‘ eine schöne Abwechslung“, sagt sie. Sie ist auch diejenige, die den Einkauf vorher besorgte – die Rechnung für die Lebensmittel übernimmt auch die Caritas.
Weitere Infos
- Die nächsten Termine von „Suppe für Dich“ sind am 12. und 26. November, jeweils um 18.15 Uhr im Sharehaus Friedenskirche, Bielefelder Str. 2, Osnabrück. Wer mag, kann sich vorher bei Finja Peppmeier anmelden: FPeppmeier@caritas-os.de. Hier gibt es auch Infos, wenn man das Projekt anderweitig unterstützen will – beispielsweise beim Einkauf der Zutaten. Mehr bei Instagram.
- Ob mit Linsen, Steckrübe oder Petersilienwurzel – hier gibt es Rezepte für leckere Suppen und Eintöpfe aus dem Bistum.
Normalerweise kommen immer acht bis zehn Leute, heute sei besonders viel los. Die Gruppe trifft sich normalerweise alle zwei Wochen am Mittwoch im Sharehaus Friedenskirche der Evangelisch-reformierten Gemeinde. Dort wartet eine gut ausgestattete Küche auf die Gruppe. Der Charme des Angebots sei ein Ehrenamt ohne Hürden. „Der Einstieg ist sehr niederschwellig“, sagt Finja Peppmeier. Man muss sich nicht anmelden, die Zeit ist begrenzt, und alle können etwas beitragen. Dazu kommt die Chance, mit sehr unterschiedlichen Menschen etwas gemeinsam zu tun. „Ab und an kommen zum Beispiel auch Bankmitarbeitende, die sich im Rahmen ihrer Arbeit sozial engagieren können“, erzählt sie. Dann stehen sie am Herd neben Geflüchteten aus der Ukraine, wie Larysa. Sie hat schon einige Kochabende hinter sich. Vor drei Jahren floh sie vor dem Krieg aus Charkiv, einer Großstadt nahe der Front. In ihrer Heimat war sie Chemieingenieurin und leitete das Lehrlabor der Nationalen Technischen Universität in Charkiv. Hier in Osnabrück hat sie mittlerweile den B1-Deutschkurs abgeschlossen. Für eine Anstellung bräuchte sie aber mindestens Sprachniveau B2. „Den Kurs dazu hätte ich gerne gemacht, wurde aber aufgrund meines Alters abgelehnt“, sagt sie. Deshalb hat sie gerade keine Anstellung. „Suppe für Dich“ bringt sie immerhin unter Menschen. „Wenn man immer nur zu Hause ist, drückt das auf die Stimmung. “ Und sie kann weiter ihr Deutsch verbessern: Auch das ist ein Grund mitzumachen.

Vor einem kleinen Berg brauner Champignons steht derweil Vivien. Die junge Frau hat das Abitur in der Tasche und wartet auf ihr Au-pair-Jahr in Australien. „Da habe ich für diese Zeit noch etwas gesucht, wo ich mich engagieren kann“, sagt sie und schneidet die Pilze klein. Sie ist an diesem Abend zum ersten Mal hier und wohl nicht zum letzten: „Ich werde sicher wiederkommen.“
Das Rezept: Italienischer Herbsteintopf
Man braucht für fünf Portionen:
4 Lauchzwiebeln, 8 Schalotten, 8 Knoblauchzehen, 2 Paprikaschoten, 1,5 Kilogramm Hokkaidokürbis, 1Kilogramm Kartoffeln, 800 Gramm stückige Tomaten, 500 Gramm Bohnen (am besten frisch), 500 Gramm Champignons, 0,5 Liter Gemüsebrühe, 0,5 Liter Wasser, 1 Esslöffel Zucker, Olivenöl, Salz und Pfeffer, Petersilie, Thymian, Olivenkraut, Chilipulver oder Chiliflocken
Kartoffeln schälen und würfeln. Anschließend in 0,5 Liter kaltes Salzwasser geben. Paprika entkernen, waschen und würfeln. Lauch schälen und klein schneiden. Zusammen mit der Gemüsebrühe zu den Kartoffeln geben.
Bei frischen grünen Bohnen: Bohnen entstielen und in einen zweiten Topf geben. Salz und ein bisschen Zucker hinzugeben, mit kochendem Wasser übergießen und ca. 15 Minuten kochen.
Anschließend abgießen und beiseitestellen.
Kartoffelgemisch in einem geschlossenen Topf erhitzen. Sobald es kocht, Deckel entfernen, die gehackten Tomaten hinzugeben und bei mittlerer Hitze köcheln lassen.

Zwiebeln, Knoblauch und Champignons würfeln und bei mittlerer Hitze in einer Pfanne mit ein wenig Olivenöl ca. zehn Minuten braten.
Anschließend in den Kartoffeltopf geben und mitkochen.
Die Bohnen, den von den Stielen abgezupften Thymian, das Olivenkraut und einen guten Schuss Olivenöl ebenfalls in den Kartoffeltopf geben. Den Eintopf ca. eine Stunde köcheln lassen.
In der Zwischenzeit den Hokkaido waschen und die unschönen Stellen aus der Schale schneiden. Anschließend zerteilen, entkernen und würfeln. Die Hokkaidoschale kann man prima mitessen. Die Petersilie hacken.

Hintergrund
Mit Blick auf die Zukunft der Kirche setzt das Bistum Osnabrück unter anderem auf Projekte, die das Gemeinwohl fördern. Weitere Informationen zum Transformationsprozess im Bistum gibt es hier.
Nach etwa einer Stunde Kochzeit die Hokkaidowürfel in den Eintopf geben. Anschließend den Eintopf weitere 20 bis 30 Minuten kochen lassen. Währenddessen 1 EL Zucker hinzugeben.
Den Eintopf mit Olivenöl, Salz, Pfeffer und Chili abschmecken. Das ist die Basiswürze, weitere Gewürze sind natürlich optional. Kurz vor dem Servieren die Petersilie hinzufügen.