Tag der Arbeit am Sonntag

Tag der Arbeit am Sonntag
Bild: pixabay.com, Tama66

Jesus offenbarte sich den Jüngern noch einmal, am See von Tiberias, und er offenbarte sich in folgender Weise. Simon Petrus, Thomas, genannt Didymus, Natanaël aus Kana in Galiläa, die Söhne des Zebedäus und zwei andere von seinen Jüngern waren zusammen. Simon Petrus sagte zu ihnen: Ich gehe fischen. Sie sagten zu ihm: Wir kommen auch mit. Sie gingen hinaus und stiegen in das Boot. Aber in dieser Nacht fingen sie nichts. Als es schon Morgen wurde, stand Jesus am Ufer. Doch die Jünger wussten nicht, dass es Jesus war. Jesus sagte zu ihnen: Meine Kinder, habt ihr keinen Fisch zu essen? Sie antworteten ihm: Nein. Er aber sagte zu ihnen: Werft das Netz auf der rechten Seite des Bootes aus und ihr werdet etwas finden. Sie warfen das Netz aus und konnten es nicht wieder einholen, so voller Fische war es. Da sagte der Jünger, den Jesus liebte, zu Petrus: Es ist der Herr! Als Simon Petrus hörte, dass es der Herr sei, gürtete er sich das Obergewand um, weil er nackt war, und sprang in den See. Dann kamen die anderen Jünger mit dem Boot – sie waren nämlich nicht weit vom Land entfernt, nur etwa zweihundert Ellen – und zogen das Netz mit den Fischen hinter sich her. Als sie an Land gingen, sahen sie am Boden ein Kohlenfeuer und darauf Fisch und Brot liegen. Jesus sagte zu ihnen: Bringt von den Fischen, die ihr gerade gefangen habt! Da stieg Simon Petrus ans Ufer und zog das Netz an Land. Es war mit hundertdreiundfünfzig großen Fischen gefüllt, und obwohl es so viele waren, zerriss das Netz nicht. Jesus sagte zu ihnen: Kommt her und esst! Keiner von den Jüngern wagte ihn zu befragen: Wer bist du? Denn sie wussten, dass es der Herr war. Jesus trat heran, nahm das Brot und gab es ihnen, ebenso den Fisch. Dies war schon das dritte Mal, dass Jesus sich den Jüngern offenbarte, seit er von den Toten auferstanden war.  

Johannes 21,1-14

 

Der 1. Mai, der Tag der Arbeit, fällt in diesem Jahr auf einen Sonntag! Und der macht dem Thema Arbeit alle Ehre. Da ist zum Beispiel das Fest „Heiliger Josef der Arbeiter“. Die Kirche begeht den 1. Mai traditionell mit Blick auf den Zimmermann Josef, den Vater Jesu, um an die Würde der menschlichen Arbeit zu erinnern. Dazu passt auch das Evangelium an diesem dritten Sonntag der Osterzeit, das von der harten Arbeit der Jünger berichtet. Simon Petrus und die weiteren dort genannten Jünger sind Fischer und haben in der Nacht ihre Netze ausgeworfen, aber nichts gefangen. Da begegnet ihnen in der Morgendämmerung am Ufer Jesus, der Auferstandene. Er macht den Jüngern Mut, das Netz noch einmal auszuwerfen; und siehe da: Jetzt können sie es kaum wieder einholen, weil es so voller Fische ist. Eine Mut-Macher-Geschichte gegen alle Mächte der Verzweiflung und Ohnmacht, wie sie die Jünger nach dem Tod Jesu am Kreuz erlebt haben. Nicht aufgeben, sondern immer wieder das Netz auswerfen – das ist die Botschaft.

Von einer ganz anderen Begegnung am Meer berichtet der Schriftsteller Heinrich Böll. Für eine Sendung des Norddeutschen Rundfunks zum 1. Mai 1963 verfasste der Literatur-Nobelpreisträger die „Anekdote zur Senkung der Arbeitsmoral“. Eine herrliche Satire auf die 60er Jahre des sogenannten Wirtschaftswunders. Ein gut betuchter Tourist begegnet darin an der Westküste Europas einem Fischer, der – ärmlich bekleidet – nach einem ergiebigen Fang am frühen Morgen in seinem Boot einfach nur noch vor sich hin döst. Für den Wohlstands-Touristen ist das zwar ein schönes Fotomotiv, ansonsten aber vertane Zeit. Geschäftig redet er auf den spröden Fischer ein: Die Wetterprognose sei doch gut, er könne erneut hinausfahren, seine Fangquote erhöhen. Dann könne er weitere Boote anschaffen, eine kleine Fischfabrik gründen, neue Märkte erschließen, zuletzt als wohlhabender Mann die Sonne genießen. – „Aber das tu‘ ich ja schon jetzt“, kontert der Fischer und hinterlässt einen irritierten, wohl auch etwas neidischen Touristen.

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Was hätte dieser Fischer zur aktuellen politischen Debatte gesagt, wonach der 1. Mai als arbeitsfreier Tag in der Woche nachgeholt werden müsse, da er auf einen ohnehin schon arbeitsfreien Sonntag falle? Vielleicht hätte der Fischer an diesem Sonntag gesagt: „Einen freien Tag genießen, das tu ich ja jetzt schon!“ – Die „work-life-balance“ des Fischers ist jedenfalls im Gleichgewicht und – aus heutiger Sicht – auch noch nachhaltig. Er lebt nicht, um zu arbeiten; er arbeitet, um zu leben und schont dabei die Ressourcen.

So betrachtet könnte der Tag der Arbeit am arbeitsfreien Sonntag zu seinem eigentlichen Sinn finden und ein glücklicher Anlass sein, grundsätzlich über Arbeit und Muße, Haben und Sein nachzudenken. Er könnte auch den Schutz des Sonntags erneut in das Bewusstsein rücken, der durch immer mehr verkaufsoffene Sonntage, Arbeitsverdichtung und nicht zuletzt auch Freizeitstress gefährdet ist.

Diakon Gerrit Schulte