Tragen und getragen werden

Jesus betete einmal an einem Ort; als er das Gebet beendet hatte, sagte einer seiner Jünger zu ihm: Herr, lehre uns beten, wie auch Johannes seine Jünger beten gelehrt hat! Da sagte er zu ihnen: Wenn ihr betet, so sprecht: Vater, geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Gib uns täglich das Brot, das wir brauchen! Und erlass uns unsere Sünden; denn auch wir erlassen jedem, was er uns schuldig ist. Und führe uns nicht in Versuchung!
Lukas 11,1-4
Bei der Aussendung der Freiwilligen aus unserem Bistum für ein Auslandjahr wurde ein für mich sehr berührender Gottesdienst gefeiert. Zum gemeinsamen Gebet des Vaterunsers wurden alle dazu eingeladen, sich die Hand zu reichen und gemeinsam zu beten. Dabei sollte eine Handfläche nach oben zeigen und die andere Handfläche nach unten. Dieses Händereichen steht symbolisch dafür, dass wir einerseits getragen werden und andererseits auch Andere tragen. Ich finde das ein schönes Zeichen, vor allem im Gebet so verbunden zu sein.
Hier kommentieren jede Woche Menschen aus dem Bistum Osnabrück eine Bibelstelle aus einer der aktuellen Sonntagslesungen – pointiert, modern und vor allem ganz persönlich.
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Eine Einladung, gemeinsam zu Gott zu beten, ist auch im oben stehenden Text aus dem Lukasevangelium zu finden. Es ist eine Ermutigung dafür, offen zu sein bzw. bewusst das Gebet auch in Gemeinschaft zu suchen.
Diese Verbundenheit von „getragen werden“ und „Andere zu tragen“, findet sich für mich ganz stark in den vielen Zeltlagern und Ferienfreizeiten im Sommer wieder. Dabei ist aus meiner Sicht ein besonderer Moment der Gottesdienst im Zeltlager. Mich berührt immer dieser ruhige Part im sonst sehr aktiv gestalteten Zeltlager, in dem über das Erlebte nachgedacht werden kann. Meistens finden auch passend zum Motto Predigtaktionen statt, es wird mit Gitarrenbegleitung gesungen und alle dürfen gemeinsam beten. Diese gemeinschaftliche Erfahrung und die Einladung von Jesus an uns, im Gebet miteinander verbunden zu sein, kann eine Frage für unser Leben aufwerfen: Wo gibt es in meinem Leben Momente, in denen ich getragen werde und wo Momente, in denen ich für Andere eine tragende Rolle übernehme?
Cedrik Fritz