Vorbereitung ist das A und O

Markus und Yolanda
Gemeinsam und mit Gott unterwegs: Yolanda und Markus wollen sich christlich trauen lassen. Bild: privat

Wo wird geheiratet und wo gefeiert? Wer wird uns trauen, was gibt’s zu essen und wer kümmert sich um die Musik? Die Gästeliste! Das Brautkleid! Die Deko! So viel gibt es zu bedenken und zu organisieren vor einer Hochzeit – aber ein Ehevorbereitungskurs? Steht bei vielen nicht ganz oben auf der ToDo-Liste. Warum eigentlich? Und warum lohnt es sich, so einen Kurs zu besuchen? Die Antworten gibt es hier!

Im Bistum Osnabrück haben Ehevorbereitungskurse eine lange Tradition. Regelmäßig werden sie von Kirchengemeinden und Bildungshäusern angeboten – vor allem im Frühjahr, vor Beginn der Hochzeitssaison, denn dann ist die beste Zeit, um sich als Paar noch mal ganz auf sich zu besinnen. Sich zu fragen: Welche Wünsche oder Erwartungen haben wir an unsere Partnerschaft? Was können wir tun, damit sie gelingt? Welche Bedeutung hat der christliche Glaube für unser Zusammenleben? Was versprechen wir uns eigentlich genau bei unserer Hochzeit?

Mit Gottes Segen

Yolanda (33) und Markus (37) aus Osnabrück sind seit acht Jahren ein Paar. Kennen gelernt haben sie sich beim Tanzen, verlobt im Urlaub in Griechenland und seit vergangenem Jahr sind sie standesamtlich verheiratet. „Als wir die Ringe getauscht haben, war das ein mega Gefühl, wie frisch verliebt waren wir danach!“ sagen sie. Trotzdem hat noch etwas gefehlt: Beide wünschen sich den Segen Gottes für ihre Beziehung. Im Sommer wird es nun endlich so weit sein, dann werden sie kirchlich getraut. Im Frühjahr haben sie einen Ehevorbereitungskurs in Bremen besucht. „Wir haben uns ein richtig schönes Wochenende daraus gemacht“, erzählt Markus schmunzelnd. „Obwohl wir uns mit eher gemischten Gefühlen für den Kurs angemeldet haben.“ Markus‘ Mutter hatte die beiden auf die Idee gebracht, Yolanda war zunächst skeptisch. Sie kommt aus Peru, wo es etwas Vergleichbares nicht gibt, und hatte keine rechte Vorstellung davon, was sie beim Kurs erwartet. „Freundinnen und Kollegen haben mich zusätzlich verunsichert, jeder hatte eine andere Idee – da lernst du was über den ganzen Steuerkram oder bestimmt wird etwas aus der Bibel abgefragt. Ich hatte echt ein wenig Angst vor dem Kurs“, gibt sie zu.

Kommunikation als Schlüssel

Andreas GautierMit ihrer Verunsicherung ist sie nicht allein, weiß Pastoralreferent Andreas Gautier. Gemeinsam mit seiner Kollegin Pastoralreferentin Jana Wilde leitet er seit drei Jahren die Ehevorbereitungskurse in Bremen und wurde schon mit vielen Vorurteile konfrontiert. „Es geht in den Ehevorbereitungskursen nicht an erster Stelle um das, was im Katechismus steht, sondern um das, was man braucht, um eine glückliche Beziehung zu leben“, stellt er klar. In den Kursen werden zwar auch die Bedeutung des Sakraments, der Ablauf der Trauung und das vorbereitende Eheprotokoll besprochen, aber hauptsächlich gehe es um Kommunikation: „Meiner Meinung nach ist Kommunikation der Schlüssel zu gelingender Partnerschaft. Zu verstehen, wie Kommunikation funktioniert, wie es gelingt, Gespräche nicht abreißen zu lassen, das ist ein sehr wichtiger Baustein, um eine gute Ehe führen zu können“, sagt Gautier.

Jana WildeNatürlich gibt es in den Kursen kein Patentrezept für die Ehe – das zu betonen ist Jana Wilde wichtig: „Wir sind weit davon entfernt, den Leuten zu erzählen: So geht Beziehung. Die Kurse sollen einen Raum eröffnen, in dem Paare sich Zeit nehmen können füreinander und für das, was ihre Beziehung ausmacht. Es geht um Strategien, um gut miteinander in Verbindung zu bleiben.“ In der Wissenschaft gebe es inzwischen einige gesicherte Erkenntnisse über Faktoren, die eine Ehe stabil machen: Neben Kommunikation sind beispielsweise auch Wertschätzung und Freiräume wichtig, auch gemeinsame Werte und Ziele sollte ein Paar haben – und immer wieder: Zeit füreinander.

Die großen Fragen

Die meisten Ehevorbereitungskurse im Bistum gehen über zwei Tage und das ist in dieser Intensität auch gut so, findet Andreas Gautier. Er sagt: „Wir erleben oft, dass Paare so mit anderen Sachen zugepflastert sind, mit den Hochzeitvorbereitungen, ihrem Alltag, dass für die wesentlichen Fragen zu wenig Zeit bleibt oder man sich die gar nicht stellt: Wollen wir Kinder und wenn ja, wie viele, wollen wir in der Stadt oder auf dem Land leben, welche Rolle soll der Glauben in unserer Beziehung spielen, welche Bedeutung haben Arbeit und Familie.“ Im Kurs haben die Paare immer wieder Gelegenheit, über diese und ähnliche Lebensfragen zu sprechen und auch, Impulse für später mitzunehmen.

Markus und YolandaDas hat auch Markus gut gefallen: „Yolanda und ich haben sehr unterschiedliche Arbeitszeiten, sehen uns in der Woche manchmal kaum und am Wochenende liegt immer so viel an – da nimmt man sich einfach nicht die Zeit, mal bewusst darüber zu reden: Was bedeutet das eigentlich für uns, verheiratet zu sein? Die intensive Beschäftigung damit im Kurs hat uns beiden und unserer Beziehung wirklich gutgetan.“ Außerdem sei es toll gewesen, mal andere Paare zu treffen, die in der gleichen Situation sind, ergänzt Yolanda: „Zu hören, wie die das machen mit den Hochzeitsvorbereitungen, aber auch überhaupt in ihrer Beziehung, wie andere zum Beispiel Probleme lösen. Die Atmosphäre war so locker, dass wir uns echt gut unterhalten konnten über alle möglichen Themen.“

Ehevorbereitung digital

Dieser Austausch ist auch Jana Wilde und Andreas Gautier wichtig – und der klappt vor allem gut, wenn man gemütlich zusammen sitz. Deswegen sind sie froh, dass die Ehevorbereitungskurse inzwischen wieder in Präsenz angeboten werden können. Während der Corona-Pandemie gehörten die beiden zu den ersten im Bistum, die digitale Ehevorbereitungskurse angeboten haben. „Das hat mit unseren ganzen Inhalten auch super geklappt“, erzählt Wilde, „nur das Kennenlernen der Paare untereinander ist leider etwas zu kurz gekommen.“

Weitere Infos

Dennoch sollen die Onlinekurse fortgeführt werden. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass das einigen wirklich entgegenkommt – Kurzentschlossenen oder Leuten, die sonst einen langen Anweg hätten zum Beispiel“, sagt Gautier. Die beiden wollen die Hürden für den Besuch eines Ehevorbereitungskurses so klein wie möglich halten, damit möglichst viele Paare etwas Passendes für sich finden. Sie sind sich sicher, dass sich so ein Kurs für alle lohnt, die ihre Beziehung unter den Segen Gottes stellen wollen. Jana Wilde formuliert es so: „Klar, den Kurs bucht man nicht vor dem Saal in dem man Feiern will, aber die ganze Hochzeitsfeier kann durch so einen Kurs inhaltlich noch mal wertvoll gefüllt werden, das ist eine echte Chance!“

Dieses Gefühl haben auch Markus und Yolanda. Sie sagen zum Abschluss: „Wir sind wirklich positiv überrascht und freuen uns total, dass wir das gemacht haben.“