Wählen, damit es menschlich bleibt

Werner Echtermann
Bild: Christof Haverkamp

Um einen reibungslosen Ablauf von Wahlen zu garantieren, sind Wahlhelfende unverzichtbar. Auch für die Bundestagswahl 2025 werden wieder rund 650.000 Wahlhelferinnen und Wahlhelfer in ganz Deutschland im Einsatz sein. Einer von ihnen ist Werner Echtermann aus Osnabrück. Er begleitet seit über 30 Jahren Wahlen als freiwilliger Helfer und erzählt hier, was das konkret bedeutet und warum dieses Ehrenamt so wichtig ist.

„Das erste Mal war ich bei der Bundestagswahl 1994 als Wahlhelfer dabei, da hatte ich mich bei einem Aufruf der Stadt gemeldet, dass Wahlhelfer gesucht wurden, und danach bin ich dabei geblieben. Ist ja eine wichtige Aufgabe: Man wirkt mit, dass überhaupt Wahlen durchgeführt werden können; ohne die ehrenamtlichen Helfer würde das sonst gar nicht funktionieren. Seit 20 Jahren bin ich auch Wahlvorstand und achte darauf, dass alles in einer vernünftigen Art und Weise abläuft. Das heißt konkret: Ich treffe mich am Wahltag schon früh morgens mit den anderen Wahlhelferinnen und Wahlhelfern und wir legen fest, wer welche Aufgaben übernimmt: die Leute im Wählerverzeichnis abhaken, Stimmzettel ausgeben, darauf achten, dass in der Wahlkabine geheim gewählt wird und dass der Wahlzettel dann ordnungsgemäß in die Wahlurne kommt. Manchmal ist auch jemand im falschen Wahllokal oder die Leute haben noch Fragen, die wir beantworten – natürlich nur zum Ablauf. Ansonsten ist strikte Neutralität wichtig, also dass man nicht parteiisch ist.

Das hilft dem Wahlhelfer

Es ist immer am einfachsten, wenn die Leute ihre Wahlbenachrichtigung dabeihaben, da steht das zuständige Wahllokal drauf und die Wählerverzeichnis-Nummer, so dass wir sie schnell im Wählerverzeichnis finden können. Oder, falls man die verlegt hat, passiert ja, auf jeden Fall den Ausweis mitbringen, dann geht das auch so. Briefwahlunterlagen dürfen wir nicht annehmen, es kommt auch manchmal vor, dass jemand damit vorbeikommt. Aber die kann man am Wahltag eigentlich nur noch im zuständigen Wahlbüro der Stadt oder der Gemeinde abgeben – das kann man im Internet nachschauen, wo genau das ist.

Weitere Infos

  • An vielen Orten werden noch Wahlhelfende für die Bundestagswahl gesucht! Wahlhelferin oder Wahlhelfer können alle Menschen werden, die selbst wahlberechtigt zum Deutschen Bundestag sind, also die Deutsche Staatsangehörigkeit haben und mindestens 18 Jahre alt sind. Wenn Sie sich engagieren möchten, finden Sie auf der Internetseite Ihrer Stadt oder politischen Gemeinde weiter Informationen zum genauen Verfahren bei Ihnen vor Ort.
  • Detaillierte Informationen für Wahlhelfende aber auch allgemein zur Wahl gibt es auf der Internetseite der Bundeswahlleiterin.
  • Termine, Aktionen, Videos und mehr zum Thema Wahl und Demokratie im Bistum Osnabrück finden Sie hier.

Die Wahllokale sind immer von 8 bis 18 Uhr geöffnet und die Wahlhelferinnen und Wahlhelfer arbeiten in zwei Schichten, damit keiner den ganzen Tag da sein muss. Um 18 Uhr schließt das Wahllokal, dann sind alle wieder da und dann werden die Stimmen ausgezählt und alles wird protokolliert. Das ist übrigens ein öffentlicher Vorgang, also jeder kann bei der Auszählung zuschauen. Je nachdem, wie hoch die Wahlbeteiligung war und ob alles gut geklappt hat, dauert das zwischen anderthalb und zweieinhalb Stunden. Auch die Briefwahlstimmen werden übrigens erst ab 18 Uhr ausgezählt, aber nicht bei uns im Wahllokal sondern an anderen Standorten, dafür werden auch immer Freiwillige gesucht. Ich bin aber gerne im Wahllokal vor Ort, weil man da auch Menschen begegnet, vor allem wenn Familien mit Kindern kommen, die sich das mit der Wahl mal genauer anschauen wollen. Wenn ich dann Zeit habe, zeige ich den Kindern in Ruhe den Wahlzettel und erkläre ihnen alles. Weil die Wahl ja geheim sein muss, dürfen aber größere Kinder, die schon lesen können, leider nicht mit in die Wahlkabine. Trotzdem finde ich es wichtig, dass sie das alles mitbekommen, schon für später, wenn sie selbst mal wählen dürfen.

Wählen gehen ist eine christlich Pflicht

Ich denke, es ist eine christliche Pflicht, zur Wahl zu gehen, um das freiheitlich demokratische System zu unterstützen und zu legitimieren. Wir hoffen als Christen ja nicht nur auf ein späteres Leben, also auf die Ewigkeit, sondern sollten uns auch immer für die Gesellschaft einsetzen, deren Teil wir sind. In den vergangenen 30 Jahren meiner Wahlhelfertätigkeit hat sich viel verändert – die Parteienvielfalt hat deutlich zugenommen. Bei der kommenden Bundestagswahl stehen über 40 Parteien zur Wahl, von denen acht oder neun Parteien eine reelle Chance haben, in den Bundestag einzuziehen. Deswegen ist es wichtig, sich vorab zu informieren, wer aus christlicher Sicht wählbar ist. Das heißt auch: seinen Standpunkt zu hinterfragen  sich eine kritische Meinung zu bilden. Gerade bei der politischen Stimmung, die im Moment herrscht, müssen wir daran mitwirken und uns dafür engagieren, dass es menschlich bleibt.“