Worauf es ankommt, wenn er kommt

Babybauch
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Advent heißt Ankunft. Das bedeutet Warten. Und vor allem Hoffen. Auch die schwangere Julia Wojtun wartet und hofft, dass der kleine Junge in ihrem Bauch bald kommt und gesund ist. Über die Geburt, das Warten, Hoffen und Weihnachten …

Eigentlich sollte es ein kleiner Nikolaus werden. Aber Julia Wojtun wartet immer noch – wartet auf das Kind, ihr zweites. Als Geburtstermin war der 6. Dezember berechnet, doch noch macht der kleine Junge in Julias Bauch keine Anstalten, auf die Welt zu kommen. Und auch Katharina von Samson wartet: sie ist Hebamme und begleitet Frauen seit fast zehn Jahren in den Wochen vor und nach der Geburt – nun ist sie selber schwanger und obwohl das Kind erst im nächsten Jahr geboren werden soll, ist sie schon jetzt aufgeregt: „Ich bin einfach neugierig, wer da zu uns kommen wird.“

Teetasse, Bild: photocase.de, complize
Wenn alles bereit ist, beibt nur noch eins: Abwarten und Tee trinken. Bild: photocase.de, complize

Advent, das heißt Ankunft. Als Christen warten wir in der Zeit vor Weihnachten alle auf die Ankunft eines Kindes – wenn auch nicht so konkret, wie Julia und Katharina. Schon vor 2000 Jahren wurde dieses Kind in einem Stall geboren: Jesus, genannt der Heiland – Retter und Erlöser. Jedes Jahr erinnern wir uns daran und warten erneut, in Gedanken bei dem Wunder, das sich vor so langer Zeit ereignet hat und sich bis heute fortsetzt.
Vor 2000 Jahren steckte unsere Welt in einer tiefen Krise: besetzt und regiert von römischen Eroberern, geprägt von religiösen Fanatikern und Menschen, die an nichts mehr glaubten, überfordert von immer mehr Leuten, die zu hohe oder gar keine Erwartungen mehr ans Leben stellten. Es war eine schwere, nahezu aussichtlose Zeit mit einer großen Hoffnung: man hoffte auf den einen, der kommen sollte, um die Welt besser zu machen.

Es kann ja jederzeit losgehen …

Auch Julia Wojtun hofft auf den, der da kommt: dass er endlich da ist, dass es ihm gut gehen wird. Neun Monate ist das Kind in Ihrem Bauch gewachsen – auch für sie war es manchmal eine schwere Zeit: „Morgenübelkeit, Stimmungsschwankungen, Rückenschmerzen, das ganze Programm. Ich habe schon sehr früh einen dicken Bauch gekriegt und 20 Kilo zugenommen!“ Trotzdem genießt Julia das Warten aufs Baby: „Eigentlich bin ich total entspannt: das Kind bewegt sich, die Werte sind in Ordnung und alles fühlt sich gut an“, fasst die 30-Jährige zusammen. „In den vergangenen Wochen war es natürlich zwischendurch anstrengend: ich wollte noch ganz viel fertig bekommen: alles sauber machen, Kinderwagen besorgen und die ganz normalen Weihnachtsvorbereitungen gibt es ja auch noch! Das war schon schwierig, weil man nichts planen konnte – es kann ja jederzeit losgehen …“

Den Kopf frei haben fürs Baby

schwangere Frau, Bild: medienREHvier.de, Anja Brunsmann
Warten aufs Kind ist anstrengend und schön zugleich. Bild: medienREHvier.de, Anja Brunsmann

Katharina von Samson kennt das: als Betreuerin in „Fit für den Start“-Kursen erlebt sie die Zeit vor der Geburt gemeinsam mit den Eltern: die Babyausstattung kaufen, sich um eine Haushaltshilfe kümmern und Formalitäten wie das Beantragen von Kinder- und Elterngeld klären – all das gehört zum Programm der Paarkurse. „Wir möchten den Familien zeigen, was alles auf sie zukommt, worum sie sich jetzt schon kümmern können, damit sie später den Kopf frei haben fürs Baby. Das betrifft nicht nur Formalitäten, sondern auch die Beziehung zwischen den Eltern und dem Rest der Familie – ein Rundum-sorglos-Paket sozusagen!“ Rundum sorglos ist sie im Moment zwar noch nicht, aber mit der Checkliste aus dem „Fit für den Start“-Kurs auf einem guten Weg. Für Julia Wojtun hingegen hat das Warten bald ein Ende. Sie sagt: „Jetzt ist alles fertig und ich bin bereit.“

Was wohl Maria vor 2000 Jahren gehofft hat?

Ob Maria das vor 2000 Jahren auch von sich behaupten konnte? Einen umfangreichen Geburtsvorbereitungskurs hat sie sicher nicht besucht. Und sie erwartete damals ja nicht einfach nur ein Kind – ihr war von einem Engel verkündet worden, dass sie den Sohn Gottes zur Welt bringen sollte! Ein Kind, das nicht von ihrem Mann stammte. Hochschwanger war sie außerdem gezwungen, eine weite Reise anzutreten: von Nazareth nach Betlehem, wo ihr Mann geboren und aufgewachsen war und wo sie sich nun zur Volkszählung einfinden mussten. „Ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast“, antwortet Maria im Lukasevangelium dem Engel, der ihr Jesu Geburt ankündigt. Diese Worte sind ein großer Glaubensbeweis, denn natürlich konnte sie nicht wissen, was da auf sie zukam: ein ganz besonderer Sohn, mit einer ganz besonderen Geschichte. Mit Jesu Geburt begann nicht nur für seine Mutter, sondern für die ganze Welt eine neue Zeitrechnung.

Für Christen beginnt im Advent ein neues Kirchenjahr und für jede Familie mit der Geburt eines Kindes ein neuer Lebensabschnitt. Ähnlich geht es auch heute schwangeren Frauen: ohne genau zu wissen, was auf sie zukommt, warten sie gespannt auf das Kind, das kommt. „Guter Hoffnung sein – diesen Ausdruck finde ich toll“, sagt Katharina von Samson. „Genauso fühle ich mich jetzt, kurz vor Weihnachten. Eine Schwangerschaft ist schließlich immer ein Geschenk, ein Grund zum Freuen!“ Julia Wojtun freut sich derweil schon viel konkreter: „Ich bin jetzt schon über die Zeit und eigentlich total ruhig, weil ich weiß: dieses Jahr werden wir unterm Weihnachtsbaum auf jeden Fall zu viert sein!“