Was ist Liebe?

Was ist Liebe?
Bild: pixabay.com, Ben_Kerckx

Als Judas vom Mahl hinausgegangen war, sagte Jesus: Jetzt ist der Menschensohn verherrlicht und Gott ist in ihm verherrlicht. Wenn Gott in ihm verherrlicht ist, wird auch Gott ihn in sich verherrlichen und er wird ihn bald verherrlichen. Meine Kinder, ich bin nur noch kurze Zeit bei euch. Ein neues Gebot gebe ich euch: Liebt einander! Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben. Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid: wenn ihr einander liebt.

Johannes 13,31-33a.34-35

 

Was ist Liebe? Nicht nur Lieder stellen diese Frage. Liebe ist zunächst ein Gefühl, wenn Menschen sich ineinander verlieben. Genauso schnell wie dieses Gefühl aufflammt, kann es auch erlöschen. Liebe als Gefühl kann ich nur exklusiv wenigen Menschen entgegenbringen. Liebe als meine persönliche Haltung vermag da schon mehr Menschen mit in meinen Lebenskreis einzubeziehen.

Von welcher Liebe spricht nun Jesus in der Bibelstelle oben? Es ist eine Liebe, die an ihm selber Maß nehmen soll. Das ist leicht für mich auszusprechen, aber schwer für mich zu leben. Liebe in diesem Sinne ist wohl mehr als das, was ich unter diesem Wort verstehe.

Ein nicht mehr allzu neues geistliches Lied („Liebe ist nicht nur ein Wort“ von Eckart Bücken aus dem Jahr 1973) drückt das so aus:

Liebe ist nicht nur ein Wort,
Liebe das sind Worte und Taten.
Als Zeichen der Liebe ist Jesus geboren
als Zeichen der Liebe für diese Welt.

Jesus hat die Liebe in seinem Leben als Mensch verkörpert. Um diese Liebe zu erahnen, muss ich mich immer mehr als jemand begreifen, der zuerst von ihm geliebt ist. Darauf kann dann meine Antwort erfolgen.

Das meint die zweite Strophe:

Freiheit ist nicht nur ein Wort,
Freiheit das sind Worte und Taten.
Als Zeichen der Freiheit ist Jesus gestorben
als Zeichen der Freiheit für diese Welt.

Das Kreuz Jesu ist nicht Fanal einer Niederlage, sondern Zeichen der Verwandlung. Der Tod ist nicht mehr Tod, sondern Durchgang zum endgültigen Leben. Es braucht dazu eine andere Sicht auf die Dinge. Diese Liebe rückt bisher Vertrautes neu zurecht. Es ist eine verrückte Liebe.

Wie soll ich nun leben und handeln? Da versucht die dritte Strophe eine Antwort:

Hoffnung ist nicht nur ein Wort,
Hoffnung das sind Worte und Taten
Als Zeichen der Hoffnung ist Jesus lebendig,
als Zeichen der Hoffnung für diese Welt

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Ich will dieser Liebe vertrauen. Ich will Jesus seine Liebe zu mir glauben. Ich will aus der Hoffnung leben, dass mein Leben in allen Unwägbarkeiten des Daseins gehalten ist. Und ich darf hoffen, dass ich jenseits meines Sterbens von jemand Größerem erwartet werde.

Der letzte Sprung fehlt noch. Der ist der schwierigste, aber er ist notwendig: Das Gleiche, was ich für mich erhoffe und was ich von Jesus empfange, das gilt auch für die Menschen, denen ich im Alltag begegne. Auch sie, welche mir nicht immer sympathisch sind, erfahren Jesu Liebe. Ich bin nicht allein auf der Welt! Hier liegt die Herausforderung. Ich soll Knotenpunkt der Liebe Jesu in dieser Welt werden, nicht die Endstation dafür bleiben.

Pastor Michael Lier